"Der Weltfußball ist führerlos", titelt De Standaard. "Aus dem Fußball verbannt", so die Schlagzeile von Het Belang van Limburg. Die Ethikkommission des Weltfußballverbandes hat Donnerstag den Chef der FIFA, Sepp Blatter, für 90 Tage von seinem Amt suspendiert. Hintergrund sind Korruptionsvorwürfe.
Die Maßnahme betrifft auch den Generalsekretär der FIFA, also die Nummer Zwei hinter Blatter. Aber auch der Chef des europäischen Fußballverbandes UEFA, Michel Platini, wurde aufs Abstellgleis gestellt. Der wollte eigentlich für die Nachfolge von Blatter als FIFA-Chef kandidieren. Die jetzt gegen Platini erhobenen Korruptionsvorwürfe werfen aber einen Schatten auf seine Integrität und Glaubwürdigkeit.
"Platini ist in einer schwierigen Lage", notiert L'Echo auf Seite eins. "Die unsichere Zukunft des Michel Platini", so formuliert es La Libre Belgique. Für L'Avenir besteht indes kein Zweifel: "Platini bekommt die Rote Karte".
Bei der Bahn wird gestreikt - und immer langsamer gefahren
"Die N-VA facht die Debatte um den 'Minimaldienst' wieder an", so derweil die Aufmachergeschichte von De Standaard. Heute wird die Nationale Eisenbahngesellschaft SNCB bestreikt. Die sozialistische Gewerkschaft CGSP will damit gegen den Reformplan der zuständigen Ministerin Galant (MR) protestieren. Und das dürfte in diesem Zusammenhang wohl nicht der letzte Streik sein.
Die N-VA hat jetzt offensichtlich genug davon und hat im Parlament einen Text hinterlegt, der die Bahn zu einer Minimaldienstleistung im Streikfall zwingen soll. Pikant ist dabei, dass die Partei nicht auf die Transportministerin Galant gewartet hat.
Auch La Libre Belgique befasst sich auf Seite eins mit der Nationalen Eisenbahngesellschaft und stellt fest: "Die Züge fahren immer langsamer". Demnach ist die Durchschnittsgeschwindigkeit auf dem belgischen Schienennetz innerhalb von 30 Jahren um 20 km/h zurückgegangen. Und dieser Trend dürfte sich fortsetzen, glaubt das Blatt.
SNCB braucht mehr als nur fromme Wünsche
Das Schlimme ist in diesem Zusammenhang, dass niemand wirklich einen Plan hat, beklagt La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Zwar hat Ministerin Galant mit allem Pipapo ihre "strategische Vision" für die Staatsbahn vorgelegt. Im Grunde beschränkt die sich aber auf eine Reihe von frommen Wünschen: Mehr Kundenfreundlichkeit, mehr Flexibilität, mehr Komfort.
Wie die SNCB das, insbesondere vor dem Hintergrund der drastischen Sparmaßnahmen, bewerkstelligen soll, das überlässt Galant den Bahnverantwortlichen. Die eigentlichen Kernfragen in Bezug auf die Zukunft der SNCB bleiben offen - und das ist schädlich.
Auch L'Echo beschäftigt sich in seinem Leitartikel mit der Staatsbahn und stellt fest: Europa hat die SNCB gerettet. Donnerstag wurde zwar der Weg frei gemacht für die Liberalisierung des Personenverkehrs. Der jetzt verabschiedete Text schützt aber die historischen Bahngesellschaften in kleineren Ländern. So will man offenbar verhindern, dass am Ende das komplette europäische Schienennetz in den Händen der Deutschen Bahn oder der französischen SNCF landet. Die SNCB hat also prinzipiell eine Zukunft - was nicht heißt, dass sie sich entspannt zurücklehnen darf.
Haushaltsloch: mehr als ein "kleines Fehlerchen"
Einige Zeitungen beschäftigen sich auch heute mit dem mutmaßlichen, neuen Haushaltsloch. Offenbar fehlen der Föderalregierung aufgrund von rückläufigen Steuereinnahmen knapp 900 Millionen Euro. Dieser x-te Rechenfehler ist wohl der definitive Beweis dafür, dass es im Finanzministerium ein handfestes Problem gibt, bemerkt dazu L'Avenir in seinem Kommentar. Aber wieder wird das Ganze heruntergespielt nach dem Motto: "Nur ein kleines Fehlerchen, kein Grund zur Aufregung".
Dieses "kleine Fehlerchen" ist aber nach dem derzeitigen Stand der Dinge ein "dicker Klops"; das Ganze wird langsam lächerlich. Das einzige "kleine Fehlerchen" wäre, genauso weiterzumachen wie bisher. Auch für Het Belang van Limburg steht die Föderalregierung vor einem veritablen Problem. Selbst, wenn das Loch bei den Mehrwertsteuereinnahmen am Ende nur halb so groß ausfällt, hinzu kommen in jedem Fall noch 500 Millionen, die ohnehin schon fehlten.
Und obendrauf wird im nächsten Jahr die Rechnung für die Flüchtlingskrise fällig; diese Kosten werden auf 650 Millionen Euro geschätzt. Heißt: Die Regierung muss zusätzliche 1,5 Milliarden Euro finden. Das allein über neue Einsparungen zu bewerkstelligen, dürfte schwierig sein. Man dürfte also auch über mögliche neue Steuern sprechen. Es sind zweifellose spannende Zeiten für die Regierung.
Neue Umfrage: N-VA kommt billig davon
"Die Regierung Michel muss Federn lassen", titelt derweil Het Laatste Nieuws. Das Blatt veröffentlicht eine neue Umfrage. Demnach würde die Regierung zwar ihre Mehrheit behalten; die fiele aber ziemlich knapp aus. Die Koalition bekäme nur noch 77 Sitze von 150. Es ist vor allem die N-VA, die Stimmen einbüßt. Davon profitieren aber nicht die Linksparteien: Die PS verliert vielmehr noch an Boden. Großer Gewinner ist der rechtsextreme Vlaams Belang.
Wenn es dabei bleibt, dann geht aber die Rechnung der N-VA auf, glaubt Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Die Nationalisten-Partei von Bart De Wever würde fünf Sitze verlieren. Wenn das der Preis für die Regierungsbeteiligung ist, dann dürfte De Wever den gerne bezahlen. Wohl kaum jemand hätte gedacht, dass die N-VA trotz der Tatsache, dass sie ihre institutionelle Agenda in den Kühlschrank verfrachten musste, so billig davonkommt.
Bemerkenswerte Meldung schließlich in De Standaard: Die Hälfte der Flamen ist chronisch krank, schreibt das Blatt. Hier geht es um Krankheiten wie Bluthochdruck, Asthma, Depressionen oder Diabetes. Tendenz steigend.
rop - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)