"Tsipras überrascht mal wieder alle", titelt De Standaard. "Tsipras pokert erneut", schreibt Le Soir. La Libre Belgique glaubt zu wissen, was der Grieche mit der vorgezogenen Neuwahl erreichen will: "Tsipras hat die absolute Mehrheit vor Augen", so die Schlagzeile der Zeitung auf ihrer Titelseite.
Völlig überraschend hat der griechische Regierungschef Alexis Tsipras am Donnerstagabend im Fernsehen seinen Rücktritt und vorgezogene Neuwahlen angekündigt. Wie De Morgen berichtet, verfolgt er damit zwei Ziele. Er will zunächst die interne Meuterei in seiner Syriza-Partei beenden und den linken Hardlinern, die das Hilfspaket im Parlament abgelehnt hatten, eins auswischen. Außerdem will er seine Macht festigen und hofft auf breite Unterstützung der Bevölkerung - noch bevor die neuen Sparmaßnahmen greifen. Noch ist Tsipras bei den Griechen beliebt und sein Image nicht wegen des harten Reformpakets angekratzt, erklärt ein Journalist aus Athen in der Zeitung.
"Pokerspiel könnte auch schief gehen"
Obwohl die Tinte unter dem dritten Hilfspaket noch nicht ganz trocken war und wir uns gerade von den Strapazen erholt hatten, stellt sich Tsipras bereits einer neuen Herausforderung, schreibt L'Avenir. Beim Pokern muss man besser sein als die Konkurrenz, bemerkt La Libre Belgique. Dazu ist Herr Tsipras in der Lage. Nichtsdestotrotz bleibt der Poker ein gefährliches Spiel. Ein Spiel, das auch mal böse enden kann, mahnt ebenfalls Het Laatste Nieuws. Sollte das gewagte politische Experiment von Tsipras schief gehen, dann kehren der Grexit und seine Horrorszenarien mit voller Wucht zurück. Gelingt das Experiment jedoch, könnte Tsipras vom politischen Stümper zum Supertalent avancieren, findet hingegen De Standaard. Bereits zum zweiten Mal legt er sein Schicksal in die Hände der griechischen Wähler. Das erfordert Mut. Sollte Tsipras es schaffen, sich die Unterstützung seiner Landsleute zu sichern, um Griechenland aus der Krise zu holen, wird er nicht nur seiner Nation, sondern auch der Demokratie einen großen Dienst erwiesen haben, urteilt das Blatt.
Le Soir meint: Tsipras hat mehr als nur eine Wahl zu gewinnen. Wird er als Regierungschef wiedergewählt, dann muss er beweisen, dass er mehr als die Marionette der Eurogruppe ist. Das dritte Hilfspaket für Griechenland sollte nicht das Ende der Fahnenstange, sondern der Beginn eines Neuanfangs für das Land sein.
Warum sind Lastwagen in so viele Unfälle verwickelt?
"Der LKW-Unfall zu viel", titelt Gazet van Antwerpen. Nach dem tödlichen Unglück auf dem Brüsseler Ring, infolgedessen die Autobahn 16 Stunden lang gesperrt werden musste, läutet jetzt sogar der Branchenverband selbst die Alarmglocken. Gemeinsam mit dem Belgischen Institut für Verkehrssicherheit will der Transportunternehmerverband Febetra eine große Studie durchführen. Das Ziel: Herausfinden, warum so viele Lastwagen in tödliche Verkehrsunfälle verwickelt und oft auch Auslöser sind.
Het Nieuwsblad meint dazu: Ähnliche Studien in anderen Ländern haben bereits gezeigt, dass die Gründe für die zahlreichen LKW-Unfälle vielschichtig sind. Das geht von Nichteinhaltung der Lenk- und Ruhezeiten über den schlechten Zustand vieler Lastwagen bis hin zu risikovollem Fahrverhalten. Problematisch dürfte aber auch das extrem dichte Verkehrsaufkommen in Belgien sein. Weil die Transportbranche für unsere Wirtschaft aber so wichtig ist, sollten wir dringend über Alternativen nachdenken. Ständig im Stau zu stehen, kann auf Dauer jedenfalls nicht die Lösung sein.
Weniger Geld für Diesel, mehr für Milch
Gute Neuigkeit für die Autofahrer auf der Titelseite von Het Laatste Nieuws: An einem Dutzend Tankstellen in Belgien wird der Diesel bereits für unter einen Euro je Liter verkauft. Laut der Zeitung werden die Preise an den Zapfsäulen noch eine Weile auf ihrem Tiefstand bleiben. Denn die chinesische Wirtschaft schwankt: Dadurch sinkt die globale Nachfrage, die Ölvorräte sind aber weiter gut gefüllt.
"Die Supermarktketten gehen auf die Landwirte zu", meldet L'Avenir. Für den Ankauf der Milch will der Einzelhandel in Belgien bis zum Ende des Jahres 50 Millionen Euro mehr ausgeben. Dadurch könnte der Einkaufspreis pro Liter Milch um drei Cent angehoben werden. Eine positive Entwicklung, die aber nicht ausreicht, um die notleidenden Bauern im Land zu retten, meint die Zeitung. Anfang September, wenn die europäischen Agrarminister tagen, planen wütende Landwirte aus ganz Europa eine Großdemo in Brüssel.
Fluch und Segen eines Formel-1-Rennens
"Der Formel-1-Zirkus in Spa-Francorchamps lässt die Kassen klingeln", bemerkt La Dernière Heure. Fast alle Hotels in der Provinz Lüttich sind ausgebucht. Den wirtschaftlichen Mehrwert der sportlichen Großveranstaltung, die weltweit übertragen wird, schätzt das Blatt auf 45 Millionen Euro. Allerdings hat die Sache einen Hacken: Die Betreibergesellschaft des Formel-1-Rennens macht jedes Jahr Verluste. Die wallonische Region hat insgesamt schon mehr als 40 Millionen Euro in das Unternehmen gepumpt.
Dazu meint L'Écho: Das ist zwar viel Steuergeld, aber eine bessere Werbung für die Region als die Formel 1 könnte die Wallonie nicht haben. Die Betreibergesellschaft von Spa-Francorchamps muss besser und effizienter werden, damit die Veranstaltung keine Verluste mehr macht.
Alain Kniebs - Bild: Louisa Gouliamaki (afp)