"Tödliche Sintflut an der Côte d'Azur", titelt L'Avenir. "Unwetter in Südfrankreich fordert 17 Menschenleben", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. "Es war die Hölle", schreiben Le Soir und Het Belang van Limburg.
In der Nacht zum Sonntag waren im Südosten Frankreichs in kürzester Zeit unglaubliche Regenmengen niedergegangen, unter anderem in Cannes und Nizza. Das Unwetter kam völlig unerwartet und sorgte für ein beispielloses Chaos. Augenzeugen hatten nur ein Wort auf den Lippen: "Die Apokalypse".
"Und so etwas kann auch in Belgien passieren", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. Hinter solchen Unwettern stecke nämlich der Klimawandel; der sorge für eine Häufung von solchen extremen Wetterphänomenen.
Bürgermeister-Streit gefährdet gemeinschaftspolitischen Frieden
"Gemeinschaftspolitischer Clash zwischen N-VA und MR", so derweil die Aufmachergeschichte von De Standaard. "Das Linkebeek-Karussell dreht sich wieder", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. Die Saga um den nicht-ernannten Bürgermeister von Linkebeek geht in eine neue Runde. Eigentlich hätte der MR-Politiker Damien Thiéry Anspruch auf das Amt, da er bei der letzten Gemeinderatswahl mit Abstand die meisten Stimmen bekommen hatte. Die flämische Regierung weigerte sich aber, ihn als Bürgermeister einzusetzen, weil er wiederholt gegen die Sprachengesetzgebung verstoßen hat. Nachdem ein Listenkollege von Damien Thiéry den Bürgermeister-Posten ausgeschlagen hatte, holte die flämische N-VA-Innenministerin Liesbeth Homans zu einem Paukenschlag aus: Sie ernannte den flämischen Oppositionspolitiker Eric De Bruycker zum neuen Bürgermeister.
Le Soir spricht in diesem Zusammenhang von einem "flämischen Gewaltstreich". Das Ganze sorgt jedenfalls auch für Spannungen innerhalb der Föderalregierung. "Die MR erklärt Homans den Krieg", resümiert Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Nach einem Jahr ist der gemeinschaftspolitische Frieden offensichtlich Geschichte", fügt das Blatt hinzu.
Und auch die Leitartikler sind in dieser Frage gespalten, eben je nach Seite der Sprachgrenze. Hier ist ganz klar der Wähler der Dumme, meint L'Avenir in seinem Leitartikel. In der Gemeinde mit weniger als 5.000 Einwohnern hatte Damien Thiéry vor drei Jahren über 1.200 Stimmen eingeheimst; seine Liste erreichte knapp 80 Prozent. Eric De Bruycker, der jetzt von der flämischen Regierung zum Bürgermeister bombardiert wurde, bekam gerade einmal 168 Stimmen. Mit Demokratie hat das wenig zu tun. Und diese Situation zwingt die MR zu einem fast unmöglichen Spagat.
"Vergiftetes N-VA-Geschenk für Premierminister Michel"
La Libre Belgique sieht das ähnlich. Die N-VA-Ministerin Homans pfeift offensichtlich auf die Demokratie, so wie auf ihr erstes Paar Lederstiefel. Stellt sich jetzt die Frage, wie die MR darauf reagieren wird. Schließlich hatten die Liberalen Damien Thiéry vor einigen Jahren von der FDF abgeworben. Ob die Liberalen wohl bereit sind, für Linkebeek die Regierung zu Fall zu bringen? Andere haben das in der Vergangenheit getan, man denke nur an die Geschichte um Happart und Voeren.
Premierminister Michel hat da von der N-VA ein besonders vergiftetes Geschenk zum ersten Geburtstag seiner Regierung bekommen, konstatiert Le Soir. Eigentlich hatten doch die Nationalisten versprochen, die Gemeinschaftspolitik für fünf Jahre ruhen zu lassen. Stattdessen bringt man jetzt Charles Michel, der ohnehin schon bei den übrigen frankophonen Parteien als "Verräter" durchging, in Teufels Küche. Nach außen hin wirken Michel und seine MR jedenfalls ziemlich hilflos angesichts der Winkelzüge der N-VA.
"Homans hatte doch eigentlich keine Wahl"
Auf flämischer Seite sieht man das Ganze ein bisschen anders. Wer zeigt hier eigentlich wem den Mittelfinger?, fragt sich etwa Het Nieuwsblad. Die Frankophonen in Linkebeek haben der N-VA-Innenministerin Homans doch gar keine andere Wahl gelassen. Sie wollten nicht mit der flämischen Regierung zusammenarbeiten; nur deswegen musste man einen Bürgermeister in der Opposition suchen. Homans schlägt einen "unmöglichen" Kandidaten vor, weil die MR an ihrem eigenen "unmöglichen" Kandidaten festhält. Resultat ist aber, dass der gemeinschaftspolitische Waffenstillstand gebrochen wurde.
De Standaard fühlt sich seinerseits wie in einer Zeitmaschine. Es ist fast so, als habe das politische Belgien am Wochenende ein Paar alte Schuhe angezogen, die einem zwar vertraut sind, aber sich doch als ziemlich ausgelatscht erweisen. Seien wir doch mal ehrlich: Dieser Streit wirkt wie ein Import aus den 1980er Jahren. Eigentlich interessiert die Angelegenheit niemanden. Und doch ist die Eskalation unvermeidbar. Alle Beteiligten sollten jetzt Kreativität und Selbstbeherrschung an den Tag legen, um den Geist wieder in die Flasche zu bekommen.
Popularität von Bürgermeister De Wever ungebrochen
"De Wever sitzt fest im Sattel", so derweil die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. Drei Jahre nach den letzten Gemeinderatswahlen bringt das Blatt die Ergebnisse einer neuen Umfrage. Und die scheint Bürgermeister Bart De Wever und seine Equipe zu bestätigen. Mehr als die Hälfte der Antwerpener Bürger ist mit seiner Amtsführung zufrieden.
"Die Mitte-Rechts-Regierung sorgt für eine Verringerung der Kaufkraft", so die Aufmachergeschichte von De Morgen. Nach Berechnungen der christlichen Gewerkschaft CSC haben die Bürger jetzt weniger Geld in der Tasche. Das ist auch ein Grund, weswegen die Gewerkschaften am Mittwoch wieder auf die Straße gehen wollen. Le Soir macht sich da aber keine Illusionen; Schlagzeile auf Seite eins: "Man hört nicht mehr auf die Gewerkschaften".
Roger Pint - Bild: Luc Claessen (belga)