"Blutbad verhindert", titelt Het Nieuwsblad. "Thalys Zielscheibe eines Terroranschlags", schreibt Le Soir. "Täter hatte genug Munition dabei, um halben Zug zu töten", bemerkt Het Laatste Nieuws.
Ein Mann hat Freitagabend im Thalys-Hochgeschwindigkeitszug zwischen Brüssel und Paris um sich geschossen. Der mutmaßliche Täter, ein 26-jähriger Marokkaner konnte von drei amerikanischen Soldaten, die zufällig im Zug saßen, und weiteren Passagieren überwältigt werden. Dank ihres beherzten Eingriffs haben sie vermutlich größeres Blutvergießen verhindert, bemerkt De Standaard. Auch La Dernière Heure hält fest: "Belgien ist nur knapp einem neuen Anschlag entgangen".
Insgesamt wurden drei Menschen verletzt. Hätten die Soldaten in Zivil es nicht geschafft, den Täter zu überwältigen, dann wäre die Bilanz wohl deutlich dramatischer ausgefallen, befürchtet La Libre Belgique. Die US-Soldaten hatten verdächtige Geräusche aus der Bordtoilette gehört - so als würde jemand ein Gewehr laden.
"Genug Munition, um Hälfte der 554 Passagieren zu töten"
Der Zug wurde in den Bahnhof der nordfranzösischen Stadt Arras umgeleitet, wo ein Großaufgebot der Polizei den Täter festnehmen konnte. In seiner Tasche fanden die Beamten ein Messer, eine Kalaschnikow, ein weiteres Gewehr und neun volle Magazine. Das wäre genug Munition gewesen, um die Hälfte der 554 Passagiere an Bord des Zugs zu töten, stellt Het Laatste Nieuws fest.
Zu den Motiven des Mannes ist noch nichts bekannt. Allerdings berichten mehrere Zeitungen, dass der 26-Jährige den französischen Sicherheitsbehörden bekannt war. Der Mann soll um 17.13 Uhr in Brüssel-Süd in den Thalys aus Amsterdam kommend dazu gestiegen sein. Die Attacke hat sich eine knappe halbe Stunde später bei voller Fahrt im belgisch-französischen Grenzgebiet zugetragen. Die meisten Fahrgäste haben von dem Zwischenfall glücklicherweise so gut wie nichts mitbekommen, schreibt L'Avenir. Dennoch standen einige beim Not-Stopp in Arras unter Schock.
Wie mehrere Zeitungen berichten, hat die Föderalregierung noch am Abend die Sicherheitsmaßnahmen in Belgien verschärft. Het Nieuwsblad bemerkt, dass mehr Wachpersonal an Bord der Züge, in Bahnhöfen und an den Flughäfen des Landes eingesetzt wird. Premierminister Charles Michel hat auch den Anti-Terrorstab zusammenkommen lassen. Möglicherweise wird die Terrorwarnstufe erhöht.
CD&V: "Wir können nicht so tun, als sei nichts geschehen"
Auf der ersten Sitzung des Kabinetts nach der Sommerpause, kommenden Freitag, droht es, heiß herzugehen. Innerhalb der Mitte-Rechts-Regierung brodelt es, weiß Het Laatste Nieuws zu berichten. "Wir können nicht so tun, als sei nichts gewesen", erklärt Vize-Premierminister Kris Peeters von der CD&V in Le Soir. Es sei viel Porzellan zerbrochen worden.
Die Christdemokraten fühlen sich von ihren Koalitionspartnern - allen voran von der liberalen OpenVLD - hintergangen. Kurz nach der Einigung über den Tax-Shift seien die flämischen Christdemokraten als "großer Verlierer" des Abkommens abgestempelt worden. Das Schlimmste, so Peeters: Die Anschuldigungen stammten aus Regierungskreisen. Er hat dabei seinen Kollegen Alexander De Croo im Visier, der der Presse bestimmte Dinge gesteckt habe. Von Premierminister Michel erwartet Peeters, dass er das Vertrauen zwischen den Koalitionspartnern wieder herstellt.
Na das kann ja heiter werden, prophezeit Le Soir. Der Start ins neue politische Jahr droht holprig zu werden. Der Grund ist wie seit Amtsantritt der Schwedischen Koalition fehlendes Vertrauen zwischen den Parteien. Keine leichte Aufgabe für Charles Michel, der einen Eiertanz auf dem flämischen Minenfeld hinlegen muss. Fast ketzerisch meint die Zeitung: Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde…
Börsen auf Talfahrt und konsequente Schulleiterin
"Börsen weltweit sehen schwarz", titelt L'Écho. Die Börsen in Europa und den USA sind gestern erneut um drei Prozent abgerutscht. Der Bel20 in Brüssel hat am Freitag sogar seine schlechteste Woche seit September 2011 abgeschlossen. An den Aktienmärkten weltweit steigt die Sorge - vor allem wegen der enormen Schwierigkeiten der zweitgrößten Weltwirtschaft China.
Het Nieuwsblad berichtet über den erstaunlichen Rücktritt der Grundschulleiterin von Zoersel in der Provinz Antwerpen. Die Direktorin hat jetzt gekündigt, weil sie es nicht geschafft hat, eine in ihren Augen hochgradig unfähige Lehrerin zu suspendieren - obwohl bereits zahlreiche Beschwerden gegen die Frau vorliegen. Trotz einer Klage vor dem Staatsrat ist es bislang nicht gelungen, die unbeliebte Beamtin loszuwerden. "Dann gehe ich eben selbst", kommentiert die Schulleiterin ihre drastische Entscheidung.
Alain Kniebs - Bild: Philippe Huguen (afp)