"Jeden Tag stirbt ein Belgier auf Reisen", titelt Het Laatste Nieuws. Allein im Monat Juli sind mindestens 34 belgische Bürger im Ausland ums Leben gekommen. Das haben Reiseversicherungsgesellschaften ermittelt. Viele von ihnen starben demnach bei Kletterunfällen.
Auch La Dernière Heure beschäftigt sich mit dem Schicksal von Belgiern im Ausland: "Zehn Millionen Euro Bußgelder für Belgier auf französischen Straßen", schreibt das Blatt auf Seite eins. Demnach werden im Durchschnitt täglich 1.700 Landsleute in Frankreich geblitzt. Und inzwischen gibt es auch so gut wie keine Möglichkeit mehr, der Bezahlung der Knöllchen zu entkommen.
So mancher Belgier gibt aber auch freiwillig sein Geld im Ausland aus: "Jeden Tag kaufen neun Belgier einen Zweitwohnsitz in Spanien", so die Aufmachergeschichte von La Libre Belgique. Zwar sind die Immobilienpreise in Spanien längst wieder gestiegen. Und doch investieren die Belgier massiv an den verschiedenen "Costas" - und haben dabei sogar die Russen überholt.
Flüchtlinge - Krise oder Chance?
"Zuhause droht derweil eine neue Flüchtlingskrise", warnt De Standaard auf Seite eins. Gerade in den letzten Tagen gab es einen fast beispiellosen Ansturm auf das belgische Ausländeramt. Die Dienste waren zeitweise überfordert. Der zuständige Asylstaatssekretär Theo Francken hat kurzfristig die Schaffung von 2.500 zusätzlichen Plätzen in Auffangstrukturen angeordnet. Einige Flüchtlinge mussten in der Zwischenzeit die Nacht im Freien verbringen.
In diesem Zusammenhang hatte eine Aussage von Francken ziemlich Staub aufgewirbelt. "Wer Tausende Euro an Schlepper gezahlt hat, der wird doch wohl noch 50 Euro für ein Hotel übrig haben", sagte der N-VA-Politiker. Dafür erntete er viel Kritik von Oppositionsparteien und auch von Menschenrechtsorganisationen. Theo Francken hat offensichtlich immer noch nicht den Verhaltenskodex, den sein Job verlangt, vollständig verinnerlicht, befindet Het Nieuwsblad. Als Staatssekretär für Asyl und Migration muss man lernen, sich von Zeit zu Zeit auf die Zunge zu beißen. Die übergroße Mehrheit der Flüchtlinge ist vollkommen mittellos, wenn sie in Belgien ankommen. Diese wohl größte Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg ist bestimmt nicht zu lösen, indem man mit Klischees und Karikaturen um sich wirft.
Dieser Flüchtlingsstrom ist nicht so leicht trockenzulegen, warnt De Standaard. Früher hat es mal gereicht, eine Delegation auf den Balkan zu schicken, um den Menschen dort klarzumachen, dass die Straßen hier nicht mit Gold gepflastert sind. Nein, diesmal handelt es sich nicht um Wirtschaftsflüchtlinge. Die meisten dieser Leute wollten ihre nackte Haut retten. Das ist ein Grund mehr für die europäischen Staaten, sich einmal nüchtern die Frage zu stellen, welche Perspektive man diesen Menschen geben kann. Europa muss die Situation nicht notwendigerweise als eine "Krise" betrachten.
De Morgen spinnt diesen Gedanken zu Ende. Die europäische Integrationspolitik ist im Kern scheinheilig. Oder glaubt jemand ernsthaft, dass man die Flüchtlingsströme eindämmen kann, indem man die Wachtürme in Calais einfach ausbaut? Oder indem man Bötchen an der libyschen Küste zerstört? Stattdessen sollte Europa endlich aufwachen. Dieser vergreisende Kontinent braucht die Arbeitskraft, das Talent und die Kreativität der Flüchtlinge. Eine Lösung kann nur die kontrollierte aber großzügige Einwanderung sein.
Obama, der Grüne Riese
"Obama sieht sich als den Grünen Riesen", schreibt derweil La Dernière Heure. Der US-Präsident hat gestern eine Kehrtwende in der amerikanischen Klimaschutzpolitik angekündigt. Bis 2030 wollen die USA den CO2-Ausstoß ihrer Kraftwerke um rund ein Drittel senken. Geht es nach Barack Obama, dann wird Amerika zum Vorreiter in Sachen Klimaschutz.
Barack Obama will offensichtlich nicht nur seine Bürger, sondern gleich die ganze Welt in seiner zweiten Amtszeit in Erstaunen versetzen, bemerkt dazu Gazet van Antwerpen. Der weitreichende Klimaplan des US-Präsidenten hat jedenfalls so manchen überrascht. Plötzlich will Amerika bei der Senkung des CO2-Austoßes mit gutem Beispiel vorangehen.
Obama versetzt der Steinkohle einen Tritt, notiert La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. In einem Land, wo fossile Brennstoffe nach wie vor Konjunktur haben und wo der Kongress von meist klimaskeptischen Republikanern beherrscht ist, demonstriert der Präsident bemerkenswerten Mut. Endlich haben die USA die Absicht, in Sachen Klimaschutz eine Führungsrolle zu übernehmen. Das lässt hoffen für den Klimagipfel von Paris im Dezember. Wobei man wissen muss: Ein Klimaschutzabkommen wäre nicht das Ende eines Prozesses, sondern allenfalls der Anfang.
70 Jahre Hiroshima und Nagasaki
Ganz andere Geschichte schließlich auf Seite eins von L'Avenir: "70 Jahre später rüttelt Hiroshima immer noch auf", so die Schlagzeile. Vor 70 Jahren warfen die Amerikaner nacheinander zwei Atombomben über Japan ab: eine auf Hiroshima und eine auf Nagasaki. Damals betraten wir das Atomzeitalter, schreibt die Zeitung. Die beiden Märtyrerstädte spuken aber weiter durch die Albträume der Menschheit.
Roger Pint - Bild: Bruno Fahy/BELGA