"Der Nord-Süd-Konflikt bei den SNCB-Gewerkschaften", titelt La Libre Belgique. "Flämische und wallonische Bahngewerkschaften sind sich nicht einig", schreibt Het Nieuwsblad. FGTB-Generalsekretär Marc Goblet ruft in Le Soir zu mehr Einheit auf.
Die flämischen Abteilungen von CSC und FGTB haben ihre Streikankündigung für die Bahn zurückgezogen. Die Föderalregierung hatte das zur Bedingung gemacht, damit ein Schlichter eingesetzt werden kann, um im Sozialkonflikt bei der SNCB zu vermitteln. Die französischsprachigen Abteilungen der Gewerkschaften halten allerdings an ihren Streikplänen für den 6. und 7. Januar fest. Im Gespräch mit Le Soir ruft FGTB-Generalsekretär Marc Goblet dazu auf, die Einheit der Gewerkschaften wieder herzustellen. Was derzeit passiere, sei für die Gewerkschaftsarbeit desaströs. Die Arbeitnehmervertretungen im Norden und Süden des Landes müssten sich zusammenreißen. Goblet befürchtet ansonsten, dass das Beispiel Bahn auch in anderen Wirtschaftssparten Schule machen könnte.
Bahnstreik droht zum "doppelten Schlag ins Leere" zu werden
Die Zeitung spricht von einem doppelten Schlag ins Leere: Würde nur in der Wallonie gestreikt, dann hätte die Protestaktion deutlich weniger Schlagkraft. Außerdem würden sich die wallonischen Gewerkschaften damit weiter unbeliebt machen. Die internen Streitigkeiten bei den belgischen Arbeitnehmervertretungen sind Ausdruck ihrer Ratlosigkeit und Verzweiflung. Sie wissen nicht mehr, wie sie mit Sozialkonflikten umgehen sollen und greifen immer wieder viel zu früh zur guten alten Streikwaffe. Im Schlagabtausch mit der Föderalregierung sitzt die Koalition derzeit aber am längeren Hebel. Sie hat Pendler und Fahrgäste auf ihrer Seite.
Auch La Libre Belgique meint: Die Gewerkschaften ziehen den Kürzeren. Folgt am Ende die Spaltung von CSC und FGTB in ihre flämischen und wallonischen Teile? Was man schon jetzt feststellen kann, sind das angeknackste Image der Gewerkschaften und ein schwindender Rückhalt in der Bevölkerung. Die Gewerkschaften haben sich selbst ans Kreuz genagelt, urteilt De Standaard.
2016: Optimismus als Mittel gegen Angst
"Keine Angst zu feiern", titelt Gazet van Antwerpen. "Trotz des abgesagten Feuerwerks: Brüsseler bieten der Terrorgefahr die Stirn", schreibt La Dernière Heure. Wir müssen unsere Angst überwinden, meinen die Zeitungen. Nur durch das Prinzip Hoffnung kann 2016 positiver werden, als das vergangene Katastrophenjahr.
Was auf dem weißen Blatt mit der Überschrift "2016" am Ende stehen wird, wissen wir noch nicht, bemerkt L'Avenir. Es liegt aber auch ein Stück weit an uns, das Beste daraus zu machen. Der Terrorwahnsinn, die Flüchtlinge, merkwürdige Flugzeugabstürze, Griechenland und manipulierte Autosoftware - selten hat es in einem Jahr so viele schlechte Nachrichten gegeben. Nach Ansicht von Het Belang van Limburg sollten wir deshalb mit einer positiven Einstellung ins Neue Jahr starten. Vielleicht hat 2016 ja viele schöne Überraschungen für uns in petto.
Nicht ganz so optimistisch ist dagegen De Standaard. Migration und Terrorismus: Diese zwei Themen werden unseren Alltag wohl auch im neuen Jahr bestimmen. Beide Phänomene wecken Ängste bei der Bevölkerung. Unsere Politiker - vom lokalen Amtsträger bis zum EU-Ratsvorsitzenden - sollten einen kühlen Kopf bewahren und den Menschen ihre Angst nehmen, statt sie mit Populismus und billigen Wahlversprechen zu schüren.
Höhere Stromrechnungen und Temperaturen
Laut De Morgen könnte die Stromrechnung erneut steigen. Hintergrund sind neue Fördermittel, die Energieministerin Marie-Christine Marghem für Gaskraftwerke plant. Die Mehrausgaben könnten an die Verbraucher weitergegeben werden. Dadurch würde die jährliche Stromrechnung eines Durchschnittshaushalts um 40 Euro steigen. Die Gaskraftwerke sind wenig rentabel, aber hilfreich, um Ausfälle anderer Energiekraftwerke zu kompensieren.
De Standaard beschäftigt sich mit dem Wetter, das verrückt spielt. Zu sehen sind ungewohnte Fotos der Vierschanzen-Tournee. Sie zeigen Skispringer, die gestern auf ein schneeloses Garmisch-Partenkirchen hinabsegelt sind. Auch in Belgien hat der vergangene Dezember alle Temperatur-Rekorde gebrochen. Mit einer Durchschnittstemperatur von 9,6°C in Brüssel war er sogar wärmer, als der wärmste März aller Zeiten.
Geburt auf dem Pannenstreifen
"Das schnellste Baby des Jahres" hat es auf die Titelseite von Het Nieuwsblad geschafft. Weil alles auf einmal so schnell ging, erblickte die kleine Norah in der Silvesternacht auf dem Pannenstreifen des Brüsseler Rings das Licht der Welt. Die Wehen waren so heftig, dass dem werdenden Vater nichts anderes übrig blieb, als auf dem Weg ins Krankenhaus rechts ranzufahren und selbst Geburtshilfe zu leisten. Der Kleinen und ihrer Mutter geht es prächtig.
In diesem Sinne: Frohes Neues Jahr vom gesamten Team des BRF-Studios Brüssel.