"Großaufgebot, um Antoine wiederzufinden", titelt L'Avenir. "Sogar das Militär wird mit Booten auf der Maas eingesetzt", schreibt Het Belang van Limburg. "Keine Hoffnung mehr", so die traurige Schlagzeile von Het Nieuwsblad.
Seit Samstag suchen die Rettungskräfte in Tihange fieberhaft nach dem 12- jährigen Antoine. Der Junge war während eines Pfadfindertreffens von einer plötzlichen Flut mitgerissen worden. Seine Leiterin versuchte noch, ihn zu retten und sprang ihm hinterher. Sie konnte eineinhalb Stunden später von der Feuerwehr aus dem Wasser geborgen werden. Von Antoine aber fehlt weiterhin jede Spur. Die Einsatzkräfte gehen inzwischen nicht mehr davon aus, dass sie den Jungen noch lebend finden können. Trotzdem tun die Helfer alles in ihrer Macht Stehende, halten die Zeitungen fest.
Nichts geht mehr in Brüssels Unterwelt
Le Soir blickt auf das drohende Verkehrschaos in und um Brüssel. Nach der Schließung des Stéphanie-Tunnels droht jetzt auch die Sperrung des Leopold II-Tunnels. Die Zeitung veröffentlicht heute keinen Leitartikel, sondern einen Appell in Form eines Offenen Briefs an den Premierminister, sowie die Ministerpräsidenten der drei Regionen. Darin heißt es: Wir flehen Sie an, etwas zu unternehmen! Bitte suchen Sie gemeinsam nach Lösungen. Hier geht es schließlich um die Mobilität der Brüsseler, aber auch der Flamen und Wallonen, die täglich in die Hauptstadt pendeln. Die Frage nach der Schuldzuweisung wegen der mangelhaften Instandhaltung der Tunnel muss natürlich gestellt werden, vornehmlich muss aber nach Lösungen gesucht werden. Zum einen, weil die Sicherheit der Autofahrer durch herabstürzende Deckenteile bedroht ist, zum anderen aber auch, weil mittelfristig unsere Mobilität, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft und die Umwelt durch den drohenden Verkehrsinfarkt gefährdet sind. Ganz zu schweigen von dem jämmerlichen Bild, das Belgien abgibt. Ein Land, in dem alles zu zerbröckeln scheint, von den Atomkraftwerken bis hin zu den Hauptstadttunneln.
Belgiens Parlamentarier haben genug von Staatsreformen
"Eine Mehrheit der Abgeordneten findet, dass die Sechste Staatsreform zu weit gegangen ist", meldet La Libre Belgique. "Mehr Belgien ist kein Tabu mehr", titelt De Standaard. Forscher der VUB und UCL haben alle belgischen Parlamentarier zum Funktionieren des Landes befragt. Die übergroße Mehrheit findet, dass Gemeinschaften und Regionen zu viel Autonomie haben. Und dass gewisse Zuständigkeiten besser wieder an den Föderalstaat zurück übertragen würden. Nur in den Reihen von N- VA und Vlaams Belang vertritt niemand diese Meinung.
De Standaard findet diese Entwicklung bemerkenswert. Ende der 1970er Jahre waren Belgiens Politiker so im Bann von Staatsreformen, dass sie gar nicht mitbekamen, dass sich die Wirtschaft auf den Abgrund zubewegte. Auch in den Krisenjahren 2007 bis 2011 lebten sie in einer gemeinschaftspolitischen Blase. Offenbar haben viele jetzt genug von der Zerstückelung der staatlichen Zuständigkeiten. Die Zeitung kann das nachvollziehen. Separatismus bietet nämlich keine Antworten auf die Frage, wann Jugendliche ihre erste Zigarette rauchen dürfen. "Mehr Flandern" hat nicht in allen Bereichen unbedingt zu einer Verbesserung geführt, urteilt das Blatt.
Ärger um Flüchtlinge
Die N- VA bekommt immer mehr Gegenwind von ihren Koalitionspartnern. Wie Het Nieuwsblad berichtet, findet die CD&V die Abschiebepraxis von Staatssekretär Theo Francken zu lasch. Andererseits hat OpenVLD-Chefin Gwendolyn Rutten Bart De Wever aufgefordert, in seiner Heimatstadt Antwerpen mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Gazet van Antwerpen ist gespannt, wie die N- VA darauf reagieren wird.
Nach einem Zwischenfall im Schwimmbad von Koksijde will der Bürgermeister der Küstenstadt Asylbewerbern den Zugang zur Schwimmhalle jetzt verbieten. De Morgen spricht von einer gefährlichen politischen Entscheidung. Stadtväter sollten in diesen schwierigen Zeiten einen kühlen Kopf bewahren statt nach Bauchgefühl zu handeln. Auch Het Nieuwsblad findet die Maßnahme überzogen. Ein bisschen so, als hätte man nach dem Missbrauchsskandal um Ex-Bischof Roger Vangheluwe allen Priestern verboten, die Beichte abzunehmen.
Ostbelgische Sport- und Kulturpersonalien
Unter anderem Het Laatste Nieuws und La Dernière Heure kommen auf den Podiumsplatz des Ostbelgiers Thierry Neuville bei der Rallye Monte-Carlo zurück. Der St. Vither schaffte es auf den dritten Platz und bereitete damit seiner sportlichen Pechsträhne vom Vorjahr ein Ende. Der Hyundai-Fahrer will im neuen Jahr auf der zurückgefundenen Erfolgsspur bleiben.
La Libre Belgique schließlich blickt nach Eupen, auf den Wechsel an der Spitze des Ikob-Museums. Auf einer Doppelseite stellt die Zeitung den neuen Direktor des Museums für zeitgenössische Kunst, den Deutschen Frank-Thorsten Moll vor. Erfahrungen in einer kulturellen Grenzregion hat der 39- Jährige bereits gemacht: Vor seiner Tätigkeit in Ostbelgien war er am Zeppelin-Museum in Friedrichshafen tätig, wo Deutschland, Österreich und die Schweiz am Bodensee aufeinandertreffen.