Die Proteste und schweren Ausschreitungen gegen neue Sparmaßnahmen in Griechenland sind heute das Aufmacher-Thema in der belgischen Inlandspresse.
Griechenland brennt, Euro stürzt ab
Griechenland brenne und Europa mache sich Sorgen, meint Le Soir. Ein Generalstreik sei in Athen aus dem Ruder gelaufen. Drei Tote seien die Folge gewesen. Wird Portugal jetzt die nächste Zielscheibe für Spekulanten?, fragt sich die Brüsseler Tageszeitung und meint, dass der Euro durch die Ereignisse mächtig unter Druck gerät und kräftig an Wert verliert. Im Vergleich zum Dollar steht die Einheitswährung jetzt nur noch bei 1 Euro 29.
Im Leitartikel heißt es bei Le Soir, dem Durcheinander und unkoordinierten Vorgehen gegen die Probleme in der Eurozone müsse ein Ende bereitet werden. Wenn am Freitag die Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel zusammenkämen, hätten sie nicht das Recht nicht zu reagieren.
„Griechenland brennt“ ist auch der Aufmacher-Titel in Het Nieuwsblad. Die Griechen seien böse und würden wohl auch noch bei ihrem Zorn zulegen. Die heftigen Proteste seien erst der Anfang, zitiert das Blatt einen Dozenten an der KU Löwen. Im Leitartikel meint die Zeitung derweil, dass die Proteste gegen drakonische Sparmaßnahmen in Griechenland gestern einen faden Beigeschmack bekommen hätten. Die Sinnlosigkeit des Tods von drei Menschen sei nicht in Worte zu fassen. Die Eskalation der Gewalt sei äußerst alarmierend. Doch Athen habe keine andere Wahl. Durch jahreslanges Schönen der Zahlen steht das Land vor dem Bankrott. Tiefgreifende Einschnitte seien unumgänglich. Und Europa habe keine andere Wahl als Griechenland zu helfen, schreibt Het Nieuwsblad.
La Libre Belgique widmet die Titelseite der Krise des Euro. Die Einheitswährung sei gestern zum ersten Mal im Vergleich zum US-Dollar unter die magische Marke von 1 Euro 29 gerutscht. Dieser tiefste Stand seit einem Jahr sei die Folge einer zunehmenden Angst vor einer Ausweitung der Krise in Griechenland auf den gesamten Euro-Raum. Und das trotz der beruhigenden Aussagen Europäischer Staats- und Regierungschefs, meint La Libre Belgique.
Im Leitartikel kommentiert das Blatt, während auf der Straße der Zorn wegen drastischer Sparmaßnahmen zutage trete, wachse die Abneigung gegen die Politik. Davon abgesehen sei das was sich in Griechenland derzeit abspiele, eine Splitterbombe für Europa und seine Einheitswährung. Wegen des langen Zögerns Maßnahmen gegen diese Krise zu ergreifen, habe die EU in den Augen vieler Spekulanten seine politische Handlungsfähigkeit um die Krise zu überwinden deutlich eingeschränkt. Schon deshalb sei es, meint La Libre Belgique wichtig, dass Europa entschlossen und solidarisch einem einzigen Ziel nacheifere. Der Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit nämlich.
In die gleiche Kerbe schlägt auch De Standaard mit der Balkenüberschrift „Die Zukunft Europas steht auf dem Spiel“. Die Krise in Griechenland habe nämlich gestern dramatische Formen angenommen. Bei Demonstrationen in Athen seien nicht nur drei Menschen ums Leben gekommen, nein auch die finanzielle Panik habe weiter um sich gegriffen. De Standaard fragt dann auch, ob Spanien das gleiche Szenario wie das in Griechenland zu erwarten hätten. Die Antwort der Tageszeitung lautet: Spanien ist finanziell gesünder als Griechenland, stehe aber vor dem Dilemma, Sparmaßnahmen mit dem Wunsch nach Wirtschaftswachstum verbinden zu wollen.
Auch Het Laatste Nieuws berichtet über den schweren Druck dem der Euro in diesen Tagen ausgesetzt ist. Europäische Spitzenpolitiker, wie Herman Van Rompuy, versuchten derweil die Märkte zu beruhigen. Der ständige EU-Ratspräsident bezeichnete den Absturz des Euro als völlig irrationale Bewegung. Finanzexperten allerdings glaubten nicht daran, dass die Angst vor einer Kontaminierung durch die Krise in Griechenland rasch weichen könnte.
Auch das Wirtschaftsblatt De Tijd titelt hierzu: „Panik in den Straßen und Panik an den Finanzmärkten“. Diese Märkte würden den südeuropäischen Ländern das Messer an die Kehle setzen, meint die Zeitung.
Gazet Van Antwerpen vergleicht im Leitartikel die Situation in Griechenland mit den Ereignissen in Belgien. Doch während in Griechenland Menschen sterben würden, sei hierzulande noch kein Faustschlag ausgeteilt und kein Brand gestiftet. Auch wenn das Vertrauensverhältnis gestört sei, werde noch miteinander gesprochen.
De Morgen schließlich meint, dass nicht nur die Griechische Bevölkerung den Aufstand probe. Die Unruhe halte auch auf den Finanzmärkten an. Europas Börsen hätten sich gestern erneut tief im roten Bereich bewegt.
De Morgen bringt derweil noch ein anderes Thema auf die Titelseite und in eine Sonderbeilage der heutigen Ausgabe. Das Blatt vergibt Noten an die flämischen Parlamentarier in Kammer und Senat. Die Bewertungen reichen von „beschämend schlecht“ bis zu „absolute Top-Klasse“. Diese Note aber verdient nach Angaben von De Morgen keiner der Parlamentarier.