"Abschiedsbrief bei Terrorverdächtigem gefunden", titelt Het Nieuwsblad. "Es waren tatsächlich Anschläge in der Silvesternacht in Brüssel geplant", bemerkt La Libre Belgique.
Nach Zeitungsinformationen haben die Ermittler auf dem Computer des verhafteten Mohamed K. einen Abschiedsbrief gefunden, den er Anfang Dezember verfasst haben soll. Dem 27-Jährigen und einem weiteren Mitglied des Brüsseler Motorradclubs "Kamikaze Riders" wird vorgeworfen, für Silvester einen Terroranschlag in der Hauptstadt geplant zu haben. Offenbar wollten die beiden auf dem Grand'Place Soldaten töten und anschließend das nahegelegene Polizeirevier angreifen. Die Behörden hatten aus Sicherheitsgründen alle Feierlichkeiten abgesagt.
Die beiden Verdächtigen weisen alle Vorwürfe von sich. Sie hätten keinen Anschlag geplant. Auch Familienangehörige erklärten, der Abschiedsbrief habe nichts mit Terrorplänen zu tun. Mohamed K. habe ihn für den Fall verfasst, dass er bei einem Motorradunfall ums Leben komme.
Gewerkschaften legen wieder Bahnverkehr lahm
"Bahnstreik wird für schwere Behinderungen sorgen - auch in Flandern", titelt De Standaard. Ab heute Abend 22 Uhr wollen die frankophonen Flügel von CSC und FGTB den Zugverkehr 48 Stunden lang lahmlegen. Die flämischen Gewerkschaftsabteilungen hatten zuvor ihre Streikdrohung zurückgezogen. Jetzt will sich aber die kleine Lokführergewerkschaft SACT am Ausstand beteiligen - und zwar belgienweit. Ausfälle und Verspätungen dürften morgen und am Donnerstag also auch in Flandern zu erwarten sein.
De Morgen ruft die Gewerkschaften auf, zur Besinnung zu kommen. Die Zeitung prophezeit den Streikenden für ihre völlig überzogene Aktion einen gigantischen Misserfolg. Streiken ist ein soziales Grundrecht. Es sollte aber nur zum Einsatz kommen, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft sind. Statt zu streiken sollten die Gewerkschaften lieber selbst Alternativen für die Zukunft der SNCB auf den Tisch legen, fordert De Morgen.
Auch L'Avenir geht mit den wallonischen Arbeitnehmervertretungen, allen voran der FGTB, hart ins Gericht. Die "rote" Gewerkschaft ist nur noch eine Karikatur ihrer selbst. FGTB-Generalsekretär Marc Goblet hat gestern im RTBF-Radio ein desaströses Bild von sich abgegeben. Er wirkt völlig planlos, wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Genau wie seine Gewerkschaft, die sich überhaupt nicht an die Herausforderungen der heutigen Zeit anpassen kann und immer wieder zu überholten Druckmitteln greift, kritisiert das Blatt.
La Libre Belgique fügt hinzu: Niemand bestreitet, dass die Sparauflagen von Verkehrsministerin Jacqueline Galant kontraproduktiv sind und der öffentliche Nahverkehr in Belgien eigentlich mehr Geld bräuchte. Trotzdem wird es am Ende nichts bringen, wenn die Gewerkschaften großmäulig den Macker spielen und den Zugverkehr lahmlegen, prognostiziert die Zeitung. Het Belang van Limburg spricht von einem Trauerspiel.
Am Ende gibt es nur Verlierer: die Föderalregierung, weil sie den Eindruck vermittelt, alles zu tun, um die Macht der Gewerkschaften zu brechen; die Bahngewerkschaften, weil sie jeden Modernisierungsversuch der SNCB blockieren; das Bahnpersonal, weil es inzwischen jegliche Sympathien bei den Fahrgästen verspielt hat; und schließlich die Bahnreisenden, die zum x-ten Mal selber schauen müssen, wie sie morgen und übermorgen zur Arbeit kommen.
Von ganz kleinen Fischen und Vorzeige-Demokraten
Einige Zeitungen beschäftigen sich mit dem Konflikt in der islamischen Welt, insbesondere mit der Rolle Saudi-Arabiens. "Der Verbündete, für den wir uns schämen müssen", titelt Le Soir. Trotz wiederholter Menschenrechtsverletzungen macht der Westen fleißig weiter Geschäfte mit dem Regime in Riad - auch Belgien. Geld stinkt nicht, schreibt das Blatt. So in etwa lässt sich die Rechtfertigung von PS-Ministerpräsident Paul Magnette für die wallonischen Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien zusammenfassen. Die Wallonie sei in Sachen Waffenlieferungen auf die arabische Halbinsel nur ein ganz kleiner Fisch.
Genauso scheinheilig verhält sich N-VA-Chef Bart De Wever, fügt Het Laatste Nieuws hinzu. Er verteidigt Investitionen in Milliardenhöhe in den Antwerpener Hafen durch einen saudischen Geschäftsmann. Der Mann sei ein Vorzeige-Demokrat. Das nennt man wohl selektive Wahrnehmung. Das Blatt wirft dem Westen Heuchelei vor. Besonders absurd: In belgischen Städten muss die Armee eingesetzt werden, um uns vor Terroristen zu schützen, die zwar nicht aus Saudi-Arabien stammen, aber durch die von dort exportierte Islam-Auslegung radikalisiert worden sind.
Antwerpen: Ab 2017 erste belgische Stadt mit Umweltzone
Als erste Stadt in Belgien führt Antwerpen zum 1. Februar 2017 eine Umweltzone ein. Autos mit hohem Schadstoffausstoß, Kleintransporter, Busse und Lastwagen, die in die Innenstadt wollen, werden künftig dafür zahlen müssen. Der Tagestarif für ein Fahrzeug der Schadstoffklasse Euro 3 beträgt 20 Euro. Der Jahrestarif für einen LKW knapp 1.400 Euro. Das Ganze soll übrigens vollautomatisch ablaufen, es ist keine zusätzliche Vignette erforderlich.
Alain Kniebs - Illustrationsbild: Dirk Waem (belga)