"VW: Das große Reinemachen hat begonnen", titelt Le Soir. "Volkswagen schadet dem deutschen Ruf", schreibt De Standaard. Während La Libre Belgique auf Seite eins meldet, dass in Belgien wohl 100.000 Fahrzeuge von dem Skandal betroffen sind.
Mit dem Rücktritt von Konzernchef Martin Winterkorn versucht Autobauer Volkswagen, die Krise in den Griff zu bekommen. Der internationale Druck auf das Unternehmen ist aber so groß, meint De Standaard, dass nach "Herrn Professor Dr. Dr. Winterkorn" mit Sicherheit noch andere Köpfe rollen werden. Die Marke "Made in Germany" ist jedenfalls angekratzt.
Umwelt ist nur Nebensache
Der Skandal mit den beschönigten Abgaswerten deckt zwei Dinge auf, meint Le Soir: Zum einen eine Lüge von einem Konzern, der über Jahrzehnte für Qualität und Zuverlässigkeit stand. Zum anderen aber auch eine bittere Wahrheit. Der VW-Skandal macht deutlich, dass "grünes" Marketing und Öko-Produkte in gewissen Fällen mehr Schein als Sein sein können. Dass sich hinter einer schönen, umweltbewussten Fassade manchmal die alte, umweltschädliche Technik verbirgt.
Het Belang van Limburg findet: Die Moral von der VW-Geschichte ist doch, dass die Abgaswerte ihrer Autos für viele Hersteller vor allem ein Verkaufsargument sind. Die Umwelt ist in Wirklichkeit doch nur Nebensache.
Das gilt übrigens auch für uns Kunden, fügt De Standaard hinzu. Seien wir doch mal ehrlich mit uns selbst: Trotz Berichten über Steuerhinterziehung, Kinderarbeit und Konstruktionsfehlern – so lange ein Produkt "cool" ist, kaufen wir es. Da darf es niemanden wundern, wenn Unternehmen bereit sind, im Kampf um Kunden große Risiken einzugehen. Ein Konzern wird leider nicht für seine Haltung der Umwelt und Gesellschaft gegenüber bewertet, sondern lediglich für sein Vermögen, Kundenwünsche zu erfüllen, bedauert die Zeitung.
Wie Doping im Sport
Für die Regierungen in Europa sind die erhöhten Abgaswerte keine gute Neuigkeit, hatten sie doch auf grünere Fahrzeuge gesetzt, um die CO2-Emissionen zu senken. In Belgien sind beispielsweise die Autosteuer und die Absetzbarkeit von Firmenwagen an die Abgaswerte gebunden, rufen die Blätter in Erinnerung.
Allgemeiner findet Le Soir: Was sind die großen Klimaziele noch Wert, wenn einige Unternehmen die Bestrebungen nach mehr Umweltfreundlichkeit mit Füßen treten. Sarkastisch fügt die Zeitung hinzu: Eine hohe Feinstaubbelastung ist nicht nur tödlich für Menschen, sondern derzeit auch für Vorstandsvorsitzende…
Het Nieuwsblad vergleicht den Abgas-Skandal mit Doping im Sport: Es geht darum, seine Leistung zu erhöhen – bis man mit den verbotenen Mitteln erwischt wird. Und wenn die Geschichte uns eins lehrt, dann das, dass jeder eines Tages erwischt wird. Deswegen, beschließt das Blatt auch, dass die gesamte Autobranche sich in Frage stellen sollte.
L'Echo fordert die Schaffung eines europäischen Test-Zentrums, in dem alle Fahrzeuge nach objektiven Kriterien überprüft würden.
Ist die N-VA eine rechtsradikale Partei?
La Libre Belgique stellt sich auf ihrer Titelseite die Frage, ob die N-VA inzwischen eine rechtsradikale Partei geworden ist. Grund dafür sind verschiedene Äußerungen von Bart De Wever. Vor Studenten an der Uni Gent hatte er unter anderem gefordert, die Genfer Flüchtlingskonvention zu reformieren. Außerdem wünscht seine Partei sich ein weniger vorteilhaftes Sozialstatut für Flüchtlinge. In einer Sache sind sich die von der Zeitung befragten Politikwissenschaftler einig: Rassistisch ist die N-VA nicht. Aber ob die flämischen Nationalisten populistische Züge aufweisen, darüber gehen die Meinungen auseinander. Für das Blatt verhält sich die N-VA derzeit deshalb so schizophren, weil sie auf der einen Seite zwar Regierungsverantwortung trägt, auf der anderen Seite aber enttäuschte Wähler am rechten Rand zufriedenstellen, die laut Umfragen gerade wieder zum Vlaams Belang überlaufen. Wer geglaubt hat, dass Bart De Wever sich ändert und jetzt mit Belgien und den Ausländern auf Schmusekurs geht, nur weil seine Partei auf föderaler Ebene mitregiert, der täuscht sich. Ein Bart De Wever ändert sich nicht.
Het Laatste Nieuws fordert den N-VA-Chef auf, mutiger zu sein. Statt die Ängste der Bevölkerung anzufeuern, sollte De Wever seine Macht und sein Talent lieber dazu nutzen, seine bangen Untertanen zu beruhigen und sie zur Vernunft zu bringen. Denn rückt De Wever weiter nach rechts, dann wird das ganze Land es tun, ist die Zeitung überzeugt. Und Angst ist bekanntlich ja kein guter Ratgeber.
Freier Blick auf Gebäudepläne
Nach Angaben von De Morgen sind weitere Gebäudepläne auf der Internetseite der Gebäuderegie frei einsehbar. Diesmal handelt es sich um Teile des Hauptquartiers der belgischen Streitkräfte im Brüsseler Stadtteil Evere sowie um Polizei- und Gerichtsgebäude. Angesichts der aktuellen Terrorgefahr findet das Blatt das Vorgehen grob fahrlässig. Erst am Wochenende hatte die föderale Liegenschaftsverwaltung für Schlagzeilen gesorgt, weil auf ihrer Seite unter anderem Grundrisse von EU-Gebäuden einzusehen waren. Der Zugang wurde inzwischen gesperrt.
Stromae im Krankenhaus
La Dernière Heure sorgt sich um Superstar Stromae. Nur wenige Tage nach Beginn seiner US-Tournee wurde er ins Krankenhaus eingeliefert und musste bislang ein Konzert absagen. Wie es kryptisch aus dem Umfeld des Sängers heißt, wurde er Opfer eines Unfalls. Allerdings soll es sich um "nichts Ernstes" handeln. Ob Stromae weitere Konzerte in den USA absagen muss, ist noch unklar.
Alain Kniebs - Odd Andersen (afp)