Der Kampf ist noch nicht gewonnen
So bemerkt De Morgen: In dem Pokerspiel um den Euro hat Europa unerwartet seine sämtlichen Trumpfkarten ausgespielt. Die Spekulanten mussten ins Gras beißen. Es ist ihnen geglückt, Griechenland auf die Knie zu zwingen, doch es ist weitaus schwieriger, einen ganzen Kontinent anzugreifen. Die akute Krise ist beigelegt, aber langfristig ist der Kampf noch nicht gewonnen. Jetzt befindet sich der Euro in unbekannten Gewässern, in denen die Piraten der Finanzmärkte auf der Lauer liegen.
Auch Le Soir vergleicht Europa mit einem Schiff, das noch nicht im sicheren Hafen liegt. Das Meer bleibt stürmisch. Nach dieser Schlacht müssen die Finanzmärkte reguliert werden. Auch der fehlenden Haushaltsdisziplin muss der Kampf angesagt werden. Die Staaten sind zum Erfolg verurteilt, wenn sie nicht untergehen wollen. Das Ende des Euro wäre eine Katastrophe, auch wenn eine Mehrheit der Deutschen das nicht wahrhaben will.
„750 Milliarden Euro, doch das Problem ist noch nicht gelöst“, heißt es in Het Laatste Nieuws. Wie werden die Börsen in der kommenden Woche auf das europäische Abkommen reagieren? Die Mitgliedsstaaten müssen beweisen, dass sie ihre Defizite und Schulden herab schrauben können. Das muss auch eine Lehre für die belgischen Politiker sein, die nicht in der Lage waren, die notwendigen Entscheidungen zu treffen.
Die nächste Regierung wird sparen müssen
Het Nieuwsblad meint: Europa muss sich besser organisieren, um beim nächsten Mal schneller reagieren zu können. Für die Mitgliedsstaaten wird die Überprüfung ihrer Haushalte strenger. Auch Belgien, dessen Staatsschuld fast 100 % des Bruttoinlandsprodukts beträgt, muss damit rechnen. Die nächste Regierung wird sparen müssen.
De Standaard notiert: Die Beträge, die eingesetzt werden, um die Finanzordnung wiederherzustellen, übersteigen das Vorstellungsvermögen. Das Schlimmste wurde vermieden, doch eine höhere Instanz gibt es nicht. Die europäischen Länder müssen mit großem Ernst und Eifer ihre Finanzen in Ordnung bringen und ihre Haushaltspolitiken mit offenem Visier und in Zusammenarbeit aufeinander abstimmen.
Änderungen sind noch unzureichend
Het Belang van Limburg behauptet: Die Euroländer haben den Spekulanten einen Schuss vor den Bug gegeben, doch bei der nächsten Lücke im europäischen Schutzwall geht es wieder los. Wenn wieder eine große Bank mit Problemen zu kämpfen hat, werden die Börsen wieder sinken. Es hat sich noch zu wenig am europäischen Finanzsystem geändert.
La Libre Belgique fügt hinzu: Der durch die Börsenkrise angerichtete Schaden hält sich in Grenzen. Doch das wird nicht ausreichen. Man muss weitere Schritte unternehmen, um eine neue Spekulationswelle zu verhindern. Dann war die Eurokrise heilsam.
L'Echo unterstreicht: Kurzfristig hat Europa gepunktet. Doch die Arbeit ist noch nicht erledigt. Der Mechanismus des Stabilitätspakts muss überprüft werden. Man muss auch darauf achten, dass die Schulden und die Defizite abgetragen werden, ohne das Wirtschaftswachstum zu beinträchtigen.
Die Rolle der Spekulanten
Gazet van Antwerpen findet: Europa funktioniert jetzt mit zwei oder drei Geschwindigkeiten. Die Hilfe von 750 Milliarden Euro gibt ein wenig Spielraum. Doch wenn die Griechen ihre Probleme nicht anpacken, erscheinen schwere Risse in den Fundamenten der Eurozone. Auch Belgien muss Anstrengungen unternehmen. Deshalb ist es sogar gut, dass die Spekulanten regelmäßig die Politiker beißen. Wenn nichts Neues geschieht, ist der Euro tatsächlich in Gefahr.
De Tijd notiert: Es ist übertrieben, zu behaupten, dass die Eurozone die Spekulanten besiegt hat. Es ist eher umgekehrt. Innerhalb einiger Monate haben die Märkte den Ruf einer politisch unabhängigen Europäischen Zentralbank angekratzt. Ihnen ist gelungen, was man in zehn Jahren Währungsunion nicht geschafft hat, nämlich den Grundstein einer Haushaltsunion für die Eurozone zu legen.
Bild:epa