"Alle Hebel in Bewegung gesetzt, um illegale Flüchtlinge nicht reinzulassen", titelt Het Nieuwsblad. "Polizei am Boden, auf dem Wasser und in der Luft im Einsatz", schreibt Het Laatste Nieuws. "Belgien baut seine Grenze zu Frankreich wieder auf", fasst es Le Soir zusammen. "Belgien will die Transitmigranten aus Calais nicht haben", bemerkt L'Echo.
Innenminister Jan Jambon hat beschlossen, an der Grenze zu Frankreich wieder systematische Kontrollen durchzuführen. Knapp 300 zusätzliche Beamte werden dafür eingesetzt, vor allem in der Küstenregion. Hintergrund ist die mögliche Räumung des illegalen Zeltlagers im nordfranzösischen Calais. Die Behörden hierzulande befürchten, dass die Flüchtlinge in der Folge nach Zeebrugge ausweichen könnten, um von dort aus nach England zu gelangen.
De Morgen meint: Calais ist der Schandfleck des modernen Europas. Die Zustände dort sind menschenunwürdig. Frankreich hat zu lange weggeschaut. Doch statt mit dem Nachbarland nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen, schließt Belgien jetzt seine Grenze. Wie armselig, so die Zeitung: Belgien reiht sich in den Kreis von Ungarn, Österreich, Dänemark und Slowenien ein - Länder, die der europäischen Solidarität den Rücken gekehrt haben und denken, dass sie das Flüchtlingsproblem im Alleingang lösen könnten.
Le Soir bringt dagegen Verständnis für die Wiedereinführung der Grenzkontrollen auf. Belgien schützt sich vor den Folgen der Unfähigkeit Frankreichs und Großbritanniens, den "Dschungel" von Calais unter Kontrolle zu bekommen. Es ist aber etwas unglücklich, dass Charles Michel beim EU-Gipfel letzte Woche noch den europäischen Moralapostel gegen die Briten gab, und jetzt selber die Grundidee des Schengenraums aushebelt.
Kein Zaun der Welt wird verzweifelte Migranten aufhalten
Gazet van Antwerpen glaubt nicht an den Nutzen der verschärften Grenzkontrollen. Um die Flüchtlingskrise zu lösen, sind eine gewisse Stabilisierung im Nahen Osten und eine gemeinsame europäische Vorgehensweise notwendig. Europa aber hat die Orientierung verloren. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat versucht, das Ruder in die Hand zu nehmen, ihre Doktrin "Wir schaffen das" wurde jedoch inzwischen abgesägt. Großbritannien kehrt der EU den Rücken und Frankreich beweist schon seit Jahren, dass es keine "Grande Nation" mehr ist.
Het Laatste Nieuws ist hin und her gerissen: Natürlich kann kein Land die Asylkrise allein lösen und bedarf es einer gesamteuropäischen Vorgehensweise. Doch das scheint derzeit unmöglich zu sein. Deswegen greift jetzt auch Belgien zu Grenzkontrollen. Dabei weiß doch jeder, dass kein Zaun der Welt, egal wie hoch, verzweifelte Migranten aufhält.
La Libre Belgique beschäftigt sich mit der Frage, warum die Flüchtlinge unbedingt nach Großbritannien wollen, warum sie die Insel für das Land von Milch und Honig halten. Die Zeitung sieht vor allem zwei Hauptgründe dafür: Erstens sprechen viele Migranten bereits Englisch. Und zweitens ist es dort relativ einfach, einen schlecht bezahlten Job zu finden. Portugal hingegen würde gerne 10.000 Flüchtlinge aufnehmen, aber nur 32 Asylbewerber hatten im vergangenen Jahr Interesse an dem südeuropäischen Land. Abgesehen von Touristen scheint dort niemand hin zu wollen.
Verbalattacken auf Muslime im Land nehmen stark zu
De Standaard blickt auf eine besorgniserregende Zunahme der Verbalattacken auf Muslime in Belgien. Innerhalb der letzten fünf Jahre hat sich die Zahl der Beschwerden verdoppelt. Glücklicherweise brennen hierzulande keine Flüchtlingsheime. Trotzdem sollte die Entwicklung zu denken geben. Der anhaltende Flüchtlingsstrom und die Angst vor Terroristen sorgen für zusätzlichen Druck in der Gesellschaft. Dazu kommt die wachsende Einsicht, dass die Integration der letzten Jahrzehnte gescheitert ist.
Wie La Libre Belgique berichtet, hat die NSA nicht nur Angela Merkel abgehört, sondern auch einen Informatiker des belgischen Außenministeriums. Der IT-Experte war zunächst in Wien und jetzt in Washington für die Sicherheit der belgischen Botschaftsnetzwerke zuständig. Warum der amerikanische Geheimdienst es auf den Techniker abgesehen hatte, ist noch unklar. Das Blatt mutmaßt, dass sich die NSA über ihn Zugang zu Passwörtern und damit zu diplomatischen Kommunikationen verschaffen wollte.
Odyssee im Brüsseler Untergrund
Für Aufsehen sorgt derweil der Ausflug eines Löwener Seniors in die Brüsseler Unterwelt. Wie La Dernière Heure berichtet, war der Range Rover-Fahrer am Montagabend mit seinem Vehikel im strömenden Regen in einen Tunnel abgebogen. Das Problem: Es handelte sich um einen Straßenbahntunnel. Doch statt den Rückwärtsgang einzulegen, fuhr der 64-Jährige knapp zwei Kilometer weit auf den Gleisen. Die Wartenden an der Haltestelle "Südbahnhof" staunten nicht schlecht. Die Verkehrsbetriebe STIB haben bereits erklärt, dass die Aktion den Mann teuer zu stehen kommen wird. Der Fahrer, der 0,7 Promille Alkohol im Blut hatte, erklärte der Polizei: "Ich schäme mich zu Tode. Aber ich bin doch nur den Anweisungen meines Navis gefolgt."