"Der letzte Vorhang für Madame Sans-Gêne ist gefallen", titelt Le Soir. "Im Guten wie im Schlechten", schreibt La Libre Belgique. "Trauriges Ende einer außergewöhnlichen Politikerin", bemerkt La Dernière Heure.
Die ehemalige Senatspräsidentin und langjährige Bürgermeisterin von Huy, Anne-Marie Lizin (PS), ist am Wochenende im Alter von 66 Jahren gestorben. Zu ihrer langen politischen Karriere meint La Libre Belgique: Die mächtige Frau hatte wie kaum eine andere Sonnen- aber vor allem auch Schattenseiten. In Erinnerung bleiben die Wahlzettel-Affäre und der Kreditkarten-Skandal.
Für Schlagzeilen sorgten ebenfalls ihre Dreistigkeit und ihr Despotismus, was ihr den Namen "Madame Sans-Gêne" einbrachte. In ihrer Heimatstadt Huy regierte sie jahrelang wie eine Kaiserin; als wäre die Stadt ihr persönliches Eigentum. Ein Makel, den viele Politiker haben, die zu lange an der Macht sind und deshalb glauben, sich alles erlauben zu können. Unvergessen auch, wie sie mutwillig das Auto ihrer Nachfolgerin rammte, fügt L'Avenir hinzu.
Trotzdem hatte Anne-Marie Lizin auch gute Seiten: Sie war eine Kämpferin für Menschen- und Frauenrechte, engagiert, eine temperamentvolle Politikerin mit Rückgrat, die sogar ihrem ehemaligen Parteivorsitzenden Elio Di Rupo die Stirn bot und sich dafür aus der PS werfen ließ. Lizin ließ niemanden unberührt, fassen es Le Soir und das Grenz-Echo zusammen.
Westflandern besorgt über Flüchtlingsverteilung
"Flüchtlingsverteilung sorgt für Unruhe an der Küste", titelt De Standaard. Gestern hatte die Föderalregierung die Schaffung von acht neuen Auffanglagern für Asylbewerber beschlossen - zwei davon in den Küstengemeinden Zeebrügge und Ostende. Weil die Kommunen an der Küste aber schon mehrere Hundert Flüchtlinge aufgenommen haben, regt sich dort immer mehr Widerstand. Die Bürgermeister fordern eine gerechtere Verteilung auf ganz Belgien.
Der westflämische Provinzgouverneur Carl Decaluwé verlangt in der Zeitung den Einsatz von mehr Polizeibeamten. Ansonsten würde die Bereitschaft in der Bevölkerung, Flüchtlinge aufzunehmen, schon bald bröckeln. Staatssekretär Theo Francken (N-VA) kann zwar die Sorgen nachvollziehen, bittet aber um Verständnis für die derzeitige Verteilung: Es sei nun mal so, dass viele Militärkasernen, in denen die Notlager errichtet werden, an der Küste lägen.
Het Nieuwsblad meint: Natürlich wäre ein gerechter Verteilungsschlüssel für die Flüchtlinge am besten. Weil es schnell gehen muss, fehlt bei den Notmaßnahmen jetzt aber die Zeit dafür. Dieser Realität dürfen sich die betroffenen Bürgermeister nicht verschließen, mahnt die Zeitung.
Flämisches Photovoltaik-Fiasko sollte allen eine Lehre sein
Gazet van Antwerpen kommt auf die Folgen des finanziellen Photovoltaik-Debakels in Flandern zurück. Um das Loch, das durch die großzügige Förderung von Solaranlagen entstanden ist, zu stopfen, muss jeder flämische Haushalt künftig 100 Euro im Jahr zuzahlen. Das Geld, das die Föderalregierung uns durch die Lohnkostensenkung "schenkt", ist dank der flämischen Regionalregierung wieder futsch, so das Blatt. Und schuld ist nach Ansicht der Koalition wieder einmal die Vorgängerregierung.
Damit machen es sich die Politiker zu einfach, meint De Standaard. Für die Photovoltaik-Blase und das jetzige Debakel sind alle Parteien verantwortlich - inklusive N-VA sowie Sozialisten und Grüne in der Opposition. Das Problem ist jedes Mal dasselbe: Wegen ihrer kurzsichtigen politischen Taktik greifen die Regierenden zu den tollsten Fördermaßnahmen, die aber langfristig riesige Löcher in die Staatskasse reißen. Die finanzielle Katastrophe, die die großzügige Förderung von Photovoltaikanlagen ausgelöst hat, sollte der gesamten politischen Klasse eine Lehre sein, urteilt De Standaard.
"Merci, Papa"
Het Laatste Nieuws berichtet über ein emotionales Konzert von Sänger Stromae in Ruanda. In der Hauptstadt Kigali hat der belgische Superstar am Wochenende seine Welttournee beendet. Der Brüsseler hat ruandische Wurzeln: Sein Vater stammt aus dem afrikanische Land und kam dort 1994 beim Völkermord ums Leben. In seinem Hit "Papaoutai" verarbeitet der Sänger die Suche nach seinem Vater. Seinen Auftritt vor 20.000 Zuschauern beendete Stromae mit den Worten: "Merci, Papa".
Bestürzung auf dem Fußballplatz, Jubel im Weinkeller
"Standard Lüttich am Boden", titelt La Dernière Heure. "Tiefer können die Lütticher jetzt nicht mehr fallen", bemerkt Le Soir. Nach einer erneuten Niederlage belegen die Fußballprofis aus Lüttich nun den letzten Tabellenplatz in der ersten Liga - das war dem Klub seit 1951 nicht mehr passiert. Die Fans sind bestürzt und sauer. Sie verlangen ein Gespräch mit dem Trainer, den Spielern und der Leitung von Standard Lüttich.
Einen Erfolg feiert hingegen das belgische Team der Wein-Blindverkostung, wie Het Laatste Nieuws meldet: Im französischen Châteauneuf-du-Pape landeten die Weinexperten beim internationalen Wettbewerb auf Platz Zwei. Ziel war es, jeweils sechs Rot- und Weißweine alleine am Geschmack zu erkennen. Nur die Spanier waren bei der Blindverkostung noch besser.
ak - Bild: Nicolas Lambert (belga)