"Salah Abdeslam hat sich drei Wochen lang in Schaerbeek versteckt", titelt La Dernière Heure. Nach neuen Informationen der Zeitung soll sich Europas meist gesuchter Terrorist nach seiner Flucht aus Paris bis zum 4. Dezember in einer Wohnung im Brüsseler Stadtteil Schaerbeek aufgehalten haben. Also auch während der Hochphase der Terrorwarnung in der Hauptstadt.
Weil die Polizei in der unmittelbaren Umgebung des Unterschlupfs Hausdurchsuchungen durchführte, sollen Abdeslam und seine Helfer das Versteck Anfang Dezember fluchtartig verlassen haben. Seitdem fehlt von dem Paris-Attentäter jede Spur. Am 9. Dezember fanden die Ermittler dann im dritten Stock des Gebäudes unweit des Schaerbeeker Rathauses nur noch eine leere Wohnung vor, Abdeslam ließ aber Fingerabdrücke und drei selbst genähte Westen für Bomben zurück.
"Die Wahrheit über Molenbeek"
"Philippe Moureaux bleibt dabei", titelt Le Soir. Der ehemalige und umstrittene Bürgermeister von Molenbeek liefert in einem neuen Buch nach eigenen Angaben "die Wahrheit" über die Problem-Gemeinde. Die Vorwürfe, dass er sich nicht um den wachsenden Islamismus gekümmert habe und nur auf Stimmenfang unter den muslimischen Wählern aus war, weist Moureaux vehement von sich.
Vielmehr geht er zum Gegenangriff über. Wäre er noch Bürgermeister gewesen, hätte er davon erfahren, was sich in seiner Gemeinde zusammenbraut. Die Mütter der mutmaßlichen Terroristen hätten ihm bestimmt erzählt, was da vor sich ging. Was die Föderalregierung derzeit mache, sei außerdem völlig daneben und werde die Radikalisierung nur noch verstärken.
Le Soir stellt klar: Moureaux erzählt in dem Buch nicht "die" Wahrheit über Molenbeek, sondern höchstens seine Version davon.
Trotz langer Nacht weiterhin: To brexit or not to brexit?
De Standaard blickt auf die lange Gipfelnacht in Brüssel zurück - in der Brexit-Frage bislang noch ohne Ergebnis. Het Nieuwsblad meint: Es ist doch immer wieder das Gleiche. Erst, wenn Europa am Rande des Abgrunds steht, kann man sich auf eine Lösung einigen. Nur wie die im Falle Großbritanniens aussehen wird, ist unklar.
David Cameron will keine bessere EU, sondern lediglich die britische Position innerhalb der Union verbessern, um bei den Wählern daheim seine politische Haut zu retten. Das "Mini-Europa" nach Vorstellung der Briten ist aber wenig ehrgeizig und stößt bei uns auf wenig Gegenliebe.
Gazet van Antwerpen unterstützt Premierminister Charles Michel, der sich einerseits für den Verbleib Großbritanniens in der EU stark macht, andererseits aber verhindern will, dass die Briten effektiv ein Vetorecht bekommen und damit alle europäischen Vereinbarungen blockieren könnten.
Höchste Priorität: ein ausgeglichener Haushalt ab 2018
Im Gespräch mit La Libre Belgique erklärt Notenbankchef Jan Smets, dass ein ausgeglichener Haushalt ab 2018 die oberste Priorität der Föderalregierung sein muss. Erst dann könne man über neue Steuerreformen nachdenken.
Schwarze Zahlen ab 2018, das wird kein einfacher Weg, bemerkt L'Echo. Nach Einschätzung der Nationalbank muss die Regierung dafür nämlich noch mehr als acht Milliarden Euro finden. Smets hatte bei der Vorstellung der Jahresbilanz aber auch gute Neuigkeiten im Gepäck: Das Lohnhandicap wird im Laufe des Jahres verschwinden.
Die Wettbewerbsnachteile Belgiens gegenüber den Nachbarländern seien dank der Reformen Stück für Stück abgebaut worden. Dennoch ruft der Notenbankchef weiter zur Mäßigung bei Lohnforderungen auf, um den positiven Trend nicht abzuwürgen.
Wallonisch-föderaler Dauerkleinkrieg
L'Avenir befasst sich mit dem Trauerspiel zwischen der Wallonie und dem Föderalstaat. Durch den Dauerstreit ist die Atmosphäre inzwischen so vergiftet, dass PS und MR kein Gespräch mehr führen können, ohne sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen.
Ähnliche Feststellung bei La Libre Belgique. Geht es um die wallonische Arbeitsmarktpolitik, dann sitzen gerade mal 22 von 75 Abgeordneten im Regionalparlament in Namur. Wird kurz danach aber über das umstrittene S-Bahn-Netz debattiert, dann sind auf einmal alle da, um auf die föderale Ebene einzuprügeln. Von dieser höchstens mittelmäßigen Politik muss sich die Wallonie schnellstens verabschieden.
Auch L'Echo fordert die Streithähne auf, den wallonisch-föderalen Kleinkrieg zu beenden. Durch die ewige Nabelschau funktioniert das Land nicht besser und die Bürger bleiben auf der Strecke.
"Auf einmal war der Zug weg"
Het Nieuwsblad macht mit einer unglaublichen Geschichte auf: In Landen in Flämisch-Brabant hat sich gestern Abend plötzlich ein leerer Zug in Bewegung gesetzt. Der Lokführer blieb verdattert auf dem Bahnsteig zurück und löste sofort Alarm aus. Alle Signale wurden auf Grün geschaltet, andere Züge gestoppt. Erst zwölf Kilometer weiter, im Bahnhof von Tienen, konnte ein anderer Lokführer auf den langsam vorbei rollenden Zug aufspringen und ihn stoppen.
Für die SNCB ist die ganze Geschichte ein großes Rätsel, etwas Vergleichbares sei noch nie passiert.
akn - Bild: Thierry Charlier (belga)