"Der N-VA brechen die Wähler am rechten Rand weg", titelt La Libre Belgique. Die Zeitung veröffentlicht heute ihr traditionelles Politbarometer. Daraus lassen sich zwei Lehren ziehen, so das Blatt. Erstens: Zwar bleiben die flämischen Nationalisten mit Abstand stärkste Kraft, sie verlieren aber über fünf Prozentpunkte im Vergleich zur letzten Wahl. Da der rechtsextreme Vlaams Belang wieder zulegt, wird schnell klar, dass die Verluste der N-VA vor allem am rechten Rand zu suchen sind. Sollte die Partei von Bart De Wever versuchen, diese Wähler zurückzuholen, verheißt das nichts Gutes für die föderale Regierungskoalition, prophezeit La Libre. Zweitens: Auch die größte Partei im Süden des Landes, die PS, muss einstecken. Ihre Wähler laufen größtenteils zur "linkesten aller linken" Parteien über: Die PTB landet der Umfrage zufolge bei zehn Prozent und überholt damit sogar die Grünen in der Wallonie.
Erschreckende Erkenntnis aus der Umfrage: Zwei Drittel der Wallonen wissen nicht, wer in ihrer Regionalregierung das Sagen hat. Nur ein Drittel kann den Namen des wallonischen Ministerpräsidenten nennen. Eine wohl schmerzhafte Wahrheit für Paul Magnette, urteilt die Zeitung.
Wallonie braucht mehr Selbstvertrauen
Le Soir befasst sich aus Anlass der gerade stattfindenden "Fêtes de Wallonie" ebenfalls mit dem Süden des Landes. Zwar zeigen noch längst nicht alle Wirtschaftsindikatoren nach oben, dennoch wünscht sich die Zeitung mehr Selbstvertrauen der Wallonen. Der flämische Milliardär Marc Coucke macht es ihnen vor, so das Blatt. Er glaubt an den wallonischen Aufschwung, hat in ein Lütticher Pharmaunternehmen und in einen Zoo bei Mons kräftig investiert.
Le Soir berichtet aber auch darüber, dass die wallonische Energiepolitik ein teures Nachspiel haben wird: "Die Wallonen werden noch mehr für ihren Strom zahlen müssen", titelt das Blatt. Grund dafür sind die Folgekosten für die großzügige Politik zur Förderung von Photovoltaikanlagen. Wegen der "grünen Zertifikate", die inzwischen abgeschafft wurden, müssen weitere Kosten in Höhe von mehr als 700 Millionen Euro beglichen werden. Laut Berechnungen der Zeitung könnte die jährliche Stromrechnung eines wallonischen Haushalts ab 2017 dadurch um 50 Euro steigen.
"Schengen außer Kraft zu setzen, um es zu retten - abstrus!"
De Standaard sorgt sich wegen der Flüchtlingskrise um die Zukunft der Europäischen Union. Zwischen den westlichen und den östlichen Mitgliedsländern droht ein offener Bruch. Für die ehemaligen Ostblockstaaten tut sich dabei eine abscheuliche Parallele auf, so das Blatt: Die Mauer und der Eiserne Vorhang waren für sie Instrumente eines Unterdrückerregimes, das ihre Bevölkerung jahrzehntelang daran gehindert hat, frei zu reisen. Wenn einige Länder jetzt ihre Grenzen wieder kontrollieren, um damit Druck auf die Staaten auszuüben, die die Flüchtlingsquoten bisher ablehnen, welchen Unterschied gibt es dann noch zwischen der heutigen EU und dem früheren sowjetischen Regime?, fragt die Zeitung provokativ. Schengen außer Kraft zu setzen, um es zu retten, das ist schon eine abstruse Idee, findet De Standaard.
Het Belang van Limburg äußerst ernste Bedenken: Dass EU-Ratsvorsitzender Donald Tusk der richtige Mann ist, um diese Krise zu lösen, daran glaubt inzwischen niemand mehr. Die Zeitung wünscht sich seinen Vorgänger Herman Van Rompuy zurück.
Geheimpläne auf Präsentierteller - aber Ende anonymer Handys?
De Morgen berichtet über einen groben Schnitzer bei der Gebäuderegie. Auf der Internetseite der föderalen Liegenschaftsverwaltung konnte man Grundrisse von belgischen Gefängnissen, Justizpalästen und EU-Gebäuden frei einsehen. Erst nachdem die Zeitung die Behörde kontaktiert hatte, wurden die Daten für Außenstehende gesperrt. Das Blatt meint: Kaum zu glauben, dass in Zeiten von Terrorgefahr Pläne so wichtiger Gebäude offen zugänglich waren.
In L'Echo fordert Justizminister Koen Geens ein Ende der anonymen Prepaid-Karten für Mobiltelefone. Der CD&V-Politiker will damit die Anti-Terrorgesetze verschärfen. Bislang kann man SIM-Karten fürs Handy kaufen, ohne seine Identität preisgeben zu müssen. Bei den Terrorermittlungen von Verviers hätten die Behörden daher lange gebraucht, um den Drahtziehern auf die Schliche zu kommen, erklärt Justizminister Geens. Ähnlich wie bei Mobilfunkverträgen will er, dass sich Nutzer von Aufladekarten registrieren müssen.
Schwimmbadboot geht baden
Wie Gazet van Antwerpen meldet, ist die Schelde-Stadt seit gestern um eine Attraktion ärmer: Das beliebte schwimmende Freibad "Badboot" ist gesunken. Innerhalb von nur einer Stunde verschwand das über 120 Meter lange Badeschiff in den Fluten des Hafenbeckens. Alle Schwimmer konnten aber rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Warum das Schwimmbad abgesoffen ist, ist zurzeit noch unklar.
Alain Kniebs - Archivbild: Nicolas Maeterlinck (belga)