"Letzte Chance fürs Klima", titelt Le Soir. Die Zeitung erscheint heute wegen des Weltklimagipfels in Paris ganz in grün. "Die führenden Politiker der Welt wollen den Planeten retten", schreibt De Standaard. "Wann legt Belgien endlich seinen Klimaplan vor?", fragt L'Avenir auf Seite eins.
In der französischen Hauptstadt beginnt heute der langerwartete Klimagipfel der Vereinten Nationen. Die Weltgemeinschaft will sich auf verbindliche Ziele einigen, um die Folgen der Erderwärmung einzudämmen. Die sogenannte "COP21" ist mehr als nur eine Konferenz, meint La Dernière Heure. Es geht um den Planeten. 18 Jahre nach dem Kyoto-Protokoll ist der weltweite CO2-Ausstoß aber nicht geringer geworden.
Im Gegenteil, bedauert La Libre Belgique. Es ist also nicht übertrieben, zu sagen, dass es jetzt in Paris darum geht, die Welt zu retten. Schaffen die Weltmächte es nicht, die Kohlenstoffdioxidemissionen dauerhaft zu senken, dann werden Millionen von Menschen die Folgen der Erderwärmung zu spüren bekommen. Es drohen Wasserknappheit, Hitzewellen, Wirbelstürme, verheerende Überschwemmungen, Ausbreitung von Krankheiten, das Aussterben zahlreicher Tier- und Pflanzenarten, Klimaflüchtlinge und das Verschwinden ganzer Landstriche durch den Anstieg des Meeresspiegels.
Ohne Klimaplan, aber dafür mit vier Umweltministern zur COP21
Besonders peinlich findet Het Nieuwsblad es, dass Belgien ohne eigenen Klimaplan zur COP21 nach Paris fährt. Die Umweltminister der drei Regionen und des Föderalstaates haben sich bislang nicht auf ein innerbelgisches Abkommen verständigen können. Selbst Länder wie Jemen und der Südsudan haben das auf die Reihe gekriegt..., wettert das Blatt.
Le Soir kann das ebenfalls nicht nachvollziehen und findet harte Worte: Das ist das Ergebnis der Ignoranz, Inkompetenz sowie einem Mangel an Ehrgeiz und Vision unserer Politiker. Mit dem Kirchturmdenken, das sie bisher an den Tag gelegt haben, wird Belgien nicht weit kommen. Het Laatste Nieuws fügt hinzu: Bislang ohne Abkommen, aber mit rekordverdächtigen vier Umweltministern wollen wir nach Paris fahren.
Alles steht und fällt mit der N- VA, bemerkt De Morgen. Weil die flämischen Nationalisten den Entwurf des innerbelgischen Abkommens zu unvorteilhaft für Flandern finden, verweigern sie seit Wochen die Zustimmung. Het Belang van Limburg kritisiert das scharf. Vor allem die Nabelschau der Verantwortlichen im Norden des Landes. Das zeugt von einem totalen Desinteresse an den Auswirkungen des Klimawandels. Armes Flandern, das schon bald halb unter Wasser stehen wird, kommentiert die Zeitung das Trauerspiel.
Ärmel hochkrempeln und loslegen
L'Avenir gibt zu bedenken: Wie sollen sich in Paris Senegalesen, Japaner, Bulgaren und Amerikaner einig werden, wenn Flamen, Wallonen und Brüsseler es noch nicht einmal schaffen, sich auf eine konkrete Anzahl von Windrädern zu einigen? Dabei gilt für Belgien, was auch für den Rest der Welt gilt: Die aktuellen Probleme kann man nur durch Zusammenarbeit lösen, so De Standaard. Sei es die Bankenkrise, das Flüchtlingsproblem oder der Klimawandel. Nun braucht es politischen Mut - nicht während "fünf Minuten", wie Yves Leterme einst formulierte, sondern für die kommenden Generationen. Es kann nur eine Devise geben, so das Blatt. Und die lautet: die Ärmel hochkrempeln und loslegen.
Het Laatste Nieuws nimmt sich diese Aufforderung zu Herzen und titelt: "Das Klima retten beginnt bei sich zu Hause". Nämlich nicht nur die Staaten können etwas gegen die Folgen des Klimawandels unternehmen, sondern jeder von uns. Eine Familie kann pro Jahr neun Tonnen CO2 einsparen. Die Tipps der Zeitung: Einmal nicht in den Urlaub fliegen, jeden Tag eine Minute kürzer duschen, zwei Mal pro Woche auf Fleisch verzichten, drei Kleidungstücke pro Jahr weniger kaufen, bei jeder zweiten Fahrt vom Auto auf das Fahrrad umsteigen und mit Solarzellen selber Strom erzeugen. Das ist nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für den Geldbeutel, schlussfolgert die Zeitung.
Es geht um alles oder nichts
Trotz der zahlreichen Absagen von Klimakundgebungen wegen der Terrorwarnstufe haben gestern 4.000 besorgte Bürger eine Menschenkette in Brüssel gebildet. Von der Börse bis zum Justizpalast demonstrierten sie für ihre Forderungen, berichtet L'Avenir.
Das GrenzEcho meint: Es geht ums Ganze. Was bislang fehlt, ist der Mut, die richtigen Dinge konsequent anzupacken, die Erkenntnis, dass Eile geboten ist. Es muss gehandelt werden. Nicht die Erde droht zu verschwinden, wir sind es. Es geht um alles oder nichts. Es geht um uns.
De Morgen schlägt in dieselbe Kerbe: Wir müssen jetzt handeln, bevor es uns die Gesetze der Natur unmöglich machen, noch einzugreifen. Die Zeitung schreibt: Würden sich unsere Politiker nur eine kleine Scheibe von der Überzeugung, der Kreativität und der Solidarität der Klimaaktivisten abschneiden, dann läge ein "grüner Deal" für die Welt in Griffweite.
AKn - Foto: Christophe Ena (afp)