"1.938.773", diese Zahl steht heute auf Seite eins von Het Laatste Nieuws. Knapp zwei Millionen. Das ist die Zahl der Belgier, die im vergangenen Jahr eine Rente bezogen haben. Tendenz steigend, denn vor fünf Jahren waren es noch 200.000 Rentner weniger. "Zwei Millionen Rentner, die kosten uns jeden Monat zwei Milliarden Euro", schreibt Het Laatste Nieuws.
"Der Preis für ein Einzelzimmer im Krankenhaus explodiert", titelt derweil Le Soir. Was ein Einzelzimmer teuer macht, das sind vor allem die Zuschläge, die Ärzte in diesem Fall verlangen dürfen. Innerhalb eines Jahres sind diese Honorare um sechs Prozent gestiegen. Auch L'Echo beschäftigt sich auf seiner Titelseite mit der Thematik und spricht von einem "neuen Rekord bei den Honorarzuschlägen". Die besagte Steigerung um sechs Prozent, das ist nämlich nur ein Durchschnittswert. In gewissen Bereichen sind die Kosten quasi durch die Decke gegangen. So sind die Honorare in der klinischen Biologie um unglaubliche 23 Prozent gestiegen.
Flüchtlingskrise: Europa eiert weiter herum
Viele Zeitungen beschäftigen sich heute auch mit dem EU- Flüchtlingsgipfel, der am Donnerstag auf Malta stattgefunden hat. "Flüchtlingskrise - Europa eiert weiter herum", schreibt etwa La Libre Belgique auf Seite eins. De Standaard bringt seinerseits "drei Gründe, warum die Asylkrise so bedrohlich für die EU ist". Das Blatt kann jedenfalls nur feststellen, dass die EU- Staaten das Problem nicht unter Kontrolle bekommen. Sie sind gespaltener denn je. Das führt auch dazu, dass gemeinsam getroffene Entscheidungen zu langsam umgesetzt werden. Beispiel: der Plan zur innereuropäischen Umverteilung von Flüchtlingen. Bislang wurden erst 147 Asylbewerber umgesiedelt. "Bei dem Tempo ist der Prozess ungefähr am 1. Januar 2101 abgeschlossen", bemerkte dazu schon EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit beißender Ironie.
La Libre Belgique spricht in diesem Zusammenhang vom "Scheitern der Festung Europa". Die 28 EU- Mitgliedsstaaten glänzen nach wie vor durch jämmerliches Gewurschtel. 1,8 Milliarden Euro will man für die Bekämpfung der Fluchtursachen in Afrika ausgeben. Man glaubt doch nicht allen Ernstes, dass man mit einem solchen Kleckerbetrag die dortigen Probleme im Ansatz lösen kann. Und warum sieht man nicht endlich ein, dass die Politik der geschlossenen Grenzen nicht funktioniert? Stattdessen bauen jetzt einzelne Staaten wieder eigene Grenzzäune. Und in der Zwischenzeit verliert Europa seine Seele.
"Schengen zu retten - das ist ein Rennen gegen die Zeit", sagt nicht umsonst der polnische EU- Ratspräsident Donald Tusk. Und auch für Le Soir steht Europa jetzt tatsächlich am Rand der Implosion. Man würde ja gerne glauben, dass sich die Unglückspropheten irren. Doch scheinen sich deren düstere Vorhersagen Tag für Tag zu bewahrheiten. Dabei müsste doch eigentlich jedem klar sein, dass neue Grenzzäune und nationales Einigeln noch kein Problem gelöst haben. Wer kann denn glauben, dass jeder Staat für sich effizienter handeln könnte? Das Resultat dieses nationalen Egoismus, das sehen wir doch gerade.
Es geht nur mit mehr Europa
Die Antwort kann nur europäisch sein, meint auch De Standaard. Die derzeitige Kakophonie unter den EU- Staats- und Regierungschefs, die treibt die Menschen doch nur in die Arme der Populisten. Die haben zwar immer mehr Zulauf, ihre Pläne dafür aber noch immer keinen Inhalt. Für die heutigen komplexen Probleme gibt es keine einfachen Lösungen.
Und es geht nur mit mehr Europa, glaubt auch Het Belang van Limburg. Leider wird die EU ausgerechnet jetzt immer mehr in Frage gestellt. Viel zu oft bekommen die Europaskeptiker in diesen Tagen allerlei Steilvorlagen, werden sie in ihrer ablehnenden Haltung bestätigt. Ein Grund für die mangelnde Unterstützung für Europa ist aber auch ein großes Versäumnis der EU: Man hat die Schaffung eines sozialen Europas sträflich vernachlässigt.
Unsere tägliche Dosis Galant gib uns heute
Auf der Titelseite von La Libre Belgique prangt - wieder einmal, muss man sagen - das Gesicht der föderalen Mobilitätsministerin Jacqueline Galant. Diesmal geht es aber nicht vordergründig um die sogenannte Anwaltskostenaffäre.
Vielmehr lautet die Schlagzeile: "Die Politiker boykottieren ihre eigene Verwaltung". Das ist ja eigentlich des Pudels Kern: Wenn Galant ein Anwaltsbüro eingestellt hat für eine Beratertätigkeit, dann, weil sie ihre Verwaltung die Arbeit nicht machen lassen wollte. Und diese externen Berateraufträge, die kosten den Staat eine Menge Geld.
Heute muss ja Premierminister Charles Michel vor dem zuständigen Kammerausschuss Stellung beziehen zu der Affäre um seine Mobilitätsministerin. L'Echo plädiert in diesem Zusammenhang aber dafür, jetzt doch bitte wieder zur Tagesordnung überzugehen. Längst ist deutlich, dass die Mehrheit Jacqueline Galant nicht fallen lassen wird. Man mag dazu stehen, wie man will. Aber es wird Zeit, dass man sich jetzt wieder mit dem Inhalt der Akte beschäftigt. Das Problem der Flugrouten über Brüssel muss endlich gelöst werden. Hoffentlich findet Michel heute in der Kammer die richtigen Worte, um einen Schlussstrich unter dieses Kapitel zu ziehen.
Der kleine Prinz streikt
Prinz Laurent hat es heute auch wieder auf die Titelseiten geschafft: "Laurent verweigert alle Aufträge des Palastes", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Am Sonntag, also am "Tag des Königs", will der Prinz nicht zum Te Deum kommen. Und das ist eine Folge der Affäre um seine Jahresabrechnung. Laurent hatte ja unter anderem versucht, seinen Skiurlaub als "berufliche Kosten" von der Steuer abzusetzen. Der Rechnungshof hatte scharfe Kritik geübt. Daraufhin hatten einige Politiker Konsequenzen gefordert. Und der Palast hatte sich da von Laurent distanziert.
Das hat Laurent wohl als Dolchstoß empfunden; und jetzt streikt er, wie Het Nieuwsblad schreibt.
Rote Teufel gegen Squadra Azzurra
Fast alle Zeitungen schließlich blicken schon auf heute Abend: Dann treffen die Roten Teufel auf Italien. "Es wird ein ernstzunehmender Test für den Weltranglisten-Ersten", schreibt L'Avenir auf Seite eins. Das Problem ist, dass Nationaltrainer Marc Wilmots gleich auf eine ganze Reihe von Stammspielern verzichten muss.
La Dernière Heure will aber heute Abend Zauberfußball sehen: "Zeigt den Italienern, dass ihr die Nummer Eins seid", schreibt das Blatt.
Roger Pint - Archivbild: Siska Gremmelprez (belga)