"Konfrontation erreicht nächste Stufe", titelt La Libre Belgique. "Eiszeit zwischen CSC und FGTB", schreibt Le Soir.
Das Interview von Marie-Hélène Ska in der Samstagsausgabe von Le Soir schlägt weiter Wellen. Die Generalsekretärin der christlichen Gewerkschaft hatte schweres Geschütz gegen die sozialistische Partei und die sozialistische Gewerkschaft aufgefahren. Der PS werde sie niemals beitreten, weil sie in Charleroi gesehen habe, wozu Sozialisten an der Macht fähig seien, sagte sie. Auch FGTB-Chef Marc Goblet bekam sein Fett ab. Sie stehe stellvertretend für alles, was er hasse, erklärte Ska dem Blatt: eine Frau, die studiert habe und wisse, wovon sie redet.
Goblet zeigt sich in den Zeitungen bestürzt über die "schwachsinnigen Äußerungen" von Ska. Außerdem befürchtet er, dass die Attacken nur dazu dienten, den Rückzug der CSC aus dem gemeinsamen Kampf gegen die Maßnahmen der Föderalregierung zu vertuschen. La Libre Belgique analysiert denn auch: Die Gemeinschaftsfront der Gewerkschaften bröckelt. Le Soir sieht das ähnlich: Die Polemik zwischen FGTB und CSC, die seit der Bildung der Mitte-Rechts-Koalition im Hintergrund köchelte, ist jetzt voll ausgebrochen.
Es brodelt in der CD&V
"Die CD&V-Wähler gehen auf die Barrikaden", titelt Het Nieuwsblad. Nachdem auch der Tax-Shift keine Vermögenssteuer gebracht hat, probt der linke Parteiflügel der flämischen Christdemokraten den Aufstand. Einige Abgeordnete werden mit Beschwerdemails von Parteimitgliedern bombardiert, berichtet die Zeitung. In De Standaard warnt der neue Chef der christlichen Krankenkasse vor den Sparmaßnahmen der Regierung. Er sieht die Qualität des Gesundheitssystems gefährdet. Das baut weiter Druck auf die CD&V auf. Die Christdemokraten haben mehr als nur ein kleines Problem, meint Het Nieuwsblad. Schafft die Partei es jetzt nicht, den Strompreis in der Index-Berechnung zu halten, dann hätte sie nach dem Tax-Shift-Debakel kaum etwas vorzuweisen.
Ob die Koalitionspartner N-VA und OpenVLD der CD&V diesen Triumph aber gönnen werden, bleibt abzuwarten. Het Laatste Nieuws fragt sich, ob man nicht doch von einer Kamikaze-Regierung sprechen kann. Ähnlich sieht es De Standaard: Die CD&V fühlt sich durch ihre Koalitionspartner in die Enge getrieben, wie in eine Sackgasse gedrängt. Eine alte Jäger-Weisheit lautet: Angeschossene Tiere sind besonders gefährlich. So verhält es sich auch in der Politik. Demütigungen können zu unvorhergesehenen Reaktionen führen.
Gehen oder doch bleiben?
Het Belang van Limburg rät der CD&V, in der Koalition zu bleiben. So mager fällt ihre Bilanz nämlich gar nicht aus: Dank der besseren Wirtschaftslage wirft die Arbeit der Regierungsmehrheit erste Früchte ab. Die Arbeitslosigkeit sinkt, neue Jobs werden geschaffen, die Kaufkraft bleibt erhalten. Zudem kommen Niedriglöhner und Bezieher staatlicher Leistungen in den Genuss neuer Schutzmaßnahmen. Sollte die CD&V die Regierung verlassen, wird das nur zu neuen gemeinschaftspolitischen Spannungen führen. Denn die N-VA wird alles in ihrer Macht stehende tun, um zu verhindern, dass die PS wieder an die Regierung kommt, so Het Belang van Limburg. Für Gazet van Antwerpen hat das bange Warten der CD&V auf die nächsten Umfrageergebnisse begonnen. Dann wird man sehen, ob die Partei von ihren Wählern die Quittung präsentiert bekommt.
Großbritannien und Frankreich mitschuldig an Calais-Drama
De Morgen und Le Soir beschäftigen sich mit der Flüchtlingskrise im nordfranzösischen Calais. Frankreich und Großbritannien sind angesichts des anhaltenden Flüchtlingsstroms total überfordert. Dabei sind beide Länder nicht ganz unschuldig an der Situation, finden die Zeitungen. Sarkozy und Cameron haben seinerzeit den libyschen Diktator Gaddafi gestürzt und das Land sich selbst überlassen. Das Ergebnis: Ein vom Kampf zwischen rivalisierenden Milizen zerrissenes Land, in dem Menschenschmuggler freie Hand haben. Die Flüchtlingskrise ist also auch die Folge europäischer Entscheidungen. Diese Mitschuld wird aber unter dem Mantel der Scheinheiligkeit versteckt, meint Le Soir.
Tierschutz durch Aktienkauf und zwei belgische Helden
Laut De Morgen will die Tierschutzorganisation Gaia bei der Fast-Food-Kette Quick einsteigen. Sie will Anteile des Unternehmens kaufen, um als Aktionär ein Mitspracherecht zu erhalten. So will Gaia dem Unternehmen ausreden, Hähnchen aus Massentierhaltung zu verarbeiten. Die Tierschützer folgen damit einem weltweiten Trend, der sogenannten "aktivistischen Teilhaberschaft". Frei nach dem Motto: Kauf eine Aktie und verbessere damit die Welt.
"Belgier schlagen Bayern München", so die Schlagzeile von La Dernière Heure. "Zwei Helden, zwei Belgier", jubelt Het Laatste Nieuws. Ein entscheidender Pass von Kevin De Bruyne und die Glanzleistung von Ersatztorwart Koen Casteels haben Wolfsburg zu seinem ersten Supercup-Sieg verholfen. Pokalsieger Wolfsburg hatte sich am Wochenende gegen den deutschen Meister Bayern München durchgesetzt.
Alain Kniebs - Bild: Bruno Fahy (belga)