"Belgien ist die Nummer 1 der Welt", titeln De Standaard, Het Nieuwsblad, La Dernière Heure, Het Belang van Limburg und Gazet van Antwerpen. "Belgien ist Spitze", so die Schlagzeile von L'Avenir. "Als Weltbester zur EM", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins.
Die Roten Teufel beherrschen heute die Titelseiten. Die Fußballnationalmannschaft besiegte gestern Israel mit 3:1 und qualifizierte sich damit definitiv als Gruppenerster für die Europameisterschaft in Frankreich im kommenden Jahr. Das hat gleich mehrere Konsequenzen. Deswegen auch die Schlagzeile auf Seite eins von La Libre Belgique und Le Soir: "Alle Missionen erfüllt!" Durch den Sieg steigt Belgien nämlich zur Nummer Eins in der FIFA-Weltrangliste auf. Mehr noch: Nach dem Ausscheiden der Niederlande ist Belgien bei der Europameisterschaft auch als sogenannter "Gruppenkopf" gesetzt. Heißt: Die Roten Teufel sind in Lostrommel Eins; damit müssen sie in der Gruppenphase schon mal nicht gegen Länder wie Deutschland, Frankreich, Spanien, England oder Italien antreten.
Audi setzt weiter auf Standort Brüssel - mit einem Elektroauto
Und noch eine gute Neuigkeit auf Seite eins von De Morgen, allerdings aus einem ganz anderen Bereich: "Elektroauto rettet Audi Brüssel", schreibt das Blatt. Im Moment wird in dem Werk in Forest noch der Kleinwagen A1 gebaut. Das Modell läuft allerdings in Kürze aus; der Nachfolger soll in Spanien gefertigt werden. Entsprechend groß war in Brüssel also die Angst vor einer neuen sozialen Katastrophe in der Autoindustrie. Laut De Morgen kann man jetzt aber aufatmen. Demnach hat die Audi-Konzernzentrale in Ingolstadt beschlossen, künftig einen elektrischen Geländewagen in Brüssel bauen zu lassen, nämlich den Q6 E-tron.
Regierungserklärung: ruhig und klar - aber langweilig
Viele Leitartikler beschäftigen sich derweil mit der gestrigen Regierungserklärung von Premierminister Charles Michel. Der hat ja im Parlament das Programm seiner Regierung für die nächsten Monate vorgestellt und damit offiziell das neue politische Jahr eingeläutet. Wirklich begeistern konnte der Premier aber nicht. "Michel wollte vor allem nicht anecken", analysiert etwa Het Nieuwsblad. Jeder erinnert sich ja noch an das Getöse an gleicher Stelle im vergangenen Jahr, als die Regierungserklärung wegen der wütenden Zwischenrufe der Opposition sogar unterbrochen werden musste. "Keine Tumulte beim Start ins neue politische Jahr", hebt denn auch L'Echo auf Seite eins hervor. Der Preis dafür war aber eine ziemlich langweilige Rede, sind sich die Zeitungen einig. "Michel war lieber klar als lyrisch", schreibt etwa De Standaard.
Genauso sieht es auch Le Soir in seinem Leitartikel. Es war beileibe keine flammende Rede. Vielmehr zeigte sich Charles Michel betont pragmatisch. Offensichtlich hat er sich selbst in ein Korsett gesteckt. Inhaltlich beschränkte er sich auf das altbekannte Credo seiner Regierung, das da lautet: "Jobs, Jobs, Jobs". Der Punkt ist: Bislang sind das nicht mehr als Worte. Im Grunde hat die Regierung immer noch alles zu beweisen.
Die Blicke richten sich jetzt auf die Wirtschaft
Het Belang van Limburg sieht das ähnlich. Die Regierung kann nicht mehr als die Grundvoraussetzungen schaffen, die zu einer Belebung des Arbeitsmarktes führen könnten. Den Rest hat sie nicht in der Hand. Letztlich sind es ja die Unternehmen, die die Arbeitsplätze schaffen. Entsprechend richten sich jetzt alle Blicke auf die Wirtschaftswelt. Sollte sich zeigen, dass sich die Unternehmen darauf beschränken, die beschlossenen Lastensenkungen als Gewinne zu verbuchen, dann machen sie die Arbeitgeber und vor allem deren Interessenverbände unglaubwürdig.
L'Avenir hat seinerseits einige kleinere Provokationen registriert. So behauptete der Premier vollmundig, dass seine Regierung "authentisch sozial" sei. Das dürften die Gewerkschaften allerdings ganz anders sehen. Nicht ganz zu Unrecht betrachten die Arbeitnehmerorganisationen diese Aussagen als abschätzig und als Beweis für die Verachtung der Regierung den Gewerkschaften gegenüber. Außerdem hat es Michel versäumt, dem Land wirklich Hoffnung einzuflößen: Welche Zukunft für die arbeitslosen Jugendlichen? Wo war eigentlich das Thema "Gesundheit" in der Regierungserklärung? Eine Antwort auf die Großdemo der vergangenen Woche ist Michel jedenfalls schuldig geblieben.
"Zu wenig, zu langsam"
Auch De Morgen spricht von einer "verpassten Chance". Charles Michel muss immer noch erst die Herzen und Köpfe von einem Großteil der Bevölkerung erobern. Und da helfen bestimmt nicht die kleinen Sticheleien, etwa wenn Michel behauptet, dass noch nie eine Regierung das Kapital so hoch besteuert hat. Ganz zu schweigen von dem nicht vorhandenen Charismas des Premiers.
"Das kann's doch nicht gewesen sein!", ereifert sich auch L'Echo. Was die Regierung da produziert, das ist schlichtweg zu wenig, zu langsam. Die einmalige Zusammenstellung dieser Equipe mit bekanntlich nur einer frankophonen Partei zeugte doch eigentlich von einer gewissen Kühnheit. Davon ist jetzt allerdings nichts mehr zu sehen. Wenn diese Koalition nach 2019 weitermachen will, dann bedarf es einer echten Vision, dann bedarf es der Bereitschaft, wirklich neue Wege zu beschreiten.
Belgien bibbert
"In 114 Jahren war es noch nie so kalt", meldet schließlich Het Laatste Nieuws auf Seite eins. In Uccle wurde es gestern nicht wärmer als 5,5 Grad Celsius. Damit war es der kühlste 13. Oktober seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1901. Der bisherige Kälterekord stammte von 1975; damals war es ein halbes Grad milder.
Roger Pint - Bild: Yorick Jansens (belga)