Die Geschichte des einzigen Überlebenden des Flugzeugabsturzes in Libyen sowie die inzwischen angelaufene Kampagne im Vorfeld der Parlamentswahlen im Juni sorgen heute für einige der Titelthemen in der belgischen Inlandspresse.
Wundersame Rettung bei Flugzeugkatastrophe
Het Laatste Nieuws macht wie viele andere Blätter mit dem Flugzeugabsturz von vor zwei Tagen in Tripolis auf. Unter der Balkenüberschrift „Wunder-Junge“ berichtet das Blatt über den neunjährigen Ruben aus dem niederländischen Tilburg, der als einziger Überlebender den Absturz eines Airbus A 330 in Libyen überlebt hatte. An Bord der Unglücksmaschine habe es 103 Tote gegeben. 70 niederländische Urlauber und auch zwei Belgier seien unter den Opfern, schreibt Het Laatste Nieuws. Das neunjährige Kind, das den Absturz überlebte, war mit Knochenbrüchen ins Krankenhaus eingeliefert worden und zog sich bei dem Absturz allem Anschein nach keine lebensbedrohenden Verletzungen zu.
Auch Gazet Van Antwerpen hat das Foto des Jungen auf Seite 1 und titelt „Ruben überrascht die Welt“. Der Neunjährige überlebe den Absturz, verliere aber gleichzeitig seine Familie, meint das Blatt. Während Ruben überlebte, seien sein Vater, seine Mutter und sein 11-jähriger Bruder bei dem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Gazet Van Antwerpen notiert hierzu, dass in der jüngeren Luftfahrtgeschichte wenigstens bei acht Abstürzen eine Person überlebte. In sechs Fällen seien diese Überlebenden unter 18 Jahren gewesen. Kinder hätten bei einem Flugzeugabsturz bessere Überlebenschancen, da sie kleiner und leichter wären, schlussfolgert das Blatt.
La Derniere Heure hat den Absturz ebenfalls auf der Titelseite und berichtet über eines der belgischen Opfer. Es handelt sich um einen 40-jährigen Vater von zwei Kindern, der in Brüssel im Finanzministerium beschäftigt war. Nach Angaben von La Derniere Heure war der Mann in der jüngeren Vergangenheit regelmäßig zu Ferienaufenthalten in Südafrika gewesen, wo er Mitte der Woche die Unglücksmaschine bestiegen hatte war.
Rätselraten über Absturzursache
De Morgen macht mit dem Rätselraten zur Unglücksursache auf und meint, dass noch immer unklar sei weshalb der brandneue Airbus A 330 bei seiner Zwischenlandung in der libyschen Hauptstadt abstürzte. Ein Flugzeug des gleichen Typs war vor etwas weniger als einem Jahr ebenfalls in einen mysteriösen Absturz verwickelt gewesen. Ein A330 der Air France war mit 228 Menschen an Bord in den atlantischen Ozean gestürzt. Zur Frage, ob es Zusammenhänge zwischen diesen beiden Unfällen gebe, so schreibt De Morgen, wolle sich Airbus bislang nicht äußern.
Auch Het Nieuwsblad macht mit den Absturz und dem einzigen Überlebenden seine heutige Ausgabe auf, berichtet auf Seite 1 aber auch über neue Untersuchungen denen zufolge in Belgiens Großstädten immer mehr Belgier mit einer ausländischen Herkunft oder einem Migrationshintergrund wohnen. In zehn Jahren, so meint das Blatt, würden 30% der belgischen Bevölkerung einen solchen Migrationshintergrund haben. Schon jetzt währen in der Brüsseler Gemeinde Sint-Jost-Ten-Node 96% der Bewohner ausländischer Herkunft.
Politiker nutzen Twitter im Wahlkampf
La Libre Belgique titelt heute zum angelaufenen Wahlkampf im Vorfeld des Urnengangs vom 13. Juni. Das Blatt meint, dass viele Politiker im Land soziale Netzwerke wie etwa Twitter verstärkt nutzen würden, um so möglichst dicht am Wähler zu sein. Ein Wahlsieg im nächsten Monat geht nach Ansicht von La Libre Belgique immer enger mit der Eroberung von Twitter einher. Inzwischen seien auch die politischen Schwergewichte in diesem sozialen Netzwerk präsent. In diesem virtuellen Raum, so meint das Blatt, falle indes die Sprachengrenze zwischen Französischsprachigen und Flamen. Getwittert werde von De Panne bis Arlon.
Großbritannien nach Wahl nicht europäischer als bislang
Le Soir bringt neben dem Flugzeugabsturz in Libyen und dem Casting für eine neue belgische Filmproduktion die neue Regierung in Großbritannien auf die Titelseite. Das Tandem aus Konservativen und Liberalen sorge, so kommentiert Le Soir im Leitartikel, für ein Ende der 13-jährigen Vorherschaft von Labour im politischen Leben Großbritanniens. Zum ersten Mal seit dem Ende des zweiten Weltkriegs wäre in Großbritannien überdies eine Koalition nötig geworden, um eine Regierung bilden zu können. Klar sei indes schon jetzt, dieses neue Großbritannien sei nicht europäischer als das vorherige.
Finanzen der Städte und der Bahn
De Standaard berichtete auf Seite 1, dass kostenpflichtiges Parken in flämischen Städten Millionen einbringt. Nach Angaben der Zeitung beläuft sich der Erlös aus kostenpflichtigen Parkplätzen für die Städte auf 0.5 bis 1.5%des Gesamteinkommens der Kommunen.
Die Finanzen der belgischen Bahn sind heute Aufmacher-Thema des Wirtschaftsblatts L'Echo. Diese Zeitung titelt zu Sparzwängen, die sich bei der SNCB abzeichnen. Da die Schulden der Bahn drastisch steigen würden, müssten im laufenden Jahr knapp 400 Millionen Euro gefunden werden, um ein weiteres Ansteigen dieser Schulden des staatlichen Unternehmens verhindern zu können.