"Frankreich, wir kommen!", titelt L'Avenir. "Wir wollen die Europameisterschaft gewinnen", werden die Roten Teufel auf den Titelseiten von Het Laatste Nieuws, La Dernière Heure, Het Nieuwsblad und Het Belang van Limburg zitiert.
Nach dem Sieg gegen Andorra hat sich die belgische Fußballnationalmannschaft vorzeitig für die Endrunde der EM im kommenden Jahr in Frankreich qualifiziert. Damit geht eine lange Durststrecke von über drei Jahrzehnten zu Ende. Das letzte Mal, dass Belgien regulär an einer Europameisterschaft teilgenommen hat, war 1984 – ebenfalls in Frankreich. Wie Het Nieuwsblad bemerkt, können die Roten Teufel morgen im Falle eines Sieges gegen Israel erste ihrer Qualifikationsgruppe bleiben und es sogar auf Platz Eins der FIFA-Weltrangliste schaffen.
La Dernière Heure schreibt: Jetzt darf man nichts mehr dem Zufall überlassen. Das Zeug zum neuen Europameister haben die belgischen Spieler allemal, sie müssen jetzt nur noch ihr Talent umsetzen und liefern. Die spielerische Leistung der Qualifikationsrunde war bislang, trotz der eingefahrenen Siege, nur mittelmäßig. Man sollte die Quali jetzt aber auch Quali sein lassen und eine neue Seite aufschlagen, mahnt das Blatt. "Wir sehen uns am 10. Juli 2016 beim Finale in Paris", schreibt La Dernière Heure.
Het Laatste Nieuws, das sich sonst eher kritisch zu Trainer Marc Wilmots äußert, meint: Zugegeben – ohne Wilmots wäre aus den Roten Teufeln nicht das eingeschworene Team geworden, das es heute ist. Allerdings verlangt die Zeitung deutliche Ideen und ein klares taktisches System vom Nationaltrainer. Ansonsten wird nämlich nichts aus dem EM-Traum, befürchtet das Blatt.
Das GrenzEcho zeigt sich weniger kritisch: Natürlich gibt es zahlreiche Trainer, die womöglich noch mehr aus der Mannschaft herauskitzeln könnten. Aber die Kritiker sollten bitte auf dem Teppich bleiben. Denn nur dank Marc Wilmots geschah es eben, dass der Teamspirit und der Erfolg zurückkehrten.
Tax-Shift: echter Fortschritt oder Mogelpackung?
"Was der Tax-Shift wirklich bringt", titelt Le Soir. Die Föderalregierung verspricht 100 Euro netto mehr in der Tasche. Aber die Bürger werden an anderer Stelle zur Kasse gebeten, gibt das Blatt zu bedenken. Beispielsweise bei der höheren Mehrwertsteuer auf Strom und Steuererhöhungen auf Diesel, Tabak, Alkohol und zuckerhaltige Getränke. Deswegen spricht die Opposition von einer Mogelpackung. Eine Büchse Cola etwa wird um einen Cent teurer. Laut der Mitte-Rechts-Koalition unserer Gesundheit zuliebe. Daran glaubt Het Belang van Limburg aber keine Sekunde. Die Regierung sollte lieber den Mut haben, zuzugeben, dass sie mit den Steuererhöhungen Haushaltslöcher stopft – statt uns vorzugaukeln, nur unser Bestes zu wollen.
Gazet van Antwerpen und Het Nieuwsblad sind ebenfalls skeptisch – vor allem, was das geschätzte Steueraufkommen angeht. Die letzten Wochen haben uns nämlich gelehrt, dass böse Überraschungen nicht auszuschließen sind. Auch die Flüchtlingskrise und die neuen Herausforderungen in punkto Sicherheit können noch teuer werden. Trotz der Kritikpunkte gehen die Regierungsbeschlüsse für La Libre Belgique und De Standaard eindeutig in die richtige Richtung: Die Kaufkraft der Bürger wird gestärkt, die Lohnkosten für die Unternehmen sinken und kleine Betriebe werden gezielt gefördert.
De Morgen macht mit einer guten Neuigkeit von der Wirtschaft auf: "Die Maßnahmen der Regierung Michel ermöglichen die Schaffung von bis zu 50.000 neuen Arbeitsplätzen", so Pieter Timmermans vom Verband belgischer Unternehmen FEB. Ob die Wirtschaft ihre Versprechen tatsächlich erfüllt und die Haushaltsprognosen der Regierung aufgehen, kann aber nur die Zukunft zeigen, geben L'Avenir und Le Soir zu bedenken.
Trauer und Wut in Ankara
"Die Türkei steht unter Schock", so die Schlagzeile von Het Belang van Limburg. "Sie wollten Frieden, bekamen aber ein Blutbad", fasst Het Laatste Nieuws die tragischen Ereignisse vom Wochenende zusammen. "Trauer für die Opfer und Wut über Erdoğan ", schreibt Le Soir.
Bei einem Doppelanschlag auf eine Friedensdemo sind am Samstag in der türkischen Hauptstadt Ankara knapp 100 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 200 wurden verletzt. Bislang hat sich niemand zu den Bombenanschlägen bekannt. Laut der türkischen Regierung geht das Attentat aber auf das Konto kurdischer Terroristen. De Morgen glaubt allerdings nicht, dass PKK-Kämpfer die Friedensdemo ihrer eigenen Anhänger in die Luft jagen würden. Immer mehr Menschen in der Türkei prangern die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen an, die die türkischen Behörden zum Schutz der regierungskritischen Demonstranten getroffen hatten.
Kopftuch auf, Freunde weg
Het Nieuwsblad schließlich berichtet über den Selbstversuch einer 21‑jährigen Studentin aus Antwerpen. Die flämische junge Frau wollte zeigen, dass sich nicht unter jedem Kopftuch ein Islamist verbirgt – und zog sich deswegen selber eins an. Eigentlich sollte das Experiment einen Monat lang dauern, doch schon nach zehn Tagen, hat Silke Raats es schockiert abgebrochen. Der Grund: Fast alle Freunde hatten sich von ihr abgewandt und sie beschuldigt, als Terroristin nach Syrien gehen zu wollen.
Alain Kniebs - Bild: Bruno Fahy (belga)