"Weniger Stromsteuer in Flandern durch insolventen Brennstoffhersteller aus Deutschland", titelt Het Nieuwsblad. "Flämische Haushaltsministerin Annemie Turtelboom hofft auf Pleite, um ihre unbeliebte Steuer senken zu können", schreibt Het Laatste Nieuws. Bei De Standaard heißt es: "Uneinigkeit in der flämischen Regionalregierung".
Der Insolvenzantrag des deutschen Brennstoffherstellers German Pellets hat Auswirkungen auf Belgien. Sollte das Unternehmen tatsächlich Pleite gehen, würde das das Aus für den geplanten Umbau des Kraftwerks in Langerlo bei Genk bedeuten. German Pellets wollte die Anlage zu einem Biomasseheizkraftwerk umbauen. Die flämische Regionalregierung hatte dem Betrieb für die kommenden zehn Jahre Zuschüsse von insgesamt zwei Milliarden Euro in Aussicht gestellt.
"Energiewende katastrophal vorbereitet"
Sollte das Projekt ausbleiben, wäre das eine schlechte Neuigkeit für die 110 Mitarbeiter, aber eine gute Nachricht für die Brieftasche der Flamen, hält Het Belang van Limburg fest. Die erst kürzlich eingeführte Abgabe auf Strom - auch Turtelboom-Steuer oder "Turteltaks" genannt - könnte von 100 Euro jährlich auf 65 Euro pro Haushalt gesenkt werden. Das eigentliche Problem ist dann aber noch nicht gelöst, bemerkt De Standaard. Flandern wird die europäischen Vorgaben für nachhaltige Stromerzeugung nämlich meilenweit verfehlen - dann droht ein saftiges Bußgeld.
Da sieht man mal wieder, was man davon hat, wenn man zu wenig und zu spät handelt, wettert Het Nieuwsblad. Die Energiewende hierzulande ist eine Katastrophe und daran sind alle politischen Parteien schuld. Ein Biomasseheizkraftwerk, das mit Holzpellets angefeuert wird und Strom liefert, ist alles andere als nachhaltig. Die Pellets werden von weit her angekarrt, die Anlage stößt viel CO2 aus und ist darüber hinaus nur durch Zuschüsse rentabel.
Wer ist bloß auf die schwachsinnige Idee gekommen, so etwas mit Steuergeld zu unterstützen? Auch das ist eine Folge der katastrophalen Energiepolitik in Flandern, urteilt Het Nieuwsblad.
Belgische Rüstungsindustrie: 10.000 Jobs
Le Soir blickt auf die belgische Rüstungsindustrie, die 2,8 Milliarden Euro schwer ist. So hoch war der geschätzte Umsatz der 55 belgischen Unternehmen, die in den Bereichen Rüstung und Sicherheit tätig sind, nach neuesten Erkenntnissen im Jahr 2014. Insgesamt sind in der Branche 10.000 Menschen beschäftigt - die übergroße Mehrheit in der Wallonie. Alleine die Lütticher Waffenschmiede FN Herstal verfügt über 1.500 Mitarbeiter.
95 Prozent der belgischen Rüstungsproduktion wird exportiert, teils in umstrittene Länder. In Flandern werden kaum Feuerwaffen hergestellt, dafür setzten die Betriebe dort auf militärische Software und Technologie.
"Putin wird bald USA und EU erpressen"
De Morgen befasst sich mit den schweren Kämpfen um die syrische Stadt Aleppo. Zehntausende Menschen sind auf der Flucht vor den Angriffen von Machthaber Assad - unterstützt durch russische Luftschläge und iranische Elitetruppen. Die menschlichen "Kollateralschäden" scheinen Baschar Al-Assad und Wladimir Putin egal zu sein. Dem einen geht es um Machterhalt, dem anderen um geopolitische Stärke.
Es dauert nicht mehr lange, da wird Putin sowohl die Ostukraine als auch Syrien unter seine Fittiche nehmen. Und dann kann er sowohl die USA als auch Europa erpressen. Im Gegenzug für ein bisschen weniger Chaos und weniger syrische Kriegsflüchtlinge wird Putin die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland fordern, ist die Zeitung überzeugt.
Belgische Investitionen in Deutschland
Wie L'Écho berichtet, investiert die belgische Versicherungsgesellschaft AG Insurance weiter in Deutschland. Die Immobilientochter AG Real Estate hat kürzlich knapp 140 Millionen Euro in deutsche Alten- und Pflegeheime investiert. Inzwischen ist das belgische Unternehmen an knapp 20 Altenheimen in Deutschland beteiligt. Die Firma geht von einer jährlichen Rendite von bis zu sechs Prozent aus.
AG Real Estate hatte im vergangenen Jahr auch die Lütticher Galeries Saint-Lambert aufgekauft und plant ebenfalls die Übernahme des Einkaufszentrums Médiacité.
Familiendrama in Brüssel
Het Laatste Nieuws berichtet über ein Familiendrama in der Brüsseler Gemeinde Watermael-Boitsfort. Ein 74-Jähriger hat gestern zunächst seine Ehefrau und dann sich selbst erschossen. Bekannte sprechen von einer Verzweiflungstat. Der Rentner habe den abgelehnten Sterbehilfeantrag für seine Frau nicht verkraftet. Er habe nicht mehr mitansehen können, wie es mit der 75-Jährigen wegen ihrer fortschreitenden Alzheimer-Erkrankung stetig abwärts ging.
L'Avenir nimmt seine Leser mit ins Kino und stellt fest: "Die Essen- und Getränkestände werden immer größer". Bis zu einem Drittel ihres Umsatzes machen die Betreiber von Kinosälen inzwischen mit Cola, Chips und Popcorn. Doch aufgepasst, schreibt die Zeitung: In einer kleinen Tüte Popcorn stecken so viele Kalorien wie in vier Butterbroten.
Alain Kniebs - Illustrationsbild: Patrick Seeger (epa)