"Nationales Aufbäumen", titelt Le Soir. "Frankreich sagt 'Nein' zum Front National", so die Schlagzeile von La Dernière Heure. "Le Pen - K.O. in der zweiten Runde", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Bei der zweiten Runde der Regionalwahlen in Frankreich hat der rechtsextreme Front National eine schmerzhafte Niederlage erlitten. Die Partei von Marine Le Pen konnte am Ende dann doch keine einzige Region erobern.
Beim ersten Wahlgang vor einer Woche war der FN noch stärkste Kraft geworden. Eine Ursache für die Niederlage ist wohl der Umstand, dass sich die Sozialisten überall dort zurückgezogen hatten, wo sie keine Aussichten auf den Sieg hatten. Damit wollten sie den Konservativen alle Chancen geben, den FN doch noch zu besiegen. "Frankreich schließt die Reihen gegen den Front National", meint denn auch De Morgen.
Niederlage des Front National: Böses Erwachen 2017?
Viele Zeitungen warnen aber vor verfrühter Euphorie. "Der FN erzielt zwar keinen Sieg, dafür aber Monster-Ergebnisse", schreibt Het Nieuwsblad. "Der Front National wird verhindert, stärkt aber seine Position in allen Regionen", so auch das Fazit von La Libre Belgique.
Die Niederlage der Rechtsextremen ist eine Erleichterung, meint La Dernière Heure in ihrem Leitartikel. Das macht aber nicht über Nacht alles ungeschehen. Das Grundübel, das den Front National an die Spitze katapultiert hat, das wurde nicht plötzlich ausradiert. Viele Franzosen haben Angst, werden von der Krise durchgeschüttelt, suchen nach neuen Fixpunkten.
Und offenbar hat der Front National da die besten Antworten geliefert. Wer das jetzt ausblendet, der darf sich nicht wundern, wenn sich 2017 bei der Präsidentschaftswahl wieder das gleiche Problem stellt. Zumal der FN jetzt auch noch glaubwürdig die Märtyrerrolle spielen kann.
Die Demokraten in Frankreich haben keinen Grund, die Korken knallen zu lassen, warnt auch Het Nieuwsblad. Der Erfolg des FN war kein punktuelles Phänomen, das allein auf die Anschläge von Paris zurückzuführen wäre. Das Malaise sitzt viel tiefer. Viele Franzosen sind von den traditionellen Parteien maßlos enttäuscht. Sie wollen "etwas anderes". Und man kann bestimmt nicht von einem spektakulären "Aufbäumen" der "Anhänger der Republik" sprechen, wenn am Ende etwas mehr als 50 Prozent der Menschen zur Wahl gegangen sind.
L'Avenir sieht das ähnlich. Eine Demokratie beschränkt sich nicht darauf, dass sich das Volk gegen eine Partei aussprechen kann, die die Freiheiten einschränken will. Nein! Eigentlich muss es darum gehen, sich für ein politisches Programm auszusprechen. Und die traditionellen Parteien haben offensichtlich die Botschaft nicht verstanden: Gestern waren sie schon wieder mitten im politischen Kleinkrieg und damit meilenweit von den wirklichen Problemen der Bürger entfernt.
Frankreich muss uns allen eine Lehre sein, mahnt Le Soir. Es wird Zeit, dass die Bürger mit ihren Ängsten und Sorgen wieder im Mittelpunkt stehen. Unsere Gesellschaften brauchen unbedingt wieder eine Sozialpolitik, die den Namen wirklich verdient, brauchen Investitionen in unsere Städte, unsere Viertel, unsere Schulen, kurz und knapp: in unsere Zukunft.
Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel
Aber nicht nur wegen der Regionalwahlen blickt die ganze Welt nach Frankreich. Die Weltklimakonferenz endete am Samstagabend mit einem Erfolg auf der ganzen Linie. Buchstäblich die gesamte Welt einigte sich auf ein Klimaabkommen; demnach will man dafür sorgen, dass sich die Erde um weniger als zwei Grad erwärmt. "Paris setzt die Welt auf eine Kohlenstoff-arme Diät", fasst es De Standaard zusammen.
Viele betiteln die Einigung als "historisch". So auch La Libre Belgique. In Paris haben die Staatenlenker der Welt bewiesen, dass sie Geschichte schreiben wollen, statt sie nur zu ertragen. Endlich sind sich die Völker der Erde darüber einig, dass sie gemeinsam gegen die Klimaveränderungen angehen müssen. Allerdings: Das Abkommen ist bislang lediglich eine Wette auf die Zukunft. Jetzt müssen alle Beteiligten noch zeigen, dass sie es wirklich ernst meinen.
Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel, analysiert auch Het Belang van Limburg. Ein ehrgeiziges Abkommen zu schließen, das ist eine Sache. Jetzt muss man es auch in die Tat umsetzen. Und da muss jeder wohl noch eine Schippe drauflegen. Legt man die Absichtserklärungen zugrunde, die die verschiedenen Teilnehmer im Vorfeld verkündet hatten, dann erwärmt sich das Klima bis zum Jahr 2100 um drei Grad. Um unter zwei Grad zu bleiben, bedarf es also noch einmal eines viel größeren Engagements.
Gazet van Antwerpen empfiehlt denn auch, jetzt den Schwung mitzunehmen. Die Länder sollten nicht zu lang warten und so schnell wie möglich mit der Umsetzung beginnen. Und das gilt ganz besonders für Belgien, mahnt De Standaard. Diesmal darf es nicht wieder sechs Jahre dauern, bis sich die Regionen auf die innerbelgische Lastenverteilung einigen. Und angesichts der doch ehrgeizigen Ziele werden da wohl alle ein gehöriges Maß an politischem Mut brauchen. Hier ist kein Platz mehr für eine "Sowohl-als-auch"-Politik. Hier bedarf es jetzt klarer Weichenstellungen.
Neues von den belgischen "Superstars"
"Maggie De Block ist unangefochten die populärste Politikerin des Landes", titelt derweil sinngemäß La Libre Belgique. Das Blatt veröffentlicht heute Teil zwei seines traditionellen Politbarometers. Demnach hat die OpenVLD-Gesundheitsministerin nach Flandern und Brüssel nun auch in der Wallonie Platz eins in der Rangliste der beliebtesten Politiker erobert.
Den spektakulärsten Aufstieg legte aber der N- VA-Innenminister Jan Jambon hin.
Neuigkeiten gibt es aber auch von einem anderen populären Belgier. "Stromae hat unter höchster Geheimhaltung geheiratet", melden Het Nieuwsblad und Gazet van Antwerpen. Der belgische Musiker und Weltstar und seine Freundin Coralie gaben sich das Ja-Wort. Getraut wurden sie von dem französischen Rocker-Priester Guy Gilbert.
rop - Bild: Pascal Guyot (afp)