"10.000 zusätzliche Auffangplätze für Asylbewerber", titelt Het Laatste Nieuws. "Auch Unternehmen sollen mithelfen", schreibt Het Nieuwsblad. "Was kommt nach der Aufnahme?", fragt Le Soir.
Weil die Zahl der Flüchtlinge täglich zunimmt, will Staatssekretär Theo Francken bis zum Frühjahr 10.000 zusätzliche Auffangplätze in Belgien schaffen. Dazu will der N-VA-Politiker gemeinsam mit dem Verteidigungsministerium, der staatlichen Gebäudeverwaltung und dem Zivilschutz nach Lösungen suchen. Aber auch Unternehmen sollen mitmachen. "Wer ein leerstehendes Hotel oder ein altes Krankenhaus besitzt, der darf sich gerne melden.", erklärt Francken.
Den Menschen eine Notunterkunft zu bieten, ist eine gute Sache, meint Gazet van Antwerpen. Aber wie geht es weiter, was kommt danach? Genauso sieht es Le Soir. Viele Asylbewerber stammen derzeit aus den Kriegsgebieten Syrien, Irak, Afghanistan und Somalia. Die meisten von ihnen werden in Belgien bleiben dürfen. Die echte Herausforderung wird es sein, die Flüchtlinge zu integrieren - ihnen die Sprache beizubringen, bei der Wohnungs- und Jobsuche zu helfen. Und das möglichst im Einklang mit den Menschen, die unser Land zu dem gemacht haben, was es ist: ein soziales Paradies, eine Insel der Toleranz, fügt Het Laatste Nieuws hinzu.
Het Nieuwsblad kann die Untätigkeit der Europäischen Union angesichts der sich zuspitzenden Flüchtlingskrise nicht nachvollziehen. Egal ob Calais, Kos oder Süditalien: An allen Brennpunkten wird Europas Hilfe benötigt. Allerdings ist zu befürchten, dass die Verantwortlichen der EU erst aus ihrer Siesta erwachen werden, wenn die ersten Toten bei Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und Ordnungskräften zu beklagen sind.
Rekord-Jobangebot
Nach Angaben von De Standaard gibt es in Belgien derzeit so viele Jobangebote wie seit 2007 nicht mehr. Allein im zweiten Quartal dieses Jahres sind bei den Arbeitsämtern des Landes über 100.000 neue Jobangebote eingegangen - Flandern hat mit 20 Prozent den größten Zuwachs verzeichnet. "Jetzt oder nie!", meint die Zeitung. Die Kombination aus niedrigen Zinsen, Tiefstpreisen beim Öl und einem günstigen Euro lässt die Kosten sinken, den Export steigen, kurzum: die Konjunktur aufleben. Diese "Glanzleistung" kann sich die Regierung Michel aber nur zum Teil auf die Fahnen schreiben. Den Großteil des derzeitigen Aufschwungs haben wir dem sich erholenden deutschen Wirtschaftsmotor zu verdanken. Der Indexsprung und der Tax-Shift können die positive Tendenz weiter verstärken. Der Stand der Gewerkschaften wird dadurch noch schwerer. Das muss man sich erst einmal trauen: Gegen eine Regierung auf die Straße zu gehen, während die Wirtschaft anzieht, meint die Zeitung.
Billigklamottenladen begeistert Belgier - aber zu welchem Preis?
De Morgen empört sich über die Eröffnung einer weiteren "Primark"-Filiale in Belgien. Nach Lüttich, Hasselt und Brüssel hat die Billig-Textilkette eine vierte Niederlassung in Gent aufgemacht. Wie jedes Mal zuvor gab es auch hierbei lange Warteschlangen vor dem neuen Geschäft. Das Blatt kann die Begeisterung der Kunden für die Billigware nicht nachvollziehen. Schlange zu stehen, um überhaupt etwas kaufen zu dürfen, das ist für viele anscheinend der Himmel auf Erden. Wer glaubt, dass die Menschheit nach etlichen Wirtschafts- und Sozialkrisen endlich nach Nachhaltigkeit strebt, der wird bei jeder Primark-Filialeröffnung eines Besseren belehrt. Primark ist das Symbol einer konsumsüchtigen Gesellschaft. Dass das Zwei-Euro-T-Shirt von Lohnsklaven oder sogar Kindern in der dritten Welt hergestellt worden ist, interessiert niemandem. Vielleicht muss der Staat hier eingreifen und eine Steuer für Kleidungsstücke einführen, die der Gesellschaft, der Umwelt und der hiesigen Wirtschaft schaden. Das wäre mal ein revolutionärer Tax-Shift!", meint De Morgen.
Neue Erkenntnisse zu Säurepfütze im Wald
"Giftpfütze bestand aus gefährlichem Ammoniak", meldet Het Belang van Limburg. Die ätzende Flüssigkeit hatte am Dienstag vier Radfahrer verletzt, als sie durch eine Pfütze in einem Waldstück bei Genk fuhren. Jetzt ist klar, dass es sich um Abfälle aus einem illegalen Drogenlabor handelte. Der Zivilschutz hat in dem Waldstück insgesamt 500 Liter extrem hochkonzentriertes Ammoniak entfernt. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um die Überbleibsel der Produktion von Tausenden Ecstasy-Pillen handelt.
"Von wegen kostenlose Schulbildung..."
"Sämtliche Kosten für Schulmaterial sind illegal", titelt La Libre Belgique. In der Französischen Gemeinschaft verlangen Grundschulen nicht selten Gebühren für Unterrichtsmaterialen wie Kopien und Schulbücher, obwohl sie das gar nicht dürfen. Der Bund für Familien hat ausgerechnet, dass, wenn man Kosten für Ausflüge und sonstige Aktivitäten berücksichtigt, ein Grundschuljahr die Eltern im Schnitt mehr als 900 Euro kostet. L'Avenir meint dazu: "Von wegen kostenlose Bildung..."
Alain Kniebs - Bild: Benoit Doppagne (belga)