"Aalst lacht über Terroristen und Ermittler", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Salah Abdeslam ist der Star in Aalst", so auch die Schlagzeile von La Dernière Heure.
Auch außerhalb von Ostbelgien wird hierzulande Karneval gefeiert. Besonders bekannt ist zum Beispiel der Karneval von Aalst zwischen Brüssel und Gent. Hier geht es häufig ziemlich politisch zu. Und zwischen Klammern gesagt manchmal auch gewagt.
Beim gestrigen Umzug war unter anderem eine Gruppe als halbblinde Polizisten unterwegs, die in Molenbeek mit einer großen Lupe nach Salah Abdeslam suchten. Auf einem anderen Wagen stand zu lesen: "Umzugsunternehmen Gebrüder Abdeslam", gelegen in Molenbeek in der "Rue Des Explosions" - eine Anspielung auf die Presseberichte, wonach Salah Abdeslam angeblich in einem Schrank der Polizei entkommen sein soll.
Der Karneval in der Provinz Limburg ist eher rheinisch geprägt. Und dort hat man auch ähnliche Probleme wie am Rhein oder in Ostbelgien: "Sint-Truiden hat sturmbedingt seinen Karnevalszug abgesagt", so die Schlagzeile von Het Belang van Limburg. In anderen Ortschaften wird heute Vormittag entschieden, wie es weitergehen soll.
So billig bauen (oder kaufen) wie nie
Für die meisten Zeitungen ist heute aber im Grunde ein Tag wie jeder andere. "Wohnkredite so günstig wie nie", titeln etwa Het Nieuwsblad und Le Soir. Demnach gilt für ein Hypothekendarlehen im Augenblick ein durchschnittlicher Zinssatz von 2,65 Prozent. Eine Ursache dafür ist im Übrigen spezifisch belgisch: Ende des Monats steht die große Baufachmesse Batibouw an. Und im Vorfeld liefern sich traditionell auch die Banken einen kleinen "Preiskrieg".
N-VA-Finanzminister zunehmend unter Beschuss
Innenpolitisch gerät in diesen Tagen Finanzminister Johan Van Overtveldt zunehmend unter Druck. "Van Overtveldt steht in der Koalition unter Beschuss, weil er sich verkalkuliert hat", schreibt etwa Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Die CD&V fordert die gesamte N-VA heraus", bemerkt De Morgen.
Hintergrund sind zunächst die durchwachsenen Haushaltsergebnisse. Belgien hat das Haushaltsjahr 2015 mit einem Defizit von 2,9 Prozent abgeschlossen. Das sei schlechter als 2013 unter Di Rupo, wetterte insbesondere der CD&V-Parlamentarier Eric Van Rompuy. Und die flämischen Christdemokraten haben da offensichtlich auch den Schuldigen identifiziert, nämlich eben den N-VA-Finanzminister Johan Van Overtveldt. Der Vorwurf: Van Overtveldt habe den Ertrag von verschiedenen steuerlichen Maßnahmen falsch eingeschätzt.
Am Wochenende gab es deswegen schon beißende Kritik vom Koalitionspartner CD&V. Jetzt scheint sich die OpenVLD anzuschließen: "Auch für die Liberalen muss Van Overtveldt jetzt ranklotzen", notiert De Standaard. Le Soir präsentiert gleich einen ganzen "Katalog von Fehleinschätzungen" des N-VA-Finanzministers. Aufgeführt sind dabei unter anderem das Gerangel um die sogenannten "Weißen Kassen" im Horeca-Sektor, die illegalen Steuerdeals mit Großkonzernen und nicht zuletzt der Tax-Shift, der offensichtlich nicht ausreichend gegenfinanziert ist.
Der vermeintliche Heilsbringer ist entzaubert
"Alles verändert, aber nichts wird gelöst", meint denn auch Het Laatste Nieuws in einem scharfen Kommentar. Was hatte N-VA-Chef Bart De Wever doch den Mund voll genommen. "Show me the money!", "Zeig mir doch das Geld!", forderte De Wever seinerzeit aus der Opposition. Er wollte damit die Sparmaßnahmen der Regierung Di Rupo in Zweifel ziehen. Und was sehen wir jetzt? Die Regierung spart und spart und spart, um am Ende bei einem Defizit von 2,9 Prozent zu landen. Der Eindruck, der da entsteht, ist desaströs. Wieder einmal muss der Wähler feststellen, dass die vermeintlichen Heilsbringer ihre Versprechen nicht halten können.
Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, das war der Vorschlag des Finanzministers im Hinblick auf die Senkung der Unternehmenssteuer. Sofort machten die Koalitionspartner geltend, dass eine solche Maßnahme unbezahlbar sei. Die CD&V nahm das dann zum Anlass für einen Frontalangriff, analysiert Gazet van Antwerpen. Für die Christdemokraten ist Johan Van Overtveldt das schwächste Glied in der N-VA-Ministerriege, deswegen konzentriert sich das Sperrfeuer auf den Finanzminister. Das alles lässt nur ein Fazit zu: Der Wahlkampf 2018/2019 hat schon begonnen.
Reizthema RER
Im frankophonen Landesteil bleibt indes die Brüsseler S-Bahn, der sogenannte RER, das Reizthema Nummer eins. Am Wochenende hatte SNCB-Chef Jo Cornu dem Schienennetzbetreiber Infrabel die Schuld an dem Debakel gegeben. Infrabel habe in den letzten Jahren Unsummen in die Bahninfrastruktur investiert, die Züge seien aber zugleich langsamer geworden, so Cornu.
In dieser Geschichte hat das "System Belgien" einen Tiefpunkt erreicht, meint L'Avenir. Am Wochenende ist das Durcheinander nur noch größer geworden. Und alle Beteiligten scheinen dabei zu vergessen, dass sich der RER hoffnungslos festgefahren hat.
Mobilitätsministerin Jacqueline Galant hat letzte Woche vielleicht ihren Kopf gerettet, die Bahn hat ihren anscheinend verloren, wettert Le Soir in einem wütenden Leitartikel. Was bitte soll dieser Zirkus? Den Bürgern ist piepegal, ob nun die PS oder die MR die Schuld trägt, oder dass die SNCB und Infrabel sich leidenschaftlich hassen. Die Pendler wollen nichts anderes, als eine funktionierende und effiziente S-Bahn.
Flanderns "Charme-Sänger" gestorben
Flandern trauert um seinen wohl bekanntesten Schlagerstar. Eddy Wally starb am Samstag im Alter von 83 Jahren. Der selbsternannte "Charme-Sänger" war ein sehr flämisches Phänomen, bekannt war er für seine niederländischsprachigen Schunkellieder. Selbst in Flandern wurde er nicht immer ernst genommen. "War Eddy Wally nun eine Karikatur oder ein gewiefter Geschäftsmann?", fragt sich etwa Gazet van Antwerpen. Für den seriösen Standaard ist indes klar: "Eddy Wally um-wer-fend!"
Roger Pint - Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA