"Regierung erhöht die Mehrwertsteuer auf Strom", titelt Het Nieuwsblad. "Endspurt in Sachen Tax-Shift", schreibt Le Soir. "Koalition plant Abgabe auf zuckerhaltige Getränke", so die Schlagzeile von La Libre Belgique auf Seite eins.
Was die Zeitungen nicht wissen konnten: Am frühen Morgen - nach einer langen Verhandlungsnacht auf Schloss Val Duchesse in Brüssel - hat die Föderalregierung eine Einigung erzielt. Die Haushalte 2015 und 2016 werden ausschließlich durch Einsparungen nachgebessert, heißt es in Regierungskreisen. Außerdem hat die Regierung von Premierminister Charles Michel einen Tax-Shift von mehr als sieben Milliarden Euro beschlossen.
Ausgerechnet heute warnt der Unternehmerverband Unizo in Het Laatste Nieuws vor einer zu kleinen Steuerreform. Gerüchte, wonach die Senkung der Steuerlast für die Unternehmen "nur" eine Milliarde Euro betragen würde, hatte Unizo-Boss Karel Van Eetvelt scharf kritisiert. Mit diesem "Reförmchen" werde man jedenfalls nicht für die nötige Ankurbelung der Wirtschaft sorgen. Offenbar sind die Stoßgebete des Karel Van Eetvelt erhört worden.
Landwirte bangen um ihre Existenz
"Gestrandet auf dem Weg in den Süden", titelt Het Belang van Limburg. "Chaos durch Blockade von französischen Bauern", schreibt Het Nieuwsblad. Wütende Landwirte haben gestern wichtige Autobahnen in Frankreich versperrt und damit Zehntausende Touristen, die in den Urlaub unterwegs waren, blockiert. Zwischen Lille und Paris haben auch zahlreiche Belgier im Stau gestanden, bemerken die Blätter.
Weil die Preise für landwirtschaftliche Produkte seit Monaten im Keller sind, bangen viele Bauern um ihre Existenz. L'Avenir meint: Das Problem stellt sich nicht nur in Frankreich. Auch unseren Landwirten droht der finanzielle Kollaps. Die Erträge für Milch und Vieh sind so niedrig wie vor 30 Jahren, die Kosten liegen aber um ein Vielfaches höher. Vor allem junge Bauern sind verzweifelt und brauchen oft einen zweiten Job, um zu überleben. Auch darüber sollten wir Verbraucher nachdenken, wenn morgen wieder die große Landwirtschaftsmesse von Libramont beginnt. Die Lösung für viele Probleme liegt nämlich in unserem Teller. Wenn wir im Supermarkt nicht zur billigen Ware greifen, sondern zum Qualitätsprodukt, dann unterstützen wir die regionale und nachhaltige Landwirtschaft. Mit der Wahl unserer Lebensmittel treffen wir also auch eine politische Entscheidung. Dem sollten wir Verbraucher uns beim nächsten Einkauf im Supermarkt bewusst werden, fordert L'Avenir.
Strengere Kontrollen und erstaunliche Urteile
Le Soir stellt die konkreten Pläne der Regierung vor, um Arbeitslose besser zu kontrollieren. "Wie der Staat die Schrauben anzieht", titelt das Blatt. Sollte das Parlament morgen zustimmen, dürfen die Behörden künftig, wenn ein Verdacht auf Betrug vorliegt, unangekündigte Hausbesuche bei den Arbeitssuchenden durchführen - und zwar zwischen fünf Uhr in der Früh und 21 Uhr. Der Arbeitslose kann den Kontrolleuren zwar weiterhin den Zutritt zu seiner Wohnung verwehren, er muss dann aber mit einem juristischen Nachspiel und erheblichen Geldstrafen rechnen. Im vergangenen Jahr hat das Landesamt für Arbeitsbeschaffung mehr als 32.000 Kontrollen durchgeführt. In knapp einem Drittel der Fälle wurden Unregelmäßigkeiten festgestellt. Unter anderem gaben die Arbeitssuchenden fälschlicherweise an, alleinstehend zu sein, um höhere Bezüge einzustreichen.
Jüngste Urteile des Kassationshofs stellen den Fiskus vor Probleme, berichtet De Morgen. Gleich in fünf Fällen hat das oberste Gericht des Landes geurteilt, dass Handelsgesellschaften auch Kosten von der Steuer abziehen können, die nichts mit ihrer eigentlichen Aktivität zu tun haben. Het Laatste Nieuws führt ein Beispiel an: Ein Arzt aus Brüssel, der über eine Zweitwohnung an der Küste verfügt, kann diese künftig als "Berufskosten" angeben. Steuerexperten bezeichnen die 180-Grad-Wende als "starkes Stück". Der Kassationshof wollte seine jüngsten Urteile bislang nicht kommentieren.
Wirtschaftsmotor "Tomorrowland"
De Standaard befasst sich mit einem großen Ereignis, das morgen in Boom bei Antwerpen startet. "Beim Tomorrowland tanzen nicht nur die vielen Besucher, sondern auch ihre Euros", so die Schlagzeile der Zeitung. Das Dance-Festival hat einen hohen Mehrwert für die belgische Wirtschaft. Fachleute gehen von über 70 Millionen aus, die durch das Musikfestival hierzulande generiert werden. An nur einem Wochenende werden 180.000 Besucher erwartet. Sämtliche Hotels im Raum Antwerpen-Mechelen-Brüssel sind ausgebucht.
Gazet van Antwerpen liefert weitere beeindruckende Zahlen zum Festival: Die Hauptbühne ist 140 Meter breit und über 40 Meter hoch. An den drei Tagen werden auf dem Festivalgelände über eine Million Bier gezapft. Die Besucher kommen aus der ganzen Welt - an Bord von mehr als 30 Sonderzügen und über 100 Partyflügen.
Alain Kniebs - Bild: Philippe Desmazes/AFP
Ich habe vollstes Verständnis für die Ärgernisse der Landwirte, aber folgende Aussage : " Die Lösung für viele Probleme liegt nämlich in unserem Teller. Wenn wir im Supermarkt nicht zur billigen Ware greifen, sondern zum Qualitätsprodukt, dann unterstützen wir die regionale und nachhaltige Landwirtschaft " , gibt es sehr viele Menschen die wegen ihren geringen Einkommens auf billige Ware zurück greifen müssen, sich die teuren "Qualitätsprodukte" einfach finanziell nicht leisten können - und wer denkt denn an diese ? niemand, noch nicht mal die werte Regierung. Und ja ich kenn einen Landwirt der in den 80ern über 60 Kühe hatte und heuer nur noch an die 20 - und damit und davon kann man nicht überleben.