Die erneute Talfahrt an den Börsen und der Wertverlust des Euro, damit beschäftigen sich die meisten Zeitungen auf den Titelseiten.
Schwarzer Tag für Euro und Börse
„Wieder Panik um den Euro“ ist der Aufmacher in Het Laatste Nieuws. Die europäische Gemeinschaftswährung ist weniger wert als vor eineinhalb Jahren. Der 750 Milliarden Euro teure Rettungsplan hat die Finanzmärkte nicht beruhigt, schreibt die Zeitung. Le Soir titelt: „Das Vertrauen in die Eurozone ist gebrochen“. Schuld sind die Sparpläne verschiedener Regierungen, die den Wirtschaftsaufschwung verlangsamen werden.
„Neuer schwarzer Tag für Börsen und Euro“ ist die Schlagzeile in De Morgen. Schuld ist Bundeskanzlerin Merkel, die mit ihren Aussagen zum europäischen Notplan für Panik sorgte. Auch De Tijd titelt: „Führende Politiker zweifeln an der Zukunft des Euros“. Daraufhin verkauften schockierte Anleger Euros, Aktien und griechische Staatspapiere. Zum ersten Mal seit eineinhalb Jahren ist ein Euro weniger als 1,24 Dollar wert, stellt De Tijd fest.
Steuer auf Finanztransaktionen
Sparpläne treiben den Euro in die Krise und machen die Märkte verrückt, heißt es auf Seite eins in La Libre Belgique. Die Zeitung fordert im Leitartikel die schnelle Einführung einer Steuer auf Finanztransaktionen. Die Finanzmärkte befürchten, dass die Pläne verschiedener südeuropäischer Länder zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte den Wirtschaftsaufschwung in Gefahr bringen und spekulieren deshalb gegen den Euro. Vergangene Woche taten sie genau das Gleiche, weil sich viele dieser Staaten übermäßig verschuldeten. Es wird höchste Zeit, dass sich die europäischen Staaten endlich auf eine Besteuerung internationaler Finanztransaktionen einigen. Nur so ist die Spekulation zu bremsen, fordert La Libre Belgique.
Het Laatste Nieuws kommentiert: der Euro wurde in den vergangenen Wochen de facto mit 18% abgewertet. Den teuren Dollar werden wir schon bald an der Tankstelle zu spüren bekommen. Unterdessen stecken viele Banken in einer neuen Krise, weil sie griechische Schuldscheine besitzen. Einen neuen Rettungsplan kann Europa aber nicht mehr finanzieren.
L'Echo meint im Leitartikel: das eigentliche Problem besteht darin, dass Europa diese gigantische Finanz- und Schuldenkrise nur bewältigen kann, wenn die Europäische Union sich auf eine gemeinsame Steuerpolitik aller Mitgliedstaaten einigt.
Belgischer EU-Ratsvorsitz
Le Soir schaut im Kommentar in die nahe Zukunft: wenige Wochen nach den Wahlen vom 13. Juni übernimmt Belgien den Vorsitz der Europäischen Union. Wahrscheinlich wird bis dann noch keine neue Regierung im Amt sein, weil zu befürchten ist, dass die Koalitionsverhandlungen sehr lange dauern werden. Der EU-Ratsvorsitz wird aber eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise spielen müssen. Deshalb ist es empfehlenswert, dass die aktuelle Regierung, die dann nur noch kommissarisch mit den Regierungsgeschäften beauftragt ist, den EU-Vorsitz wahrnimmt. Es ist besser, dies einer erfahrenen Mannschaft zu überlassen, findet Le Soir.
Wahlkampf ohne konkrete Themen
Verschiedene Leitartikler befassen sich mit dem Wahlkampf. Het Nieuwsblad meint, bisher weiß noch keine Partei so genau, worum es bei diesen Wahlen eigentlich gehen soll. Die flämischen Sozialisten haben die Renten zum Wahlkampfthema gemacht, die Open VLD setzt auf die Konsolidierung des Staatshaushaltes und die CD&V warnt vor nicht finanzierbaren Wahlversprechen. Sehr konkret hört sich das aber alles nicht an, findet Het Nieuwsblad. De Standaard glaubt, dass die populistischen Parteien, die Liste De Decker und Vlaams Belang, bei den kommenden Wahlen den Kürzeren ziehen könnten, weil die NV-A die Themen Staatsreform und Veränderung der belgischen Strukturen besetzt. Fraglich ist, wie viele sozialistische und grüne Wähler sich für die flämischen Nationalisten entscheiden.
De Morgen ist kritisch gegenüber der CD&V. Diese Partei muss darauf hoffen, dass ihre Wähler ein Kurzzeitgedächtnis haben und sich nicht daran erinnern, dass Premier Leterme dem König in den vergangenen drei Jahren insgesamt fünf Mal den Rücktritt angeboten hat. Gazet Van Antwerpen stellt im Kommentar fest, dass die flämischen Parteien in punkto Staatsreform, alle sehr unterschiedliche Positionen vertreten, aber dass die französischsprachigen Parteien gemeinsam dafür gesorgt haben, dass die Leterme-Regierung scheiterte. Jetzt bleibt abzuwarten, ob der Wähler entscheidet, ob in der nächsten Mehrheit MR und FDF noch gebraucht werden.
Wallonische Straßen werden ausgebessert
Ein anderes Thema: die wallonischen Straßen müssen dringend repariert werden, das ist in Vers l'Avenir das wichtigste Titelseiten-Thema. Die wallonische Regierung kündigt bis 2014 insgesamt 575 Baustellen an. Zuerst sollen die Autobahnen ausgebessert werden, danach die Nebenstraßen. Neu ist, dass die Qualität der Arbeiten streng kontrolliert werden soll, schreibt Vers l'Avenir.
„Harte chirurgische Eingriffe für wallonische Straßen“, heißt es dazu in Le Soir . 1,23 Milliarden Euro will die Region in dieses Projekt investieren. Finanziert werden soll dies auch mit der Einführung einer Straßenbenutzungsgebühr für alle Verkehrsteilnehmer.