"Strahlender Froome feiert seinen zweiten Toursieg", titelt Gazet van Antwerpen. "Froome gewinnt seine zweite Tour unter Schmerzen", schreibt La Dernière Heure auf Seite eins. "Es war die Tour von Froome, Sagan und Greipel", notiert Het Belang van Limburg. Peter Sagan ist der Gewinner des Grünen Trikots, der deutsche Sprinter André Greipel hat gestern seinen vierten Etappensieg feiern können.
Es war aber eine "komische Tour", wie unter anderem L'Avenir festhält. Insbesondere der Gesamtsieger Christopher Froome polarisierte. In den Pyrenäen hatten er und seine Mannschaft eine erdrückende Dominanz an den Tag gelegt, was für Doping-Spekulationen sorgte. Froome musste sich zwei Wochen lang von Zuschauern mitunter übel beschimpfen lassen. La Dernière Heure resümiert: "Es ist der Triumph des Ungeliebten".
Resultat war jedenfalls, dass die Grande Boucle doch ziemlich spannungsarm war. De Morgen gibt denn auch "Tipps, um eine langweilige Tour de France aufzupeppen".
Ideologischer Tax-Shift
Die Politik hat sich zwar in die Ferien verabschiedet, und doch sorgen die Entscheidungen der Regierung weiter für Diskussionsstoff. "Dieselfahrer werden schwer bestraft", beklagt der Automobilclub VAB unter anderem auf Seite eins von Het Belang van Limburg. Die Erhöhung der Akzisen auf Diesel werde zur Folge haben, dass die Spritkosten um durchschnittlich 130 Euro pro Jahr ansteigen.
Diese Maßnahme ist ja nur ein Teilaspekt des ominösen Tax-Shifts, den die Regierung in der vergangenen Woche beschlossen hat. Und es ist ein ziemlich "ideologischer" Tax-Shift, notiert De Standaard in seinem Leitartikel. Die Regierung hat den Arbeitgebern quasi ihre Wünsche von den Lippen abgelesen. Unter anderem wurden ja die Lohnlasten allgemein gesenkt. Dabei wären gezielte Maßnahmen, die also nur ausgewählte Bereiche betroffen hätten, wohl effizienter gewesen. Stattdessen drohen jetzt insbesondere Niedrigqualifizierte auf der Strecke zu bleiben. Noch vor einigen Wochen hatte die OECD Belgien dafür gelobt, dass die soziale Ungleichheit nicht größer geworden ist. Das hat die Regierung wohl vergessen.
"Und die Regierung macht den Arbeitgebern schon wieder ein Geschenk", titelt De Morgen. Diesmal ist es so, dass der zweite Monat Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gekippt wird. Die Gewerkschaften sprechen schon von einem "neuen Dämpfer für die Arbeitnehmer".
Hier zeigt sich das Weltbild dieser Mitte-Rechts-Regierung, wettert De Morgen in seinem Leitartikel. Es gilt offensichtlich das Motto: Nur, wenn die Reichen noch reicher werden, kann es Fortschritt geben. Der Gipfel war dann, als die Arbeitgeber am Wochenende süffisant verlauten ließen, dass sie die Schaffung neuer Jobs freilich nicht versprechen könnten. Überraschend ist das übrigens nicht: Ziel eines Unternehmens war seit jeher das Generieren von Gewinnen, nicht von Arbeitsplätzen. Zugleich lacht diese Regierung den Arbeitnehmern ins Gesicht. Frage ist, wie die Gewerkschaften reagieren werden: mit Kapitulation oder einem "heißen Herbst"?
In Le Soir spricht die PS-Oppositionsführerin Laurette Onkelinx auch von einem "Platzregen schlechter Neuigkeiten". Für sie müsse diese Regierung unbedingt aufgehalten werden.
Zwischenzeugnis für Michel und Co.
Am Ende dieses ersten politischen Jahres der so genannten "Schwedischen Koalition" ziehen einige Zeitungen heute eine Zwischenbilanz. Gewinner ist eindeutig Premierminister Charles Michel, urteilt Gazet van Antwerpen. Noch vor einem Jahr ging er als "Kamikaze-Pilot" durch, der sich wohl mit Pauken und Trompeten auf die Nase legen würde. Ein Jahr später lebt diese Koalition noch und hat sogar einen Tax-Shift mit einem Volumen von 7,2 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Verlierer ist eindeutig die CD&V, die eine Kröte nach der anderen schlucken musste und inzwischen nur noch gute Miene zum bösen Spiel macht. Jetzt hängt alles davon ab, ob die Arbeitgeber wirklich neue Arbeitsplätze schaffen. Sollten die nur an sich denken, dann droht ihnen ein heißer Herbst.
La Libre Belgique zieht drei Schlussfolgerungen. Erstens: Die N-VA hat zwar nicht ihre separatistische Agenda beerdigt, sie spielt aber das Spiel der Institutionen brav mit. Zweitens: Diese Regierung fährt einen klaren Mitte-Rechts-Kurs, unverständlich sind da aber die teilweise himmelschreienden Ungerechtigkeiten. Dritte Feststellung: Es sitzt ein Pilot in der Kanzel. Trotz diverser Bedenken, was seine Person und seinen Charakter angeht, hat sich Charles Michel als veritable Führungspersönlichkeit profiliert.
Erdogans düstere Spiele
"Erdogan gräbt wieder das Kriegsbeil gegen die Kurden aus", so derweil die Schlagzeile von Le Soir. "Erdogan sprengt die delikate Waffenruhe mit der PKK", schreibt auch De Standaard. Die Türkei hat am Wochenende in Syrien nicht nur Stellungen der Terrororganisation IS, sondern auch der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK bombardiert. Die PKK kündigte daraufhin die seit zwei Jahren geltende Waffenruhe auf.
Het Belang van Limburg spricht hier von einem "düsteren politischen Spiel". Lange Zeit hat die Türkei dem "Islamischen Staat" gegenüber eine zwielichtige Haltung eingenommen. Seit dem Anschlag von Suruç in der vergangenen Woche hat sich das geändert. Doch statt sich auf IS zu beschränken, lässt der türkische Präsident Erdogan jetzt gleich die Kurden mit attackieren. Das sieht aus wie eine Revanche nach dem bemerkenswerten Erfolg der pro-kurdischen Partei HDP bei den Parlamentswahlen im Juni.
Erdogan versteht es meisterhaft, das Scheitern seiner bisherigen Strategie umzumünzen, bemerkt Le Soir. Nachdem sich die stillschweigende Duldung des IS als Irrweg erwiesen hat, nimmt er sich gleich wieder die Kurden vor. Eigentlich hatte er wohl gehofft, dass IS die kurdischen Autonomiebestrebungen brechen würde. Ein offener Krieg zwischen der Türkei und der PKK wäre eine schlechte Neuigkeit. Es gäbe allerdings zwei Gewinner: Baschar-al-Assad und IS.
Roger Pint - Bild: Stephane Mantey/AFP