"Eine neue Krise an den Toren Europas", titelt Le Soir. An der syrisch-türkischen Grenze spitzt sich die Lage zu. Zehntausende Menschen sind aus der umkämpften syrischen Stadt Aleppo geflohen. Die Truppen des Regimes von Baschar al-Assad haben die Stadt nahezu eingekesselt. Die syrische Armee bekommt dabei massive Unterstützung von der russischen Luftwaffe. Einige Zeitungen erheben dabei schwere Vorwürfe gegen Moskau. De Standaard spricht von "russischen Streubomben, die auf syrische Bürger abgeworfen werden". Das Fazit der Zeitung: "Die russischen Bomben sind tödlicher als die Terrormiliz IS."
De Morgen hat seine Lesart von den jüngsten Ereignissen im Nahen Osten: "Putin jagt Flüchtlinge nach Europa", schreibt das Blatt auf Seite eins. Das Kalkül des russischen Präsidenten: Man will die gemäßigte Opposition ausschalten, damit der Westen nur noch die Wahl zwischen zwei Optionen hat – entweder Assad oder IS. Der neue Flüchtlingsstrom, der dadurch ausgelöst wird und der zusätzlichen Druck auf die Türkei und indirekt auf Europa ausübt, der ist dabei gut mitgenommen.
Russische Bomben, systematischer Massenmord an Gefangenen
Die Schlacht um Aleppo bringt einmal mehr zusätzliches Leid, beklagt Le Soir in seinem Leitartikel. Das gilt natürlich in erster Linie für die örtliche Zivilbevölkerung. Zugleich ist Europa mit einem beispiellosen Flüchtlingsstrom konfrontiert, der unsere Gesellschaften erschüttert, gar die EU ins Wanken bringt. Russland spielt in diesem Zusammenhang ein zynisches Spiel. Es wird Zeit, dass wir unsere Beziehungen mit Moskau kritisch in Frage stellen, wenn nicht jetzt, wann denn sonst?
La Libre Belgique und De Morgen erheben derweil schwere Vorwürfe gegen das Regime von Baschar al-Assad. "Syrien rottet Gefangene aus", so die Schlagzeile. Beide Zeitungen berufen sich auf den Abschlussbericht einer Untersuchungskommission der Vereinten Nationen. Demnach wurden in den vergangenen Jahren massenhaft Häftlinge gefoltert und umgebracht. Das belegen unter anderem Tausende Fotos, die ein übergelaufener früherer Gefängnisarzt aus Syrien in den Westen gebracht hatte.
An den Börsen geht es abwärts – aber warum?
La Libre Belgique beobachtet ihrerseits einen "Hauch von Panik an den Finanzplätzen". Die Börsen sind gestern zum Wochenauftakt einmal mehr abgeschmiert. In Brüssel hielten sich die Verluste mit 3,45 Prozent noch einigermaßen in Grenzen. Frankfurt stand mit 4,4 Prozent im Minus, Mailand sogar mit 6,4 Prozent. "An den europäischen Märkten ist der Gewinn von 2015 inzwischen schon in Rauch aufgegangen", analysiert das Börsenblatt L'Echo. Dabei kann man keine konkrete Ursache erkennen, wie Le Soir feststellt. Schuld sei wohl die allgemeine Großwetterlage, insbesondere die Sorgen um den Zustand der chinesischen Wirtschaft.
Für De Standaard ist die Entwicklung an den Börsen schlichtweg "rätselhaft". Das Ganze weckt düstere Erinnerungen an die letzten beiden großen Crashes. 2002 platzte die Online-Blase; für ein solches Szenario gibt es derzeit eine Reihe von Hinweisen. Zugleich erinnern einige Entwicklungen aber auch an den Beginn der Finanzkrise 2008. Vielleicht droht aber auch ein Szenario, an das wir noch gar nicht gedacht haben. Das macht die ganze Angelegenheit allerdings nicht beruhigender.
Raser im Visier
"Anti-Terror-Kameras sollen auch Raser jagen", so derweil die Aufmachergeschichte von Het Nieuwsblad. Die Regierung hat ja ein großes Anti-Terror-Paket verabschiedet; darin ist auch vorgesehen, dass 260 "intelligente" Kameras installiert werden, insbesondere auf den großen Verkehrsachsen. Diese Kameras scannen unter anderem die Kennzeichen der Autos.
Nach Plänen von Innenminister Jan Jambon könnten diese Anlagen aber auch für so genannte "Abschnittskontrollen" eingesetzt werden. Das heißt, sie messen, wie lang ein Auto von einem Punkt A zum Punkt B braucht und berechnen daraus die Geschwindigkeit.
Rauchen im Auto könnte bald teuer werden
Apropos Auto: "Wer im Wagen raucht, dem drohen 120 Euro Bußgeld", so die Aufmachergeschichte von Het Laatste Nieuws. Hier handelt es sich um einen Gesetzesvorschlag, der von den flämischen Liberalen OpenVLD hinterlegt wurde. Und offensichtlich hat die Gesundheitsministerin und Parteikollegin Maggie De Block schon ihre Unterstützung angedeutet. Demnach soll Rauchen im Auto in Gegenwart von Kindern unter 16 Jahren unter Strafe gestellt werden.
In seinem Leitartikel übt Het Laatste Nieuws beißende Kritik an der Idee. Auf den ersten Blick mag das ja noch nachvollziehbar klingen. Gerade im Auto ist Passivrauchen besonders gefährlich, zumal für Kinder. Bedenklicher ist aber, dass der Staat hier einmal mehr die Menschen bevormunden will. Da muss man sich fragen, wann denn staatliche Verbote für Zucker, Fett oder Salz folgen werden. Was ist ungesünder? Eine Zigarette im Auto? Oder ein Staat, der uns zu Modelleltern erziehen will?
Königliche Schneeballschlacht
Viele Zeitungen bringen heute schließlich Urlaubsfotos der Königsfamilie. König Philippe, Königin Mathilde und die vier Kinder sind in Verbier im schweizerischen Kanton Wallis. "Königlicher Schneespaß", schreibt Het Belang dazu van Limburg auf Seite eins; zu sehen ist die ganze Familie auf Skiern. "Und der ist für Dich, Papa!", schreibt Het Laatste Nieuws; und in der Tat: man sieht, wie die kleine Eleonore ihren Vater mit einem Schneeball bewirft. Das Fazit von Het Nieuwsblad: "Eleonore hat den König 'eiskalt erwischt'."
Roger Pint - Bild: Bulent Kilic (afp)