Die Finanzhilfe für Griechenland, der beginnende Wahlkampf in Belgien und die Ausweitung des Pädophilieskandals in der belgischen Kirche beschäftigen heute die Tageszeitungen.
„110 Milliarden für die Rettung des Euro“, lautet die Schlagzeile von De Standaard. Die Finanzminister der Eurozone haben gestern die Griechenlandhilfe aktiviert, nachdem die griechische Regierung ein zusätzliches Sparprogramm verabschiedet hatte. Damit gaben die Länder der Eurozone ein deutliches Signal, dass sie Griechenland nicht fallen lassen. Gleichzeitig wollten sie die Ansteckungsgefahr für andere Euro-Länder mit Haushaltsproblemen wie Portugal und Spanien eindämmen und den Zerfall der Eurozone verhindern.
La Libre Belgique meint dazu: Diese Krise zeigt, dass es in Europa keine Führung gibt, und dass die Kontrolle der Haushaltspolitik der verschiedenen Länder große Lücken aufweist. Die Währungsunion ist das konkrete Symbol des europäischen Aufbaus. Sie muss vollständig überprüft werden und das im schwierigen Kontext der Sparpolitik. Die Partie ist noch nicht gewonnen.
Wahlmüdigkeit bei der Bevölkerung
De Standaard veröffentlicht einen offenen Brief des in Flandern bekannten Sängers und Regisseurs Stijn Meuris. Er ruft darin die Bürger auf, aus Protest gegen die Politiker den Wahlen fern zu bleiben. In ihrem Kommentar schreibt die Zeitung: Vor einiger Zeit hätten wir einen solchen Aufruf nicht publiziert, um das Klima der Anti-Politik nicht zu schüren. Aber Meuris verkörpert jetzt, was bei einem Großteil der Bevölkerung lebt, nämlich den Abscheu von der Politik. Das zeigt, worüber die künftige politische Debatte geführt werden muss, nämlich über die Instandsetzung des Glaubens in die Politik und der Arbeitsweise der demokratischen Institutionen.
Het Nieuwsblad fügt hinzu: Mit etwas Populismus könnte man behaupten, dass die Bürger, die nicht mehr wählen wollen, Recht haben. Außerdem gehen sie straffrei aus, denn von den 700.000, die letztes Mal nicht gewählt haben, hat kein einziger eine Buße erhalten. Die Wahlpflicht ist nur noch ein Fetzen Papier. Dennoch ist es falsch, nicht zu wählen. Wenn viele Bürger den Urnen fern bleiben, ist das ein neuer schwarzer Sonntag.
Le Soir behauptet: Die belgischen Bürger müssen darüber entscheiden, ob sie ein föderales Belgien mit größerer Autonomie für Gemeinschaften und Regionen wollen, oder eine Konföderation, oder die Spaltung des Landes. Nicht wählen ist eine Reaktion, die eines Bürgers eines demokratischen Staates unwürdig ist. Die Wähler haben nicht das Recht, sich zu enthalten.
De Croo und Maingain im Wahlkampf
Het Laatste Nieuws findet: Der neue flämische liberale Parteivorsitzende Alexander De Croo hat es geschafft, die Gleichgültigkeit gegenüber der Politik zu bekämpfen. Er klammert sich nicht an die Macht und hat den Mut, zu tun, was er angekündigt hat. Die Wähler glauben den alten Versprechen nicht mehr.
Gazet Van Antwerpen glaubt: Der FDF-Vorsitzende Maingain wird im frankophonen Landesteil zu einem Wahlkampfthema. PS und cdH schieben ihn in die Ecke. Laurette Onkelinx nannte ihn arrogant. Es sieht immer mehr danach aus, dass das Kartell MR-FDF aus der Regierung verdrängt wird. PS und cdH wollen mit Ecolo regieren. Als Gegenleistung werden die flämischen Parteien wohl versprechen müssen, keine Koalition mit der N-VA einzugehen. Das gibt den flämischen Sozialisten gute Chancen, sich wieder an der Regierung zu beteiligen.
Bischöfe überhörten Klagen gegen 87 Priester
De Morgen berichtet auf seiner Titelseite, dass in den 90er Jahren viele Anzeigen wegen Pädophilie und sexuellem Missbrauch gegen 87 belgische Priester erfolgt sind, die die Bischöfe jedoch überhörten. Die Klagen hätten zumindest zu einer ernsthaften Untersuchung führen müssen. Doch die belgische Kirche war dazu nicht bereit, auch Jahre danach noch nicht. Die belgischen Bischöfe schlossen Augen und Ohren. Sie wollten nichts hören und nichts sehen.
Vers l'Avenir führte unter den wallonischen Bürgern eine Meinungsumfrage über die Windenergie durch. 93% der Befragten befürworten den Bau neuer Windräder, 81% sogar in der Nähe ihrer Wohnung. Doch die Hälfte der Wallonen will Windenergie nicht teurer bezahlen als herkömmliche Elektrizität.