Börsenkrach?
"Panik an den Finanzmärkten", so macht Vers l'Avenir auf. Weltweit erlebten die Börsen eine schwarze Woche. Le Soir titelt in riesigen Blockbuchstaben: "Der Krach", an den Börsenmärkten geht die Angst um, die griechische Krise könne sich auf ganz Europa ausweiten. "Griechenlandkrise entwickelt sich zum Ölfleck " ist in La Libre Belgique die Schlagzeile. "Das Gespenst der Bankenkrise ist wieder da", meint De Tijd. Der belgische Börsenindex Bel-20 verlor in den vergangenen Tagen zehn Prozent.
"Überlebt der Euro?" fragt De Standaard. Auf der Titelseite ist eine sehr skeptisch dreinschauende Kanzlerin Merkel zu sehen. In den Börsenzeitungen L'Echo und De Tijd äußert sich Belgiens Nationalbankgouverneur Guy Quaden sehr streng zu Deutschland: Deutschland hat nicht sofort begriffen, dass die Finanzhilfe für Griechenland notwendig war. Deutschland trägt auch eine Mitverantwortung, weil das Land zu Beginn des Jahrzehnts den Stabilitätspakt nicht respektiert hat.
Kommentare zur neuen Finanzkrise
La Libre Belgique kommentiert: Jetzt droht uns wieder ein Alptraum wie 2008, als der Konkurs der Bank Lehmann Brothers die ganze Welt in eine Krise stürzte. Nun ist Griechenland der Auslöser. Schuld sind die global operierenden Spekulanten. Es ist aber nicht verständlich, dass die Politik von Washington über Tokyo bis Brüssel dies erneut mit einem großen Fatalismus hinnimmt. Hiergegen muss endlich etwas unternommen werden, sonst wird der Alptraum kein Ende nehmen.
Die griechische Krise sorgt weltweit für einen Flächenbrand auf den Finanzmärkten, stellt De Tijd im Leitartikel fest. Die Ansteckungsgefahr ist größer denn je. Tatsache ist, dass der Euro auf einem schwachen Fundament steht. Eine Währungsunion verlangt nach einer koordinierten Haushalts- und Wirtschaftspolitik. Die fehlt bisher in der Eurozone. Europas Politiker müssen handeln. Geklärt werden muss aber auch die Frage, was mit Ländern zu geschehen hat, die eigentlich keinen Platz in der Währungsunion haben, weil sie sich nicht an die Regeln halten.
XXL-Krise
"Droht uns eine XXL-Krise?" fragt sich der Leitartikler von Vers l'Avenir. In dem jetzigen, völlig unvernünftigen Tumult schaffen es die Regierungen erneut nicht, Lösungen zur Regulierung der Börsenmärkte zu finden. Die Spekulanten entwickeln sich deshalb inzwischen zu Wirtschaftsterroristen, findet Vers l'Avenir.
Le Soir kommentiert: Die nationalen Egoismen der Euro-Staaten haben die Welt erneut in eine Krise außergewöhnlichen Ausmaßes geschleudert. Tatsache ist aber auch, dass die hoch verschuldeten Staaten keine Munition mehr haben, um ihre Banken erneut zu retten. Das eigentliche Drama ist die Tatsache, dass nur die Finanzmärkte für diesen Krieg gewappnet sind. Verschiedene europäische Staaten verfügen inzwischen nicht mehr über das Vertrauen, das ihre Existenz begründet.
In diesem Zusammenhang meint L'Echo im Kommentar: Die belgische Staatsverschuldung sorgt für Nervosität. Auch wenn man unser Land in keinster Weise mit Griechenland vergleichen kann, verlangen die Finanzmärkte inzwischen schon erheblich höhere Risikoprämien für belgische Schuldverschreibungen. Auslöser war hierfür zuerst die politische Krise und nun die griechische Tragödie, es wird deshalb höchste Zeit, wieder für Ordnung zu sorgen, was das belgische Haushaltdefizit und die Staatsverschuldung betrifft.
Thema Wahlen
Am 13. Juni finden keine belgischen Wahlen statt, meint De Standaard im Kommentar. Es ist nur so, dass Flandern und das französischsprachige Belgien am gleichen Tag wählen gehen. Dies mit eigenen Parteien und eigenen Wahlkampfthemen. Am 14. Juni müssen sie dann aber gemeinsam eine föderale Regierung zustande bringen. Die Voraussetzungen sind grundverschieden. In Flandern dominiert die Frustration über die Blockaden der vergangenen Jahre. Die Französischsprachigen haben Angst davor, verlassen zu werden. Es gibt nur eine Lösung für die Probleme dieses Zweiländer-Landes: Wir müssen den Teilstaaten mehr Verantwortung geben, meint De Standaard.
Nach den Wahlen in Großbritannien hat keine Partei eine absolute Mehrheit erhalten. Und deshalb sind jetzt Koalitionsverhandlungen notwendig, was in diesem Land völlig unüblich ist, kommentiert Het Belang van Limburg. Britische Medien sprechen deshalb schon von "belgischen Zuständen". Die Liberaldemokraten sind jetzt die Königsmacher. Sie müssen mit dem konservativen Wahlsieger an den Verhandlungstisch. Das wird nicht einfach, weil beide Parteien große Meinungsunterschiede haben, unter anderem zu Europa.