"Mittelmeer wird schon wieder zum Massengrab", titelt De Standaard. "Wahrscheinlich 200 Tote vor libyscher Küste", meldet Le Soir. "Reicht das jetzt endlich?", fragt empört De Morgen.
Im Mittelmeer ist es gestern erneut zu einem Flüchtlingsdrama gekommen. Vor der Küste Libyens kenterte ein Boot mit Hunderten Menschen an Bord. Knapp 400 konnten gerettet werden, mehr als 200 werden vermisst. Seit Beginn des Jahres haben bereits über 2.000 Menschen ihren Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, mit dem Leben bezahlt. "Ein trauriger Rekord", konstatiert Het Nieuwsblad.
Betroffen fragt De Morgen: Was muss eigentlich noch geschehen, damit wir in Europa umdenken? Die EU-Staaten sind so unsolidarisch, dass sie es noch nicht einmal schaffen, 40.000 Flüchtlinge unter sich aufzuteilen. Dass so viele Menschen auf hoher See ertrinken, ist zum Teil die Folge europäischer Entscheidungen. Nämlich sichere Migrationsrouten nach Europa zu versperren. Seien wir aber mal ehrlich mit uns selbst: Die EU-Entscheidungen sind demokratisch durch einen Großteil der Bevölkerung legitimiert, die von den Schreckensszenarien der Überfremdung und horrender Kosten verängstigt ist.
"Einigeln ist auch keine Lösung"
Nach Ansicht von L'Avenir tragen auch die Schlepper eine erhebliche Mitschuld, die die Flüchtlinge auf Nussschalen auf das Meer schicken und ihren Tod billigend in Kauf nehmen. Wer die gefährliche Überfahrt nach Europa überstanden hat, hat es aber noch lange nicht geschafft. Die Europäische Union ist ratlos. Dennoch: Einigeln ist angesichts der ständigen Flüchtlingsdramen keine Lösung, meint die Zeitung.
Um den wachsenden Flüchtlingsstrom zu bewältigen, will Staatssekretär Theo Francken kurzfristig zusätzliche Auffangplätze in Militärkasernen schaffen. Het Belang van Limburg meint: Vielleicht sollten wir, ähnlich wie in Deutschland, über Flüchtlingspatenschaften oder Pflegefamilien nachdenken. Das ist besser, als die Migranten zu "kasernieren".
Suezkanal lässt belgische Kassen klingeln
"Das pharaonische Projekt des ägyptischen Präsidenten", so die Schlagzeile von La Libre Belgique auf ihrer Titelseite. In Ägypten wird heute der "neue" Suezkanal eröffnet. Neben dem wirtschaftlichen Nutzen hat das Monsterprojekt aber noch eine andere Dimension: Es soll das ramponierte Image des Landes aufpolieren.
Wie De Standaard berichtet, haben zwei belgische Unternehmen kräftig mitgeholfen. Die Baggerfirmen Jan de Nul und Deme, die auf ihrem Gebiet zu den Weltmarktführern gehören, haben einen Großteil der Arbeiten ausgeführt. Die Erweiterung der Seeverbindung zwischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer, die nach nur einem Jahr abgeschlossen wurde, hat die belgischen Kassen klingeln lassen, so das Blatt. Satte 700 Millionen Euro waren die Aufträge für die Belgier wert.
Der neue Suezkanal wird vom ägyptischen Präsidenten al-Sisi in Anwesenheit zahlreicher ausländischer Staatsgäste, darunter Vize-Premierminister Kris Peeters, mit großem Pomp eingeweiht. De Standaard meint: Dass al-Sisi 2013 durch einen Putsch an die Macht kam, Hunderte politische Gegner wegsperren und zum Tode verurteilen lässt, darauf wird ihn heute aber sicher niemand ansprechen.
70 Jahre Hiroshima
L'Echo befasst sich mit dem 70. Jahrestag des Atombombenabwurfs über Hiroshima. "Die Folgen sind heute noch spürbar", titelt die Zeitung. Das japanische Rote Kreuz hat zweieinhalb Millionen Opfer versorgt und erklärt, dass noch heute Menschen unter den Spätfolgen leiden.
La Libre Belgique schreibt: Auch wenn glücklicherweise niemand mehr Atombomben eingesetzt hat, besteht die Gefahr weiter. Die USA und Russland haben zwar nuklear abgerüstet, aber in Asien, vor allem in China, Nordkorea, Indien und Pakistan, werden die Atomwaffenprogramme vorangetrieben. Wenn die Menschheit vergisst, was in Hiroshima passiert ist, dann wird sie untergehen, urteilt die Zeitung.
Histoires belges
Nach Angaben von Le Soir geht der Kampf der Regierung gegen den Tabak nicht weit genug. Bis 2018 soll der Preis einer Schachtel Zigaretten um 70 Cent steigen, auf dann knapp sieben Euro. Viel zu billig, um Raucher abzuschrecken, finden Gesundheitsexperten. Außerdem verdiene auch die Tabakindustrie an der Preiserhöhung. Um die tatsächlichen Gesundheitsschäden durch Nikotin bezahlen zu können, müsste ein Päckchen 13 Euro kosten - wie es heute schon in Großbritannien der Fall ist.
Het Laatste Nieuws kommentiert die Entscheidung des Fußballbundes, den ehemaligen Nationalspieler Enzo Scifo als Trainer der belgischen U21-Auswahl nun doch einzustellen - obwohl er kaum Niederländisch spricht. Wer ist in dieser Geschichte der größere Hornochse?, fragt die Zeitung. Der rein französischsprachige Scifo oder die flämischen Bonzen, die verlangen, dass er Niederländisch lernt? Das Französisch vieler Flamen reicht leider oft auch nicht zu mehr, als zwei Bier an der Theke zu bestellen.
"Jeder dritte Behinderten-Parkausweis gehört einem bereits Verstorbenen", meldet Het Laatste Nieuws. Die Behörden schätzen, dass 200.000 Parkberechtigungen nicht von den Angehörigen zurückgegeben worden sind, sondern zu Unrecht weiter genutzt werden. Um diesem Treiben ein Ende zu setzen, sollen die Ausweise in Kürze mit einem elektronischen Strichcode versehen werden.
Das vierte Jahr in Folge geht die Anzahl von Scheidungen in Belgien zurück. Das Risiko, dass eine Ehe in die Brüche geht, beträgt derzeit statistisch gesehen 51,2 Prozent, wie Het Laatste Nieuws ausgerechnet hat. Die meisten Ehen zerbrechen vier Jahre nach dem Ja-Wort. Die Zeitung bringt auch ein paar historische Fakten: 1830 gab es in Belgien mehr als 26.000 Hochzeiten und gerade einmal vier Scheidungen. 2013 kamen auf knapp 38.000 Trauungen rund 25.000 Scheidungen.
Alain Kniebs - Bild: Irish Defense Forces/AFP