"Zehn Tote bei einer Schießerei an einer amerikanischen Hochschule", titelt Het Belang van Limburg. "Wieder Amoklauf in den USA", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. La Dernière Heure spricht von einem "Blutbad mitten in der Unterrichtsstunde".
An einer Schule im US-Bundesstaat Oregon hat ein junger Mann um sich geschossen. Mindestens zehn Menschen wurden getötet, Dutzende weitere verletzt. "Gebete reichen jetzt nicht mehr aus", zitiert Le Soir auf Seite eins den US-Präsidenten Barack Obama. Der Umgang mit Massenmorden an Schulen entwickle sich mehr und mehr zu einer bloßen Routine, beklagt Obama. Dabei vergesse man, dass es durchaus Mittel gebe, um auf solche Tragödien zu reagieren. Man müsse lediglich die Waffengesetzgebung ändern.
Einige Zeitungen bleiben im Fahrwasser des VW-Abgasskandals. "Carlo Di Antonio will den kompletten wallonischen Fahrzeugpark überprüfen lassen", so die Aufmachergeschichte von L'Echo. Carlo Di Antonio, das ist der wallonische Umweltminister. Und nachdem Volkswagen seine Abgaswerte manipuliert hat, will Di Antonio nun überprüfen lassen, wie ehrlich eigentlich die anderen Hersteller sind.
Presse: Auch Samsung hat Software manipuliert
Het Laatste Nieuws weitet seinerseits das Thema aus: "Sechs von zehn Öko-Label lügen", so die Schlagzeile auf Seite eins. Im Fokus stehen hier Elektrogeräte, genauer gesagt die Skala, die Aufschluss über den Energieverbrauch gibt. Die geht von A+++ für einen niedrigen Energieverbrauch bis G. Kontrollen des Wirtschaftsministeriums haben jetzt ergeben, dass tatsächlich nur vier von zehn dieser Angaben der Wirklichkeit entsprechen.
Und möglicherweise droht dem koreanischen Unterhaltungselektronik-Riesen Samsung jetzt ein Skandal von womöglich ähnlicher Tragweite wie bei VW: Nach einem Bericht der britischen Zeitung The Guardian hat der Hersteller seine Fernsehgeräte mit einer Software ausgestattet, wodurch der Energieverbrauch im Falle eines Testlaufs künstlich gesenkt wird.
Kalte Dusche - weniger Belgier arbeiten
"Weniger Belgier in der Arbeitswelt", titelt derweil De Standaard. Das Blatt zieht eine Bilanz nach einem Jahr Regierungsarbeit der Equipe um Premier Charles Michel. Und da fällt eine Feststellung ins Auge: Die Beschäftigungsrate ist gesunken. Demnach sind nur zwei von drei Menschen zwischen 20 und 64 Jahren berufstätig. Mit 66 Prozent liegt Belgien damit unter dem EU-Durchschnitt. In absoluten Zahlen ist die Zahl der Erwerbstätigen im vergangenen Jahr um 38.000 zurückgegangen.
Das ist eine kalte Dusche, konstatiert De Standaard in seinem Leitartikel. Wir erinnern uns: Die Regierung hat sich im Grunde nur ein Ziel gesetzt, nämlich die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Die Zukunft der sozialen Sicherheit könne nur abgesichert werden, wenn so viele Menschen wie möglich arbeiten, so lautet das Credo. Doch was stellt man fest? Die Zahl der Erwerbstätigen sinkt. Damit ist die Frage erlaubt, ob gewisse Maßnahmen nicht ihr Ziel verfehlen. Beispiel: Vielleicht hat die Regierung die Menschen nicht, wie beabsichtigt, zur Jobsuche ermuntert, sondern vielmehr definitiv aufs Abstellgleis geschoben. In jedem Fall muss man schmerzlich feststellen, dass man gewisse Hebel nicht in der Hand hat: Die Jobs werden am Ende immer noch von Unternehmen geschaffen. Oder eben nicht.
Vorstellungsgespräch mit über 50? Eine Illusion…
Auch Het Nieuwsblad beschäftigt sich in seinem Leitartikel mit dem Arbeitsmarkt. Eine alarmierende Feststellung: Wer über 50 ist, der kann sich die Aussicht auf ein Einstellungsgespräch getrost abschminken. Grund ist hier nicht ein vielleicht schludrig aufgesetzter Lebenslauf, sondern einzig das Geburtsjahr. Das ist eine inakzeptable Diskriminierung. Die Regierung hätte längst Maßnahmen ergreifen müssen, um hier gegen zu steuern. Und das notfalls vielleicht sogar über sogenannte "Mystery-Calls", bei denen also anonyme Kontrolleure versuchen, die Unternehmen auf frischer Tat zu ertappen.
Aber apropos Unternehmen: Haben nicht die Arbeitgeberverbände immer wieder lauthals für eine Anhebung des Rentenalters plädiert? Sie sollten da vielleicht mal konsequent sein und eben auch ältere Menschen einstellen.
Eis brechen mit dem Propheten
Insbesondere Gazet van Antwerpen und De Morgen bringen heute die Geschichte von einem folgenreichen Scherz. Im Mittelpunkt stand eine Studentenfete in Antwerpen. Im sozialen Netzwerk Twitter hatte ein junger Mann sich die Frage gestellt, was denn wohl passieren würde, wenn einer beim Reinkommen "Allah-u-akbar" rufen würde. Das wäre bestimmt der ideale Eisbrecher, witzelte der Mann. In der Folge wurde der Online-Dialog noch deutlicher. Fakt ist jedenfalls, dass die Antwerpener Polizei mit einem Großeinsatz auf den Online-Scherz reagierte: Die Party wurde gestoppt und der junge Mann zum Verhör mitgenommen.
Hätte die Polizei auch so reagiert, wenn der Autor des Tweets nicht Mohammed geheißen hätte, fragt sich De Morgen in seinem Leitartikel. Die Geschichte war eigentlich ein Praxistest in Sachen Rassismus. Im Zusammenhang mit Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit reicht es längst nicht mehr, die Programme der einschlägigen Parteien zu screenen. Vielmehr geht es hier um die Frage, wie die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit tickt. Im vorliegenden Fall hat sich gezeigt, dass ein junger Mann, der zum Beispiel Bart heißt, mehr Recht auf Ironie hat, als ein Altersgenosse Mohammed. Der Fall ist jedenfalls ein Musterbeispiel für den latenten Rassismus, insbesondere bei der Antwerpener Polizei.
Neue Prozeduren - alte Phänomene
Le Soir und L'Avenir beleuchten ihrerseits Neuerungen in der Prozedur zur Ernennung von Abteilungsleitern in der wallonischen Verwaltung. Beide Zeitungen werfen der Regierung aus PS und CDH vor, die Politisierung der Administration durch die Hintertür wieder voranzutreiben. Offenbar gibt sich die Regierung unter anderem die Möglichkeit, auch Leute für leitende Positionen zu nominieren, die nicht über die erforderlichen Diplome verfügen.
Le Soir und L'Avenir befürchten einen Rückfall in alte Zeiten. Für das Klima innerhalb der Verwaltung und auch das Image der Wallonie sei eine solche Maßnahme jedenfalls Gift.
Roger Pint - Bild: Cengiz Yar Jr (afp)