Die jüngsten Steuererhöhungen, insbesondere die Spekulationsabgabe, sorgen weiter für Kontroversen. Und die Flamen dürften nächstes Jahr auch noch beim Strom kräftig zur Kasse gebeten werden. Es gibt aber auch Positives: Nach dem AB InBev-Mega-Deal gehört Belgien nun auch musikalisch zur Weltspitze.
"Ist die Mitte-Rechts-Koalition in Wirklichkeit doch nur eine Steuererhöhungs-Regierung?", fragt De Morgen provokativ auf Seite eins. In La Libre Belgique verteidigt Premierminister Charles Michel das Vorgehen: "Die neue Steuer auf Börsenspekulationen hat lediglich Symbolcharakter. Sie bringt "nur" 34 Millionen Euro ein und soll Spekulanten abschrecken. Außerdem werden durch den Tax-Shift mehrere Zehntausend neue Arbeitsplätze in Belgien entstehen", so der Regierungschef auf der Titelseite der Zeitung.
De Standaard macht mit den vielen Zusammenstößen zwischen den vier Koalitionsparteien auf. Kris Peeters von der CD&V meint dazu: "Wir sind wie tektonische Platten, die sich konstant aneinander reiben. Das führt zu permanenten Spannungen und manchmal sogar zu Erdbeben." Die Zeitung meint: Was zu Beginn wie der große Vorteil dieses Kabinetts aussah, dürfte inzwischen sein größter Nachteil geworden sein. Die ideologische Nähe der vier Parteien bedeutet zugleich erhöhte Konkurrenz: Sie alle fischen im selben Teich nach Wählerstimmen.
Die neue Spekulationsabgabe: ein nutzloses Symbol
De Morgen kritisiert die neue Spekulationssteuer auf Börsengeschäfte. Wer Aktien innerhalb von sechs Monaten mit Gewinn wieder abstößt, zahlt künftig eine Abgabe in Höhe von 33 Prozent auf seinen Profit. Echte, riskante und moralisch verwerfliche Spekulationsgeschäfte wird man so wohl kaum verhindern können. Statt eine gerechte Steuer auf Kapitalerträge einzuführen, hat man sich auf eine symbolische, letztlich aber nutzlose Abgabe geeinigt. Steuererhöhungen auch beim Strom, auf Alkohol, Tabak und Diesel. Und das von einem Kabinett, das mit dem Anspruch angetreten war, Steuern zu senken, gibt De Morgen zu bedenken.
In L'Echo verteidigt Vizepremier Kris Peeters die Maßnahme: "33 Prozent auf Börsenspekulationen - das ist kein Drama", sagt der CD&V-Politiker. Im Finanzparadies Luxemburg gebe es diese Steuer seit Jahren.
Preisschock für flämische Stromkunden
"Die Stromrechnung in Flandern steigt im kommenden Jahr um 225 Euro pro Haushalt", meldet Het Belang van Limburg. Aufgrund der Folgekosten der großzügigen Photovoltaik-Förderung klafft ein Loch von zwei Milliarden Euro in den öffentlichen Kassen. Um das zu stopfen, soll jeder flämische Haushalt eine Pauschalabgabe von 100 Euro pro Jahr zahlen. Das hat langsam System, wettert Het Nieuwsblad. Dinge, die viele Menschen unverzichtbar finden, sorgen seit Jahren für einen stetigen Strom an Steuererhöhungen: Tabak, Alkohol, Kraftstoff - und jetzt schon wieder der Strom. Und immer ist es der kleine Mann, der am Ende zur Kasse gebeten wird. Dass ausgerechnet die liberale Koalition in Flandern, die die Steuern sogar senken wollte, auf diese alten Tricks zurückgreift, findet die Zeitung unmöglich.
De Standaard kommt auf den EU-Gipfel und die Asylkrise zurück: Obwohl die Anzahl Flüchtlinge hierzulande leicht zurückgeht, ist die Krise längst noch nicht vorbei. Wir können die europäischen Außengrenzen zwar besser und stärker bewachen, Asylzentren in Griechenland und Italien bauen. Wir könnten sogar Flüchtlingsboote im Mittelmeer zur Umkehr zwingen und den Syrienkonflikt lösen. All das könnten wir zwar theoretisch erreichen. Aber selbst dann würden Menschen weiter versuchen, zu uns zu kommen.
Belgische Erfolgsgeschichten
L'Echo befasst sich mit dem Mega-Deal der Woche: Der belgisch-brasilianische Braukonzern AB InBev wird seinen Konkurrenten SAB Miller für 96 Milliarden Euro übernehmen. Verrückt, wenn man bedenkt, dass dieser Weltkonzern aus der Fusion der belgischen Biermarken Jupiler und Stella Artois vor 30 Jahren entstanden ist. In Kürze wird der neue Brauerei-Gigant dann unglaubliche 6.500 Bierflaschen pro Sekunde verkaufen. Das seriöse Wirtschaftsblatt The Economist mutmaßt inzwischen, der neue Bierriese könnte innerhalb weniger Jahre sogar den Coca-Cola-Konzern schlucken. Natürlich kann man diese rasante Entwicklung mit Sorge betrachten, andererseits sollten wir Belgier stolz auf das Erreichte sein. Andere, von Natur aus zurückhaltende belgische Unternehmen sollten angespornt werden, etwas zu wagen und AB InBev nachzueifern, wünscht sich L'Echo.
Apropos stolz sein. Het Laatste Nieuws zählt auf: Belgien hat die beste Fußballnationalmannschaft, die besten Fritten, die längsten Staus und, seit gestern Abend, die besten der DJs der Welt. Das Duo Dimitri Vegas und Like Mike ist in Amsterdam mit dem Titel "Beste DJs der Welt" ausgezeichnet worden. Die beiden Brüder aus der Nähe von Antwerpen wollen jetzt ein gemeinsames Projekt mit Stromae starten und sogar die Filmmetropole Hollywood erobern...