"Vermutlich 30.000 Asylbewerber in Belgien", titelt Het Laatste Nieuws. "Die Sozialämter läuten die Alarmglocken", schreibt Le Soir. "Doppelt so viele Anfragen wie im vergangenen Sommer", bemerkt L'Avenir.
Bis zum Ende des Jahres könnten 30.000 Migranten in Belgien einen Antrag auf Asyl stellen, schätzt Het Laatste Nieuws. Das wären so viele wie noch nie zuvor. Weil die meisten Asylbewerber derzeit aus Kriegsgebieten wie dem Irak, Syrien und Afghanistan kommen, werden wahrscheinlich deutlich mehr Anträge bewilligt als in der Vergangenheit. Noch vor fünf Jahren wurde nur jeder fünfte Asylbewerber als Flüchtling anerkannt, dieses Jahr wird wohl jeder Zweite, der hier Schutz sucht, in Belgien bleiben dürfen.
Wie Le Soir berichtet, befürchten jetzt vor allem die ÖSHZ eine Kostenexplosion. Während der Föderalstaat für Unterkunft, Verpflegung und Betreuung der Asylbewerber aufkommt, sind die kommunalen Sozialämter für die anerkannten Flüchtlinge zuständig. Sie helfen ihnen bei der Wohnungs- und Jobsuche, zahlen aber auch Sozialhilfe. Vor allem die wallonischen ÖSHZ fordern Hilfe vom Föderalstaat.
Flüchtlinge: "Nicht in die populistische Falle tappen"
Zu den steigenden Flüchtlingszahlen - auch in Deutschland, wo dieses Jahr mit bis zu 800.000 Migranten gerechnet wird - meint Le Soir: Solange die Konflikte in den Herkunftsländern sich zuspitzen, wird der Flüchtlingsstrom nicht abreißen. Unsere Politiker sollten Ruhe bewahren und jetzt nicht für Chaos sorgen oder in die populistische Falle tappen. Die EU sollte eine größere Rolle spielen: Jedes Mitgliedsland muss Flüchtlinge aufnehmen - auch die Staaten, die bislang kaum etwas zur Lösung der Krise beigetragen haben. Und schließlich sollten wir in den Flüchtlingen auch eine Chance sehen, meint die Zeitung. Langfristig könnten sie den Fachkräftemangel im immer älter werdenden Europa beheben.
Gazet van Antwerpen ist schockiert über die große Anzahl negativer Kommentare und Foreneinträge im Netz in Bezug auf alles, was mit Asyl und Einwanderung zu tun hat. "Kann sich denn niemand in die Lage der Flüchtlinge versetzen?", fragt die Zeitung. Sich vorstellen, wie es sein muss, in seiner Heimat unter ständiger Todesangst zu leben, sein Erspartes zu opfern, alles aufzugeben (sein Dorf, seine Freunde, seine Familie), sich in die Hände von Menschenschmugglern zu begeben, auf eine gefährliche Reise in eine völlig neue Welt - auf der Suche nach Schutz und Sicherheit… Natürlich gibt es unter den Flüchtlingen auch den einen oder anderen Profiteur. Die gibt es aber überall. Auch in Belgien haben es sich einige in der sozialen Hängematte gemütlich gemacht und leben auf Kosten der anderen, gibt das Blatt zu bedenken.
Electrabel-Mutter Engie plant Konzernumbau nach E.ON-Vorbild
De Standaard macht mit einer guten Neuigkeit auf: "Wer seinen Heizöltank jetzt befüllt, spart 475 Euro", so die Schlagzeile der Zeitung. Im Vergleich zum Vorjahr liegt der Heizölpreis um über 40 Prozent niedriger. Auch wenn der Winter noch in weiter Ferne scheint, könnte jetzt der richtige Moment zum Nachtanken sein.
La Libre Belgique berichtet über große Umstrukturierungspläne im Electrabel-Mutterkonzern Engie, dem ehemaligen GDF Suez. Ähnlich wie der deutsche Energieerzeuger E.ON will sich das französische Unternehmen künftig auf die Energiewende und nachhaltige Stromquellen konzentrieren. Die weniger profitablen und künftig teuren Atom- und Gaskraftwerke sollen ausgelagert werden. Einen Zusammenschluss von E.ON und Engie schließt die Zeitung nicht aus. Die belgische Filiale des französischen Konzerns, Electrabel, soll in Zukunft nur noch auf dem Benelux-Markt aktiv sein. Nach Angaben der Zeitung ist Engie auf der Suche nach neuen Investoren für Electrabel - zur Not über einen erneuten Börsengang. Mit dem Konzernumbau bei Engie soll frühestens im kommenden Jahr begonnen werden.
Illegale Starenkästen, Homo-Ehe und Pukkelpop
"Die meisten Starenkästen in Belgien sind illegal", titelt Het Nieuwsblad. Wenn ein festes Blitzgerät aufgestellt wird, muss die Datenschutzbehörde darüber in Kenntnis gesetzt werden, weil persönliche Daten der Autofahrer erfasst und gespeichert werden. Mehr als die Hälfte der Polizeizonen hat das aber nicht getan. Der Kassationshof hat die Klage eines schlauen Autofahrers jetzt zugelassen. Ob der Verkehrssünder jedoch straffrei davonkommt, ist noch unklar.
L'Avenir veröffentlicht Statistiken zur Homo-Ehe. Seit 2003 dürfen gleichgeschlechtliche Paare in Belgien heiraten. Fast 12.000 Mal haben sie sich seitdem das Ja-Wort gegeben. 3.500 Homo-Ehen wurden inzwischen wieder geschieden - die Trennungsquote beträgt damit 30 Prozent und liegt aktuell niedriger als bei heterosexuellen Paaren. Aus der Statistik geht ebenfalls hervor, dass lesbische Ehepaare häufiger vor den Scheidungsrichter treten als Schwule.
Viele Blätter blicken auf das letzte große Sommerfestival. Für einen regelrechten "Shitstorm" in den sozialen Medien hat die Polizei von Hasselt gesorgt. Sie hatte im Vorfeld des Pukkelpop angekündigt, Seiten wie Facebook und Twitter zur Kriminalitätsvorbeugung gezielt beobachten zu wollen. "Die Netzwelt lacht sich schlapp über die Polizei", meint De Morgen und veröffentlicht lauter Pukkelpop-Scherzbeiträge - etwa über das Drogenversteck auf dem Campingplatz.
Das Pukkelpop ist vor allem aber "drei Tage musikalisches Feuerwerk", bemerkt Het Belang van Limburg. Mit Rock-, Pop- und Electro-Stars sowie 60.000 Besuchern pro Tag.
Alain Kniebs - Archivbild: Siska Gremmelprez (belga)