"Stoppt den Zustrom!" zitiert Het Laatste Nieuws Bart De Wever auf seiner Titelseite. Der N-VA-Vorsitzende hat einen Brandbrief an alle christdemokratischen, liberalen und konservativen Parteien in Europa geschickt. Darin fordert er drastische Maßnahmen in der Flüchtlingskrise. Die derzeitige Lage sei unhaltbar. Alleine in der vergangenen Woche haben in Belgien fast 1.800 Menschen um Asyl gebeten - doppelt so viele wie in den Wochen zuvor. Wörtlich schreibt De Wever in dem Brief: "Wir sollten handeln, bevor die Lage außer Kontrolle gerät. Unsere Kapazitäten sind erschöpft. Jetzt, hier und heute." So schlägt der N-VA-Vorsitzende vor, dass nur noch im Voraus festgelegte Zahlen an Asylbewerbern aufgenommen werden - ungeachtet des tatsächlichen Zustroms, das heißt: nur so viele Flüchtlinge, wie die EU-Staaten aufnehmen können und wollen.
Het Laatste Nieuws meint: Mit seinem Gespür für Timing hat Bart De Wever wieder einmal den perfekten Zeitpunkt für seinen dramatischen "Weckruf" gefunden. Seine Botschaft: "Stoppt den Flüchtlingsstrom!" Frei nach dem in Belgien gängigen Sprichwort: "Trop is te veel". Einige werden ihm Härte und Gefühlskälte angesichts der traurigen Schicksale der Flüchtlinge vorwerfen. Andere werden seine Vorschläge hingegen begeistert aufnehmen. Die allermeisten aber dürften hin und her gerissen sein zwischen Mitleid und der zunehmenden Einsicht, dass die Krise außer Kontrolle zu geraten droht.
In De Morgen ruft Staatssekretär Theo Francken, ebenfalls N-VA, zum Handeln auf. Die Schengen-Außengrenzen müssten geschlossen und die belgischen Grenzen ebenfalls besser bewacht werden. Außerdem fragt er sich, ob Belgien die Flüchtlinge nicht offiziell aufrufen soll, das Land nicht mehr anzusteuern. Ähnliche plakative Forderungen sind ebenfalls aus den Niederlanden und Schweden zu hören. Die Zeitung findet: Man kann Francken viel vorwerfen, aber nicht, dass er in der Flüchtlingskrise die Hände in den Schoß gelegt hätte. Stichwort: Schaffung von Tausenden Auffangplätzen. Trotz der aktuellen Krise sollten wir unsere Werte aber nicht komplett über Bord werfen, warnt De Morgen.
Frischer Wind in der Katholischen Kirche in Belgien?
L'Avenir berichtet über den Wechsel an der Spitze der Katholischen Kirche in Belgien. "Erzbischof Jozef De Kesel ist der neue Primas", titelt das Blatt. Die Zeitung hofft, dass jetzt ein frischer Wind durch die Kirche weht und sieht bereits erste Anzeichen dafür. De Kesel ist ganz anders als sein umstrittener Vorgänger Léonard. Er will die Kirche modernisieren und fordert mehr Respekt im Umgang mit Homosexuellen.
Ähnlich sieht es Het Nieuwsblad: Der neue Erzbischof sollte die Gläubigen an der Basis unterstützen. Sie sind es nämlich, die den Unterschied machen. Menschen, die sich im Sinne des christlichen Glaubens für ihre Mitmenschen einsetzen - wie beispielsweise die vielen lokalen Freiwilligen bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise. Dort an der Basis liegt die Zukunft der Kirche. Nicht in der Handvoll Besucher im sonntäglichen Gottesdienst, meint Het Nieuwsblad.
VW- und Galant-Gate schwelen weiter
La Libre Belgique befasst sich mit den Auswirkungen des neuen Abgasskandals bei Volkswagen. Diesmal, bei den getürkten CO2-Werten, dürften die Folgen noch heftiger ausfallen als beim sogenannten Dieselgate. Höhere Kohlenstoffdioxidwerte bedeuten einen höheren Kraftstoffverbrauch und damit eine höhere Besteuerung. Die Verbraucher werden damit in ihrer Brieftasche getroffen. Zahlreiche Kunden könnten VW nun den Rücken kehren. Weil der belgische Generalimporteur D'Ieteren einen Verkaufsstopp für ein Viertel aller VW-Modelle beschlossen hat, sind inzwischen 50 der 170 Händler der VW-Gruppe in Belgien in ihrer Existenz bedroht, meldet Het Laatste Nieuws.
Wegen der Anwaltskostenaffäre steht die föderale Verkehrsministerin Jacqueline Galant weiter unter Druck. Am Montag muss die MR-Politikerin ihrem Parteivorstand Rede und Antwort stehen. Die Opposition hat noch nie einen Minister gestürzt, aber in La Libre Belgique fragt sich die Fraktionssprecherin der CDH in der Kammer, Catherine Fonck, ob Ministerin Galant überhaupt noch in der Lage sei, ihr Amt auszuüben.
Medizinstudenten empört über Zulassungsprüfungen
Le Soir berichtet über den Unmut der französischsprachigen Medizinstudenten. Künftig sollen sie nach dem ersten Jahr eine Zulassungsprüfung ablegen. Das Problem: Für die 3.000 Studienanfänger an den französischsprachigen Unis wird es ab nächstes Jahr nur noch 600 Plätze geben. Grund für die Einschränkung ist die maximale Anzahl verfügbarer Arztzulassungen, die sogenannten INAMI-Nummern. In Flandern wird das Problem seit Jahren anders gelöst. Dort finden vor Studienbeginn Zulassungsprüfungen statt.
Rauchverbot-Durchsetzung und gefährliche Selfies
Het Nieuwsblad meldet, dass die Behörden erstmals eine Kneipe wegen Missachtung des Rauchverbots geschlossen haben. Der Besitzer des Cafés in Gent hatte wiederholt gegen die Regelung verstoßen. Die Folge: Die Türen seiner Gaststätte müssen für einen Monat geschlossen bleiben.
"Lebensgefährliche Selfies", titelt schließlich Het Nieuwsblad. Erneut ist ein junger Belgier beim Sich-selber-Fotografieren im Spanienurlaub von einem Felsen gefallen. Er hatte aber Glück im Unglück und überlebte. Bereits am Dienstag war eine Belgierin in Benidorm ebenfalls beim Selfie gestürzt, sie überlebte den Unfall allerdings nicht.
Alain Kniebs - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)