"Star Wars: das Macht-volle Comeback", titelt La Libre Belgique. "Star Wars-Mania", so die Schlagzeile von Le Soir.
Nach zehn Jahren läuft heute der neue Star-Wars-Film in Belgien an. Der Titel von Episode VII lautet: "Das Erwachen der Macht". Das Ereignis ist kaum zu übersehen. Auf fast allen Titelseiten prangen Lichtschwerter, Sturmtruppen oder auch einige markante Hauptdarsteller. Hinter Star Wars verbirgt sich eine gewaltige Marketingmaschine. Produziert wird das Ganze inzwischen vom Unterhaltungskonzern Disney. Deswegen waren viele Fans auch skeptisch. "Sie werden aber nicht enttäuscht sein", glauben L'Avenir und Het Belang van Limburg.
Die neuen Maßnahmen für mehr Straßenverkehrssicherheit
In Flandern sorgt aber auch ein neuer tragischer Verkehrsunfall für Schlagzeilen. "Totgefahren durch einen Nachbarn", titelt Het Laatste Nieuws. "Erst fuhr er den Nachbarsjungen tot und dann zur Arbeit", schreibt auch Het Nieuwsblad auf Seite eins. Das Drama ereignete sich am frühen Dienstagmorgen im limburgischen Peer. Der 16-jährige Dylan wurde gegen zwei Uhr nachts unweit des Hauses seiner Eltern angefahren und tödlich verletzt. Er kam offenbar gerade von einer Feier und war mit dem Fahrrad unterwegs. "Es war die Mutter, die ihren Sohn nach stundenlanger Suche in einem Straßengraben fand", notiert Het Belang van Limburg auf Seite eins. Der Unfallfahrer war zunächst flüchtig, konnte aber später identifiziert werden.
Ausgerechnet am Dienstag fanden unter Vorsitz von Mobilitätsministerin Jacqueline Galant die sogenannten "Generalstände der Verkehrspolitik" statt. Dabei stellte Galant einen neuen 15-Punkte-Plan vor, mit dem die Sicherheit im Straßenverkehr verbessert werden soll. Viele Zeitungen reagieren zurückhaltend. "15 Maßnahmen, eine verpasste Chance", meinen etwa Het Belang van Limburg und Het Nieuwsblad. Die wohl sichtbarste Neuerung war am Dienstag schon bekannt geworden: Für Fahranfänger soll faktisch eine Null-Promille-Grenze gelten. "Nulltoleranz - ist das wirklich eine gute Idee?", fragt sich L'Avenir auf Seite eins. Fakt ist, dass Jugendliche hier diskriminiert werden. Jugendorganisationen befürchten, dass das am Ende kontraproduktiv sein könnte.
Genau davor warnt auch De Morgen in seinem Leitartikel. Zunächst muss man festhalten, dass sich Jacqueline Galant hier die Falschen vorknöpft. Gerade junge Menschen verhalten sich in puncto Alkohol verantwortungsbewusster als die älteren Generationen. Das Signal ist aber in doppeltem Sinne falsch. Hier wird nämlich suggeriert, dass es ab einem gewissen Alter eben kein Problem mehr ist, Alkohol und Autofahren zu kombinieren. Frei nach dem Motto: Ein Bierchen nach der Schule ist eine Straftat, ein Fläschchen Wein zum Geschäftsessen ist kein Problem.
... sind nicht wirklich so "neu"
Andere Zeitungen kommentieren weniger den eigentlichen Maßnahmenkatalog, sondern viel mehr das, was nicht drin steht. Der Berg kreißte und gebar eine Maus, meint etwa etwas blumig Het Nieuwsblad. Da wird wieder ein Riesenbrimborium veranstaltet. Das Ganze heißt dann "Generalstände". Dabei stellt sich die Frage, ob das überhaupt nötig ist, wenn man doch nur das warme Wasser erfinden muss. Effiziente Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit, die kennt man doch längst. Formuliert wurden die schon vor 25 Jahren vom damaligen Verkehrsminister Jean-Luc Dehaene. Diese Liste ist quasi immer noch unverändert aktuell.
