"Triumph und Skandal bei der Radcross-WM", titelt Het Nieuwsblad. "Belgier Wout van Aert ist Weltmeister", schreibt Het Belang van Limburg. "Belgierin Femke Van den Driessche mit Hilfsmotor im Fahrrad erwischt", bemerkt Le Soir.
Freud' und Leid lagen bei der Radcross-Weltmeisterschaft am Wochenende im limburgischen Zolder ganz dicht beieinander. Nach einem spannenden Rennen kam der 21-jährige Wout van Aert gestern als Erster ins Ziel und sicherte sich die Goldmedaille des Weltmeisters.
Einen Tag zuvor sorgte die Nachwuchsfahrerin Femke Van den Driessche für einen Dopingskandal der neuen Art. Im Rahmen ihres Fahrrads entdeckten Kontrolleure des Internationalen Radsportsverbands einen kleinen Hilfsmotor.
Die Sportlerin brach im Fernsehen in Tränen aus und erklärte, es sei nicht ihr Fahrrad, sondern das eines Bekannten gewesen. Sie habe von dem Motor nichts gewusst. Fazit von Het Laatste Nieuws auf Seite eins: "Niemand kauft ihr diese Geschichte ab". Femke Van den Driessche muss mit einer lebenslangen Sperre und einem saftigen Bußgeld rechnen.
"Doping mit Fahrradmotor sicher kein Einzelfall"
Die Zeitung hält fest: Der internationale Radsport hat am Samstag wieder einen rabenschwarzen Tag erlebt. Den Zuschauern kann man es mittlerweile nicht mehr übel nehmen, wenn sie nicht mehr an das Spektakel glauben, dass ihnen geboten wird. Het Nieuwsblad fügt hinzu: Den ersten bewiesenen Fall von mechanischem Doping sollte der Internationale Radsportverband UCI bloß nicht als Einzelfall herunterspielen.
Schon 2010 gab es während der Flandern-Rundfahrt entsprechende Verdachtsmomente gegen den Schweizer Profi Fabian Cancellara. Ihren neuen Scanner müssen die Kontrolleure jetzt überall einsetzen - vom kleinen Straßenrennen bis zur Weltmeisterschaft. Das Blatt fordert radikale Maßnahmen, um der Glaubwürdigkeit des Radsports einen weiteren Tiefpunkt zu ersparen.
Körperschaftssteuer - (k)eine einfache Lösung
De Standaard befasst sich mit den Reformplänen der Körperschaftssteuer, die Finanzminister Johan Van Overtveldt (N-VA) angeregt hat. Damit Belgien für Investoren weiter attraktiv bleibt, sollen die Unternehmen statt 34 nur noch 20 Prozent Steuern zahlen - im Gegenzug aber nichts mehr beim Fiskus geltend machen können. Koalitionspartner CD&V hat die Pläne bereits als zu teuer zurückgewiesen. Dabei zeigt das Vorhaben doch, wie sehr der Tax-Shift eine verpasste Chance war.
Nach Ansicht der Zeitung hätte die Regierung viel weiter gehen können. Gazet van Antwerpen dagegen findet, dass jetzt nicht der richtige Moment für eine solche Reform ist. Der Finanzminister sollte sich lieber darum kümmern, dass der beschlossene Tax-Shift Früchte trägt und das Haushaltsdefizit verringert wird.
Het Belang van Limburg plädiert hingegen für einfache Lösungen. Weil die Körperschaftssteuer hierzulande so hoch ist, haben die letzten Regierungen immer wieder in die Trickkiste gegriffen, um die Abgaben zu senken. Ein klares Steuergesetz ohne unzählige Sonderregelungen wäre wünschenswerter.
Sozialisten und Flüchtlinge
De Morgen hat die flämischen Sozialisten auf seiner Titelseite, die den niederländischen Flüchtlingsplan unterstützen. Um die Anzahl Asylbewerber spürbar zu reduzieren, soll die Türkei als "sicheres Herkunftsland" anerkannt und die Flüchtlinge per Fähre dorthin zurückgebracht werden.
Het Nieuwsblad meint: Per Fähre in die Türkei zurückbringen, hört sich zwar besser an als "Push Back" - also Nussschalen auf hoher See von der Weiterreise nach Europa abhalten und zur Umkehr zwingen - ist im Grunde aber dasselbe. Die Internationale können Europas Sozialisten und Sozialdemokraten langsam, aber sicher aus ihren Parteiprogrammen streichen, so das Blatt.
US-Wahlkampf startet in Iowa
"Der lange Weg ins Weiße Haus beginnt in Iowa", titelt La Libre Belgique. In dem kleinen US-Bundesstaat starten in der kommenden Nacht die Vorwahlen für die Präsidentschaftskandidaten. Barack Obamas Nachfolger wird am 8. November gewählt. Die amerikanischen Vorwahlen sind ein festes Ritual und gehören in den USA zum Folklore, bemerkt L'Avenir.
La Libre Belgique hält den Vorgang für nicht ganz ungefährlich. Natürlich waren bei den Kandidaten von Republikanern und Demokraten immer wieder komische Vögel dabei, diesmal scheint einer aber von einem anderen Planeten zu kommen. Während die Demokraten Mühe haben, die eigenen Eliten zu erneuern, beleidigt Donald Trump von den Republikanern die halbe Welt.
Le Soir hofft darauf, dass die Amerikaner uns vor diesem vulgären Milliardär bewahren. De Morgen sieht das ähnlich: Hoffentlich wählt das US-Volk keinen populistischen Präsidenten, der in seinem eigenen Land die Apartheid einführt und den Rest der Welt als Hölle beschimpft.
Het Nieuwsblad berichtet über den geplanten Staatsbesuch von Irans Präsident Hassan Rohani Ende März in Belgien. Um den strenggläubigen Moslem nicht zu brüskieren, waren in Italien nackte Statuen verhüllt worden, in Frankreich wurde beim Staatsbankett kein Wein serviert. In der Zeitung erklärt ein Moralphilosoph, dass wir darauf keine Rücksicht nehmen sollten: "Manneken Pis zu verhüllen, wäre ein Skandal".
Alain Kniebs - Bild: David Stockman (belga)