"Angst vor einem Anschlag auf der Brüsseler Grand Place", titelt Het Nieuwsblad. "Terrorwarnstufe für Polizeireviere erhöht", so die Schlagzeile von De Standaard.
Offenbar verfügen die Behörden über neue Hinweise auf einen möglicherweise geplanten Anschlag zum Jahreswechsel. Im Fadenkreuz ist demnach das Polizeikommissariat direkt an der Grand Place in Brüssel. Vor diesem Hintergrund sei die Terrorwarnstufe für die Ordnungskräfte von zwei auf drei angehoben worden, berichten Het Nieuwsblad und De Standaard. Die Information wurde aber bislang noch nicht offiziell bestätigt.
Die Situation sei bislang ohnehin etwas unlogisch gewesen, fügt Het Nieuwsblad hinzu. Für das Land gilt ja schon Warnstufe drei; in den Polizeikommissariaten war man aber bislang bei Niveau zwei geblieben.
Seifenoper und Pingpong-Spiel bei der SNCB
"Die Streik-Seifenoper geht weiter", bemerkt derweil De Morgen. "Zugstreiks - Pingpong-Spiel zwischen Gewerkschaften und Regierung geht weiter", schreibt De Standaard. Gestern haben die Bahngewerkschaften erneut über das weitere Vorgehen beraten. Der für Ende Januar geplante 72-stündige Ausstand wurde ja bereits verschoben. Jetzt steht die Frage im Raum, ob auch die Streikankündigung für den 6. und 7. Januar ausgesetzt werden soll.
"Fahren nun die Züge oder fahren sie nicht? Selbst die Gewerkschaften kennen die Antwort nicht", notiert dazu Het Laatste Nieuws. Die Gewerkschaften CSC und CGSP finden demnach keinen gemeinsamen Nenner. Genauer gesagt ist es anscheinend so, dass der Keil entlang der Sprachengrenze verläuft. Konkret: Die Frankophonen wollen streiken, die Flamen nicht.
Apropos SNCB. "Die christliche Gewerkschaft zieht gegen die Staatsbahn vor Gericht", titelt sinngemäß L'Echo. Vor knapp zwei Wochen hatte die Geschäftsleitung der nationalen Eisenbahngesellschaft im Alleingang ihren Strategieplan für die kommenden Jahre verabschiedet; dabei wurden die Gewerkschaften übergangen. Die CSC hat dagegen nun im Rahmen eines Eilverfahrens Beschwerde eingelegt.
Scheppernde AKW
"Tihange beunruhigt die Deutschen", stellt derweil De Standaard fest. "Die Atomkraftwerke scheppern weiter", frotzelt De Morgen. Das Blatt kann jedenfalls nur feststellen, dass sich insbesondere Deutschland Fragen stellt in Bezug auf die Sicherheit der belgischen Kernkraftwerke. Fünf dieser Fragen beantwortet das Blatt also schon mal, unter anderem die: Sind unsere Kernreaktoren nicht zu alt? Antwort: Im internationalen Vergleich bewegt sich Belgien eher im Durchschnitt. In den USA gilt die Betriebserlaubnis für ein Atomkraftwerk etwa für 60 Jahre.
Le Soir glaubt seinerseits, einen neuen Stolperstein zu entdecken. Offenbar hat der Staatsrat Bedenken geäußert in Bezug auf das Gesetz, das die Laufzeitverlängerung für Doel 1 und Doel 2 besiegelt.
Kein Rekord bei Flüchtlingen
"30.000 Flüchtlinge dürfen in Belgien bleiben", so die Aufmachergeschichte von Het Laatste Nieuws. Diese Schätzung stammt von Asylstaatssekretär Theo Francken höchstpersönlich. 30.000, das sei noch überschaubar, fügt Francken hinzu. Das sei gerade mal ein Drittel der Zahl der Menschen, die in Normalzeiten nach Belgien kommen und sich hier niederlassen; Francken meint hier im Wesentlichen die Immigration von Bürgern aus anderen EU-Staaten. Im vorliegenden Fall, also in Bezug auf insbesondere die Syrer, Iraker und Afghanen, liegt die eigentliche Herausforderung aber bei der Integration der Flüchtlinge.
Genau hier hakt auch der Leitartikel von L'Echo ein. In diesem Jahr dürften am Ende rund 35.000 Flüchtlinge in Belgien einen Asylantrag gestellt haben. Das ist längst nicht Rekord. Im Jahr 2000 gab es fast 43.000 Anfragen.
Spätestens seitdem weiß man aber auch, dass die Integration hierzulande das eigentliche Problem ist. Belgien ist da alles andere als ein Vorbild. Vielleicht sollte man sich da mal an der benachbarten Bundesrepublik Deutschland ein Beispiel nehmen. Der Arbeitsmarkt ist dort wesentlich flexibler und besser auf solche Situationen zugeschnitten, Stichwort Minijobs.
"Überraschung! Der Erzbischof ist ein Katholik"
Einige Zeitungen kommen zurück auf die Polemik um den neuen Erzbischof von Mechelen-Brüssel, Jozef De Kesel. In einem Zeitungsinterview hatte De Kesel erklärt, dass katholische Krankenhäuser durchaus das Recht haben, Euthanasie oder Abtreibung zu verweigern. Es folgte ein Sturm der Entrüstung. Vereinigungen, die für das Recht auf Sterbehilfe eintreten, und auch Politiker erinnerten daran, dass das Gesetz Gewissensentscheidungen für Einzelpersonen, aber nicht für Institutionen vorsieht.
La Libre Belgique scheint die Polemik so gar nicht nachvollziehen zu können: "Überraschung! Der Erzbischof ist ein Katholik!", schreibt das Blatt jedenfalls ironisch.
Andere sind da weniger wohlwollend: Der Proteststurm ist absolut gerechtfertigt, meint etwa Het Belang van Limburg. In diesem Land haben wir uns ganz bewusst für eine säkulare Gesellschaft entschieden, mit einer Trennung von Kirche und Staat. Wenn sie in dieser Gesellschaft eine Rolle spielen wollen, dann müssen auch Bischöfe verstehen, dass sie die demokratischen Grundregeln einzuhalten haben. Heißt: Die Meinungsfreiheit gibt ihnen das Recht, gegen Abtreibung oder Euthanasie zu sein. Die Kirche steht aber nie über dem Gesetz.
"Der Erzbischof hat einen Fehlstart hingelegt", glaubt auch Gazet van Antwerpen. Abgesehen vom Inhalt seiner Aussagen hat er sich nämlich das von Grund auf falsche Thema ausgesucht. Viel besser wäre es gewesen, De Kesel hätte das Miteinander der verschiedenen Religionsgemeinschaften in den Mittelpunkt seiner Amtszeit gestellt.
Roger Pint - Bild: Dirk Waem (belga)