Eben dieser Jean-Luc Dehaene beschloss 1990 auch schon die Einführung des Punkteführerscheins. Der ist inzwischen fast schon legendär. Punkteführerschein, das beinhaltet ja, dass man durch Verkehrsdelikte Strafpunkte anhäuft. Ist das Konto voll, ist der Lappen weg. Genau deswegen hat sich nie ein Politiker getraut, das System tatsächlich einzuführen. Jetzt, angesichts wieder steigender Opferzahlen, wäre jetzt allerdings die Zeit reif dafür.
Auch Het Laatste Nieuws bricht eine Lanze für den Punkteführerschein. Belgien hinkt hier gnadenlos hinterher. 22 der 28 EU-Staaten haben das Punktesystem längst eingeführt. Und nach einer spanischen Studie waren die Resultate spektakulär: Grob zusammengefasst sank die Zahl der Verkehrsdelikte um ein Drittel. In Belgien haben die Politiker in diesem Zusammenhang offenbar immer noch Angst vor dem Volkszorn. Mutig ist jedenfalls etwas anderes.
Het Belang van Limburg glaubt seinerseits nicht an "Wundermittel". Schweden etwa gilt als eines der verkehrssichersten Länder. Und das auch ohne Punkteführerschein. Im Endeffekt ist es wohl in erster Linie eine Frage der Mentalität.
Grenzsicherung bald EU-Aufgabe?
Einige Zeitungen beschäftigen sich mit dem Vorschlag der EU-Kommission, wonach eine eigene EU-Grenzschutztruppe gegründet werden soll. Die würde dann in Ländern aktiv, die die Außengrenzen der Europäischen Union nicht ausreichend überwachen. Einige Länder haben aber schon Widerstand angekündigt, weil sie ihre nationale Souveränität bedroht sehen.
Die EU-Kommission liefert den Europa-Skeptikern wieder einmal Munition, wettert in diesem Zusammenhang Le Soir. Jetzt will man auch die Grenzsicherung in die Hände der Bürokraten und damit in eine demokratische Grauzone verfrachten.
L'Echo hingegen findet lobende Worte. Einige Länder haben sich als unfähig erwiesen, die Außengrenzen so zu bewachen, wie es sich gehört. Das sorgt für Risse in der Schengen-Zone und damit im europäischen Zusammenhalt. Wenn die EU das jetzt selbst in die Hand nehmen will, dann ist das ein Schritt in die richtige Richtung.
Belgische Solidarität mit Flüchtlingen sinkt
La Libre Belgique veröffentlicht heute das letzte Kapitel seines Politbarometers. Abgefragt wurde diesmal die Haltung der Belgier den Flüchtlingen gegenüber. Das Fazit der Zeitung: "Die Belgier stehen den Asylbewerbern sehr zurückhaltend gegenüber". Demnach wollen sieben von zehn Befragten den Zustrom eindämmen oder gar ganz stoppen. Rund die Hälfte der Belgier hat eine negative Einstellung in Bezug auf die Aufnahme von Flüchtlingen. Bei einem Viertel ist es sogar ein "sehr negatives" Gefühl.
Mal ehrlich: Diese Ergebnisse zeugen nicht von einem Übermaß an Solidarität und Brüderlichkeit, meint La Libre in ihrem Leitartikel. Von einer Bevölkerung, mit der es das Schicksal noch vergleichsweise gut gemeint hat, könnte man eigentlich mehr erwarten. Hier zeigt sich: Auch hierzulande geht die Angst um, die Angst vor dem Unbekannten, die Angst vor dem Anderen, die Angst vor dem Fremden. Zugegeben: Das Phänomen ist in vielen anderen europäischen Ländern noch deutlich ausgeprägter. Das allerdings ist nur ein schwacher Trost.
Roger Pint - Bild: Mohd Fyrol (afp)