"Die Kehrtwende von Uber", titelt De Morgen. Der Internet-Taxidienst ist nach Angaben der Zeitung jetzt doch zu Zugeständnissen bereit. Man werde den sozialen und steuerlichen Verpflichtungen in Zukunft gerecht werden, erklärt Filip Nuytemans, der Belgien-Chef von Uber. Fahrer, die über keine Mehrwertsteuernummer verfügten und keine Sozialabgaben leisteten, dürften nicht mehr für das Unternehmen fahren. Noch am Mittwoch hatten die europäischen Taxifahrer in Brüssel demonstriert. Sie werfen Uber unlauteren Wettbewerb vor.
Moralischer Ruck in der Wallonie gefordert
La Libre Belgique blickt auf die "Fêtes de Wallonie", die am Wochenende gefeiert werden. Das Blatt lässt Jean-Maurice Dehousse zu Wort kommen, den ersten Ministerpräsidenten der Wallonischen Region. Der 78-Jährige meint: "Die Verantwortlichen in der Wallonie sollten sich einen moralischen Ruck geben." Das größte Problem im Süden des Landes sei die Ämterhäufung, sie sei wie ein Krebsgeschwür. Dehousse ist ein überzeugter Regionalist, er wünscht sich mehr Zuständigkeiten für seine Region. Dass sein Parteivorsitzender Elio Di Rupo so krampfhaft am "alten Belgien" festhält, kann er nicht nachvollziehen. Die PS sei inzwischen nicht mehr sozialistisch, sondern "Di Rupoistisch", so Dehousse. Abweichende Meinungen innerhalb der Partei seien inzwischen unerwünscht.
In einem Gastbeitrag in Le Soir fordern die beiden wallonischen MR-Abgeordneten Pierre-Yves Jeholet und Jean-Luc Crucke erneut ein "Belgien zu viert". Durch die Sechste Staatsreform bekämen die Regionen immer mehr Zuständigkeiten. Um das belgische Föderalismus-Modell zu vereinfachen, sollte die Französische Gemeinschaft nach und nach verschwinden. Übrig bleiben sollten nach Ansicht der beiden liberalen Politiker vier Regionen - nämlich Flandern, Brüssel, die Wallonie und das deutschsprachige Ostbelgien.
Schulleiter sorgt für Eklat
In Flandern sorgt ein anderes Thema für Schlagzeilen: In Ronse bei Kortrijk ist der Leiter einer Grundschule suspendiert worden. Der Grund: Er hatte einen Brandbrief an die flämische Innenministerin und N-VA-Politikerin Liesbeth Homans geschickt. Darin schreibt er klipp und klar, dass er keine N-VA-Leute an seiner Schule duldet. Die flämische Nationalisten-Partei stehe für ihn auf einer Stufe mit den Nazis. Die meisten Parteimitglieder seien Nachkommen von Landesverrätern und Kollaborateuren, so der inzwischen vom Dienst suspendierte Schulleiter Eddy Desmet. Het Nieuwsblad meint: Wie dumm kann ein Schuldirektor, der ja schließlich Vorbildfunktion hat, nur sein? Seine Vorwürfe gegen die N-VA sind völlig überzogen und realitätsfern.
Trotzdem findet De Standaard, dass der Mann, genau wie alle anderen, eine zweite Chance verdient hat. Ministerin Homans wäre jetzt gut beraten, nicht mit Kanonen auf diesen durchgeknallten Spatzen zu schießen, meint die Zeitung.
Militär besorgt über Flüchtlingsunterbringung in Kasernen
In immer mehr Militärkasernen in Belgien entstehen derzeit Aufnahmeplätze für Asylbewerber. Wie Het Nieuwsblad berichtet, stehen die Soldaten dem aber kritisch gegenüber. Sie sorgen sich um die Sicherheit ihrer Stützpunkte, weil so Zivilisten Zugang zu Militärgeländen erhalten. An einigen Standorten finden zudem regelmäßig Schießübungen statt. Flüchtlinge aus Kriegsgebieten ausgerechnet dort unterzubringen, halten die Militärgewerkschaften nicht für die beste Idee.
De Morgen wundert sich über die Untätigkeit der europäischen Staaten. Noch im vergangenen Jahr hatten sie vier Milliarden Euro Soforthilfe für die überfüllten Flüchtlingslager in im Nahen Osten versprochen. In den Fonds eingezahlt wurden bislang aber nur 50 Millionen. Auf schöne Worte sollten auch Taten folgen, wettert das Blatt. Europa ist zwar nicht schuld an den Kriegen im Irak, Syrien und Afrika. Legen Europas Staaten aber weiter die Hände in den Schoß, machen sie sich bald der unterlassenen Hilfeleistung schuldig.
Rückkehr der "starken Männer" in Afrika?
La Libre Belgique befasst sich mit dem Putsch des Militärs in Burkina Faso. Ihr Anführer verspricht zwar Neuwahlen, trotzdem wird die Zeitung den Eindruck nicht los, dass in Afrika wieder ein Zeitalter autoritärer Herrscher angebrochen ist. Nach der Welle der Demokratisierung, die in den 1990er Jahren durch den schwarzen Kontinent gegangen war, wollen viele Herrscher ihre Macht jetzt auf Dauer zementieren. So geschehen in Burundi, Kamerun, Niger, Uganda - und bald auch im Kongo und in Ruanda.
Zucker im Bauch, Regen in den Köpfen
Laut Het Laatste Nieuws ist die Steuer auf zuckerhaltige Getränke beschlossene Sache. Gesundheitsministerin Maggie De Block will die Abgaben auf Cola und Co. zum 1. Januar 2016 einführen. Gesundheitsexperten begrüßen die Maßnahme als geeignet für den Kampf gegen Übergewicht.
Außerdem räumt die Zeitung mit einem Vorurteil über Belgien auf: "Nein, es regnet nicht die ganze Zeit!" Neuen Messungen eines Meteorologen zufolge regnet es statistisch gesehen nur sieben Prozent des Jahres. Während der 93 anderen Prozent ist es trocken. In unseren Köpfen regnet es also mehr als in Wirklichkeit.
Alain Kniebs - Archivbild: Siska Gremmelprez (belga)