"Terrorbedrohung überschattet Silvester-Party in Brüssel", titeln De Standaard und Le Soir. "IS-Motorradclub plante Anschlag in der Hauptstadt", schreiben Het Nieuwsblad und La Dernière Heure. "Brüssel leidet unter Terror-Image", bemerkt De Morgen auf Seite eins.
Nach der Aushebung einer neuen Terrorzelle sind die Sicherheitsdienste im Großraum Brüssel wieder in höchster Alarmbereitschaft. Ob das große Silvester-Feuerwerk überhaupt stattfindet, darüber wollen Vertreter der Stadt und des Innenministeriums heute beraten. Fest steht aber, dass die Feierlichkeiten in der Brüsseler Innenstadt unter strengen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden werden.
Inzwischen sind Einzelheiten zu den festgenommenen Personen bekannt geworden. Es handelt sich um den Anführer und ein Mitglied einer Motorradgang, die der Terrorgruppe IS nahe steht. Wie Het Laatste Nieuws berichtet, sind die "Kamikaze Riders" bereits mehrmals wegen Verkehrsdelikten und Drogenhandels aufgefallen. Mit dem Geld aus illegalen Geschäften soll die Gruppe Hassprediger und Syrienkämpfer finanziert haben.
Offenbar sollen die Islamisten konkrete Anschlagspläne für die Silvesternacht gehabt haben. La Dernière Heure schreibt, dass sie es auf das Polizeirevier in der Nähe des Brüsseler Grand'Place abgesehen hatten. Außerdem wollten sie auf dem Platz um sich schießen, um möglichst viele Besucher zu töten.
Lob für die Polizei
Zu den neuen Festnahmen meint La Libre Belgique: Elf Monate nach dem Anti-Terroreinsatz in Verviers hat die belgische Polizei erneut bewiesen, dass sie im richtigen Moment zugreifen kann. Zusätzliche Mittel für Polizei, Geheimdienst und Justiz sind also durchaus angebracht - was die Regierung inzwischen begriffen hat. Auf der anderen Seite sind die Festnahmen beunruhigend. Sie sind ein weiterer Beweis dafür, dass mutmaßliche Terroristen bei uns aktiv sind. Erhöhte Wachsamkeit ist also weiterhin geboten.
Auch Gazet van Antwerpen lobt die Polizeiarbeit der vergangenen Tage. Le Soir gibt aber zu bedenken, dass man jetzt nicht in einen ständigen Angstzustand verfallen sollte. Dass das besonders schwierig ist, weiß die Zeitung. Über die konkrete Bedrohungslage können die Behörden aus Sicherheitsgründen nur wenige Informationen preisgeben, was aber zu weiterer Unsicherheit führt.
Het Nieuwsblad meint: In einem Jahr, das mit dem Terror gegen Charlie Hebdo angefangen hat und mit den mörderischen Anschlägen in Paris endete, blicken wir mit großer Sorge auf die Feierlichkeiten zum Jahreswechsel. Die Behörden stehen vor einem Dilemma, fügt De Standaard hinzu. Einerseits wollen sie die Sicherheit der Bürger gewährleisten. Andererseits müssen sie ihre Freiheiten dafür einschränken. Traurig, aber wahr: Anno 2015 ist es fast schon ein Akt des Widerstands geworden, am großen Silvesterfeuerwerk teilzunehmen, meint das Blatt.
"Lasst euch nicht einschüchtern"
Het Laatste Nieuws fordert seine Leser auf, sich nicht einschüchtern zu lassen und die Silvesterpartys zu besuchen - vor allem in Brüssel: Wenn wir uns morgen nicht mehr auf die Straße trauen, um uns gemeinsam das Feuerwerk anzusehen, spontan "Aah" und "Ooh" bei jedem Knaller zu rufen, uns um Mitternacht zu umarmen und uns alles Gute für 2016 zu wünschen, dann haben die Terroristen ihr Ziel erreicht - ohne einen Schuss abgefeuert oder eine einzige Bombe gezündet zu haben.
De Morgen befasst sich mit den negativen Auswirkungen der Terrorgefahr auf die Tourismusbranche in Brüssel. Hotels und Restaurants melden einen Umsatzrückgang von 25 Prozent. Um ihr schlechtes Image loszuwerden, will die Hauptstadtregion in den nächsten Monaten eine große Werbekampagne starten - und zwar in den USA, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, Spanien und Italien. Aus diesen Ländern kommen die meisten Besucher nach Brüssel.
Neue Jobs in Aussicht
Die Zeitung merkt außerdem an: Zu Recht kritisiert wurde in den letzten Wochen die komplizierte Aufteilung der Brüsseler Polizei in sechs Bezirke. Die Französischsprachigen wollen an den Strukturen aber nichts ändern. Statt sich darüber zu empören, sollten die Flamen einmal über ihre eigenen Tabus nachdenken, findet De Morgen. In Brüssel existieren zwei verschiedene Schulsysteme: das eine durch die Französische Gemeinschaft finanziert, das andere durch Flandern. Für die Stadt und ihre Einwohner ist das nicht besonders förderlich. Brüssel braucht ein Schulsystem mit einer gemeinsamen Vision und aufeinander abgestimmten Lehrplänen.
L'Echo bringt abschließend zwei gute Neuigkeiten: Die kleinen und mittelständischen Unternehmen in Belgien wollen im kommenden Jahr massiv Personal einstellen. Bis zu 60.000 Jobs sollen geschaffen werden. Außerdem ist Belgiens Staatsschuld zum ersten Mal seit 2007 gesunken.
Alain Kniebs - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)