"Die beunruhigende Pannenserie der belgischen Atomkraftwerke", titelt La Libre Belgique. "Fünf von sieben Reaktoren stehen still", bemerkt L'Avenir. "Ein banaler Fehler, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat", analysiert De Standaard.
Die Pannenserie in den Kernkraftwerken reißt nicht ab. Wegen eines Fehlalarms im Kontrollsystem musste nun ein weiterer Meiler in Tihange abgeschaltet werden. Fast könnte man meinen, in den AKW von Doel und Tihange sei ein böser Geist am Werk. Erst die Mikrorisse, dann die Sabotage am Öltank, Notabschaltungen und Nachlässigkeit des Personals. Reiner Zufall oder steckt doch mehr dahinter?, fragt L'Avenir. Beklagt wird ja oft das hohe Alter der Anlagen.
Glücklicherweise haben die "Zwischenfälle" in Doel und Tihange aber nie die Stufe 2 von 7 auf der internationalen Skala für nukleare Problemfälle überschritten. Kernkraftwerke gehören zu Recht zu den am meist kontrollierten Unternehmen des Landes - auch das könnte ein Teil der Erklärung sein, warum jeder kleine Fehler auffällt und registriert wird, meint die Zeitung.
La Libre Belgique findet: Die Pannenserie sollten wir als Anlass nehmen, über unsere langfristige Energieversorgung nachzudenken - über den nächsten Winter hinaus. Stichwort Energiewende. Auch wenn wir derzeit noch nicht auf Atomkraft verzichten können, der Strom von morgen sollte aus anderen Quellen stammen. Electrabel will seine Windparks bis 2020 massiv ausbauen. Immer mehr Belgier nutzen die Sonnenenergie. Auch die Biomasse ist auf dem Vormarsch. Das sind zwar alles Schritte, die in die richtige Richtung gehen. Sie werden aber nicht ausreichen, gibt das Blatt zu bedenken. Wir Verbraucher müssen unser Verhalten ändern - so wie nach der Ölkrise in den 1970er Jahren. Energie ist zu kostbar, um sie zu verschwenden, mahnt La Libre Belgique.
Flüchtlinge in Melilla: "Mehr tot als lebendig"
Auch heute beschäftigen sich viele Zeitungen wieder mit der Flüchtlingskrise in Belgien und Europa. Neben den Brennpunkten Calais uns Kos richtet De Standaard seinen Blick ebenfalls nach Melilla. Ein meterhoher Zaun trennt die spanische Exklave von Marokko. Auch dort ist die Lage besonders angespannt. Die Zeitung veröffentlicht unglaubliche Bilder der spanischen Polizei. Die Migranten verstecken sich überall, um nach Europa zu gelangen: hinter Stoßstangen, unter dem Armaturenbrett und sogar in Autositzen. "Manche Flüchtlinge finden wir mehr tot als lebendig vor", erklärt ein Grenzschützer.
In Het Laatste Nieuws fordert der ehemalige EU-Kommissar Karel De Gucht die Europäer zu mehr Toleranz auf. Flüchtlinge seien an erster Stelle Menschen. Menschen, die unsere Hilfe bräuchten. Den Populisten der schlimmsten Sorte, die überall in Europa Hetze gegen Flüchtlinge betreiben, müsse man die Stirn bieten. De Gucht fügte hinzu: "Dass der Tod des Löwen Cecil in Simbabwe mehr Emotionen auslöst als die vielen Toten im Mittelmeer, das kann und will ich einfach nicht begreifen". Außerdem meint der OpenVLD-Politiker, dass man die hohen Flüchtlingszahlen in Europa in Relation setzen muss. 200.000 Migranten sind seit Jahresbeginn in die EU-Staaten gekommen. Syriens Nachbarland Libanon, das eigentlich nur halb so viele Einwohner wie Belgien zählt, habe aber bereits 1,2 Millionen Flüchtlinge aufgenommen, gibt De Gucht zu bedenken.
De Morgen fordert eine aktivere Migrationspolitik. Das könnte aus Europa wieder einen Hafen der Innovation machen statt einer Festung von Angst und Furcht. Dabei muss man aber aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Die Integrationspolitik der letzten Jahrzehnte ist gescheitert - auch schon damals als Migranten noch Gastarbeiter hießen.
"China brennt"
"Szenen des Grauens", titelt La Dernière Heure und berichtet über die folgenschwere Brandkatastrophe in der chinesischen Hafenstadt Tianjin, die mindestens 50 Tote und 700 Verletze gefordert hat. Der Hafen gleicht einem Katastrophengebiet.
L'Écho meint: Auch das wirtschaftliche China brennt, und die Flammen drohen auf den Rest der Welt überzugreifen. Die sinkenden Exportzahlen, der drastische Rückgang beim Verkauf europäischer Autos im Reich der Mitte und die wiederholte Abwertung des Yuans: Die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt gerät ins Schwanken und auch wir bekommen die Folgen zu spüren. Die rund 10.000 europäischen Neuwagen, die bei den Explosionen im Hafen von Tianjin völlig ausgebrannt sind: Dieses Bild spricht Bände.
Lambrecks besteht auf Schadensersatz
Het Belang van Limburg berichtet, dass der Vater der getöteten Eefje Lambrecks gegen die drei Kinder von Marc Dutroux und Michèle Martin vor Gericht zieht. Er will so versuchen, Schadensersatzforderungen geltend zu machen. Martin hatte im Jahr 2000 auf das Erbe ihrer Mutter - bestehend aus einer Villa in Waterloo, Aktien und Schmuck - verzichtet. Laut Jean Lambrecks bewusst, weil sie damals wusste, dass sie in einem späteren Prozess zur Zahlung von Schadensersatz verurteilt werden würde. Lambrecks hatte zuvor bereits mit allen Mitteln versucht, gegen die vorzeitige Haftentlassung der Dutroux-Komplizin Martin vorzugehen.
Alain Kniebs - Bild: Tanguy Jockmans (belga)