"Schnee angekündigt, trotzdem Chaos", titelt L'Avenir. "24 Zentimeter Schnee, 350 Tonnen Salz, 570 Kilometer Stau", schreibt Het Laatste Nieuws. Und das GrenzEcho empfängt seine Leser heute mit der Nachricht: "Winterliches Ostbelgien. Skizentren freuen sich über beste Schneebedingungen." Der gestrige Wintereinbruch und seine Folgen sind ein großes Thema in allen Zeitungen. In ihren Kommentaren beschäftigen sich die Blätter dagegen meist mit anderen Themen.
La Libre Belgique macht sich Gedanken darüber, warum N-VA-Chef Bart De Wever die Gemeinschaftspolitik diese Woche wieder auf die Tagesordnung gesetzt hat. Festzustellen ist: Das war ein kluger Schachzug von Bart De Wever. Mit dem Austauschen von Köpfen hat er interne Parteiprobleme geregelt und gleichzeitig das Lieblingsthema der N-VA wiederbelebt. Dabei wird Bart De Wever selbst wissen, dass er damit nicht viel erreichen kann. Mit dem Thema Gemeinschaftspolitik hält er vor allem seine Wählerschaft bei Laune. Aber Zukunft hat das Thema nicht.
Umfragen zeigen, dass die jüngere Generation der Flamen ganz zufrieden mit Belgien ist. Und auch im Hinblick auf 2019, auf das nächste Wahljahr, müssen wir uns keine allzu großen Sorgen machen. Denn vor Wahlen werben Regierungsparteien vor allem mit Erfolgen. Wirtschaft, Arbeitsplätze und Finanzpolitik stehen dabei im Vordergrund. Mit dem Thema Gemeinschaftspolitik wurde in Krisenzeiten noch nie eine Wahl gewonnen. Und das weiß auch Bart De Wever, glaubt La Libre Belgique.
Europa: Eine düstere Bilanz
Le Soir befasst sich mit der gestrigen Pressekonferenz von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker: Es war ein düsteres Bild, das Juncker gestern von Europa gezeichnet hat. Aber Juncker hat sich auch kämpferisch gegeben. Er glaubt noch an Europa und will alles tun, damit die Union bestehen bleibt. Die Aufgabe ist allerdings schwer.
Die Situation erinnert an die 1930er Jahre. Auch damals hatte keiner mehr eine Idee, wie es mit einem Europa demokratischer Prägung weitergehen könnte. Populistische Ideen konnten sich verbreiten; und wohin das geführt hat, ist jedem bekannt. Populistische Ideen verbreiten sich auch heute wieder zunehmend. Man will sich gar nicht vorstellen, wohin das führen könnte, so Le Soir.
Positiver dagegen ist De Morgen. Juncker hat gestern eine bittere Bilanz gezogen zum Zustand der EU. Eines der großen ungelösten Probleme ist der Umgang mit den Flüchtlingen. Hier gibt es durchaus Lösungen, wenn gerade die westeuropäischen Staaten jetzt nicht in Aktivismus verfallen.
Es geht nicht darum, populistische Maßnahmen zu ergreifen, wie zum Beispiel Grenzen zu schließen oder Wertsachen von Flüchtlingen zu beschlagnahmen, wie Dänemark das jetzt macht. Viel mehr sollten die westeuropäischen Staaten, auch als Vorbild für ihre osteuropäischen Partner, sich ihre Integrationsmodelle vornehmen. Nicht alles ging hier schief. Vieles ist nämlich auch gut gelaufen. Dieses Gute gemeinsam weiterzuentwickeln und zu verbessern, darum muss es jetzt gehen, meint De Morgen.
Belgo-Marrokaner schweigen - Salah Abdeslam weiter unauffindbar
La Dernière Heure beschäftigt sich mit dem immer noch flüchtigen Attentäter von Paris, Salah Abdeslam: Es ist schon bemerkenswert, wie lange Abdeslam unauffindbar bleibt. Selbst unsere Minister Geens und Jambon haben jetzt gesagt, wie "erstaunlich" hoch der Rückhalt in "seiner" Gemeinschaft ist. Im Klartext heißt das: wie stark der Rückhalt für Abdeslam in der belgo-marokkanischen Bevölkerung ist.
Natürlich ist bekannt, dass dies eine geschlossene Gesellschaft ist. Jeder, der einem Mitglied dieser Gemeinschaft schadet, muss schwere Konsequenzen für sich und seine Familie fürchten. Trotzdem ist das Schweigen besorgniserregend. Denn ob man nun dem Flüchtigen Unterschlupf gewährt oder nur verschweigt, wo er ist - in beiden Fällen ist dies eine aktive Hilfe. Und damit auch eine Befürwortung der grausamen Attentate von Paris, findet La Dernière Heure.
Wohin mit unserem Geld?
"Jeder Belgier hat in zwei Wochen 1.000 Euro verloren", titelt Het Nieuwsblad. Die Zeitung berichtet, dass die Aktienkurse an der Brüsseler Börse seit Jahresbeginn um 8,5 Prozent eingebrochen sind. Kommentierend meint dazu das Blatt: Es ist schon ein Jammer. Was sollen wir mit unserem Geld noch machen? Sparen bringt nichts mehr. Also müssen wir das Geld ausgeben. Doch wofür? Jeden Tag erscheint ein neuer Experte, der uns etwas anderes rät. Bau ein neues Bad, isolier das Dach deines Hauses, kauf ein neues, sparsameres Auto. Das sind Tipps, wie sie die Europäische Zentralbank gerne hört.
Die Wirtschaft soll angekurbelt werden - also bitte! Ist das die Lösung? Sicher nicht. Es bleibt wohl nur, eine alte Weisheit zu beherzigen: In Zeiten, wo auch Aktien keine sicheren Anlagen mehr sind, muss tatsächlich Geld fließen. Aber dann bitte in vernünftige, langfristige Anlagen. Das ist leider das Einzige, wozu man in der jetzigen Situation raten kann, schließt resigniert Het Nieuwsblad.
Kay Wagner - Bild: Nicolas Lambert (belga)