"Großartiges Fest", titelt La Dernière Heure. "Noch nie so strenge Sicherheitsvorkehrungen", schreibt Het Nieuwsblad. "Beliebtes Volksfest in Brüssel", bemerkt Le Soir auf Seite eins.
Sonne und viel Volk: Den diesjährigen Nationalfeiertag werten die Zeitungen als äußerst gelungen. Etwas surrealistisch war das Ganze dann doch, meint De Standaard. Direkt neben dem König sitzen bei der Militärparade Innenminister Jan Jambon und Verteidigungsminister Steven Vandeput - zwei flämische Nationalisten in der ersten Reihe beim belgischen Nationalfeiertag. Prinz Laurent fallen beim Vorbeiziehen der Soldaten ab und an die Augen zu. König Philippe warnt in seiner Rede von der Oberflächlichkeit von Sozialnetzwerken im Internet. Und ausgerechnet am selben Tag startet der Palast seine neue Facebook-Seite. So sind wir Belgier eben. Aber feiern, das können wir - wie das Blatt anhand einer freudigen Fotostrecke deutlich macht.
"Philippes Sorgen berechtigt, aber zu spät"
Unter anderem Het Belang van Limburg befasst sich mit der Radio- und Fernsehansprache des Staatsoberhauptes. "Die Rede war fast die Kopie einer Ansprache von Königin Beatrix vor sechs Jahren", erklären niederländische Königshausexperten in der Zeitung. Beatrix hatte bereits in ihrer Weihnachtsansprache 2009 vor den Gefahren der Sozialmedien gewarnt. Philippes Sorgen in Bezug auf die Oberflächlichkeit des Internets sind berechtigt, finden Fachleute, aber sie kommen reichlich spät.
La Libre Belgique fand die Ansprache des Monarchen dagegen äußerst gelungen. Das Blatt ärgert sich aber an den Bildern, die zum Schluss der Fernsehrede zu sehen waren. Der Palast zeigte Ausschnitte des jüngsten Staatsbesuchs von Philippe und Mathilde in China, unter anderem auch vom Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Kaum eine Regierung auf der Welt zensiert soviel im Internet und blockiert die Zugänge zu sozialen Medien so stark wie die chinesische Regierung. Klar, dass der Palast auf die Staatsvisite in China zurückblicken musste. Es hätte jedoch bessere Bilder gegeben als der Handschlag mit Xi Jinping.
L'Avenir findet: Der König hat es nicht einfach bei der Themenwahl für seine Ansprachen. Er kann nicht ständig die Vorzüge Belgiens hervorheben oder über die Einheit des Landes schwadronieren. Politisch darf er sich ohnehin nicht äußern.
Auch Het Laatste Nieuws meint: Natürlich könnte man sich wünschen, dass Philippe mehr sagt oder kritischer ist. Aber in einem komplexen Königreich wie dem unsrigen sind klare Meinungen oft ein Hindernis. In Frankreich ist der Nationalfeiertag vergangene Woche von 700 brennenden Autos überschattet worden. Das Einzige, was am Dienstag bei uns angezündet wurde, war der Grill. Das ist gut so und soll auch noch lange so bleiben, wünscht sich Het Laatste Nieuws.
Quo vadis, belgische Armee?
Le Soir bedauert, dass Verteidigungsminister Vandeput immer noch keinen Zukunftsplan für die Armee vorgelegt hat. Dabei ist das Heer wichtiger als wir denken, so die Zeitung. Beispiel Ukraine-Konflikt. Um die Häfen von Antwerpen - immerhin der zweitgrößte Europas - und von Lüttich im Ernstfall verteidigen zu können, brauchen wir auch künftig eine eigene Marine. Der islamistische Terror stellt auch hierzulande eine Bedrohung dar, wie der Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel gezeigt hat. Doch statt konkrete Pläne zur Zukunft der Armee vorzulegen, stellen wir Soldaten in unseren Straßen, gibt das Blatt zu bedenken.
"Türkei in der IS-Falle"
"Die Türkei im Würgegriff der Terrorgruppe IS", bemerkt De Morgen auf seiner Titelseite. Nach dem islamistischen Anschlag mit 32 Toten nahe der syrischen Grenze muss die Regierung in Ankara härtere Maßnahmen gegen den IS ergreifen. Das wiederum könnte Racheaktionen der Terroristen in beliebten türkischen Badeorten zur Folge haben, warnt ein Fachmann in der Zeitung. In Istanbul sind bereits Hunderte Türken aus Protest auf die Straße gegangen. Sie werfen ihrer Regierung vor, den Islamischen Staat zu unterstützen.
Flüchtlinge: "EU tanzt Limbo"
Het Nieuwsblad übt scharfe Kritik an der mangelnden Bereitschaft vieler EU-Staaten, Flüchtlinge aufzunehmen. Das Ziel von 60.000 Flüchtlingen haben die Innenminister wieder verfehlt. Die Stange ist so niedrig: Mittlerweile kann die EU in der Asylfrage schon Limbo-Tänzern Konkurrenz machen. Länder wie Belgien, Deutschland und Irland sind mutig und tun, was man von ihnen erwartet. Andere wie Polen, Spanien, Österreich und Ungarn wollen nichts oder nur viel zu wenig tun. Sie zeigen damit nicht nur den Flüchtlingen den Mittelfinger, sondern lassen auch Italien und Griechenland im Stich. Ein "Europa à la carte" und Solidarität nur wenn man sie selbst braucht: Das geht nicht, urteilt das Blatt.
Im Gespräch mit Le Soir kommt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auf das Griechenland-Drama zurück. "Nur die Angst vor dem Chaos hat am Ende eine Einigung ermöglicht", erklärt Juncker. Der Luxemburger ist besorgt über die Entwicklungen in Europa. Auch in der Migrationsfrage würden der Bruch in der Solidaritätsbereitschaft und die Rückkehr zum Nationalstaatsgedanken deutlich.
Alain Kniebs - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)