"Ein Streik zu viel", titelt De Standaard. "Bahnkunden sollten sich heute vor Reiseantritt unbedingt informieren", rät La Dernière Heure. In Het Nieuwsblad erklärt ein Sprecher der autonomen Lokführergewerkschaft: "Wenn der Streik ein Flop wird, dann sind unsere Sommerproteste vermutlich gestorben".
Heute und an den weiteren sechs Samstagen bis Ende August will die autonome Lokführergewerkschaft SACT für Chaos im Bahnverkehr sorgen. Die nicht anerkannte Arbeitnehmervertretung, die nach eigenen Angaben ein Drittel der 3.800 Lokführer der SNCB vertritt, fordert bessere Arbeitsbedingungen und höhere Bezüge für ihre Mitglieder. Die Bahn hat die Forderungen nach einer Lohnsteigerung von über 4.000 Euro pro Jahr als "völlig überzogen" zurückgewiesen.
In Zusammenarbeit mit den traditionellen Gewerkschaften, die die Blockadeaktionen der SACT ebenfalls verurteilen, will die SNCB alles daran setzen, einen möglichst reibungslosen Zugverkehr zu gewährleisten. So werden beispielsweise Lokführer aus dem Urlaub zurückgerufen und Ausbilder im regulären Betrieb eingesetzt.
"Gefährlich", "unverantwortlich", "kontraproduktiv"
De Standaard findet: Die autonome Lokführergewerkschaft spielt ein gefährliches Spiel. Sie bringt das ganze Land gegen sich auf: Tagestouristen, Urlauber, Pendler und sogar die eigenen Kollegen. Het Laatste Nieuws schreibt: Sollten Sie heute mit dem Zug an ihr Ziel gelangen, dann vergessen Sie nicht, dem Lokführer freundlich zuzuwinken. Die Zeitung bringt dazu passend das Porträt eines Zugführers, der heute auf jeden Fall seinen Dienst tun wird. "Einen Zug voller lachender Kinder an einem sonnigen Sommertag sicher ans Meer zu bringen - das ist die schönste Fahrt im Jahr", erklärt Lokomotivführer Jan aus Antwerpen.
Auch L'Avenir hält den geplanten Serienstreik der SACT für "unverantwortlich". Die Aktion geht eindeutig zu weit. Sie könnte außerdem kontraproduktiv sein. Denn solche Proteste sind Wasser auf die Mühlen derjenigen, die einen Minimaldienst bei der Bahn fordern und den Öffentlichen Dienst an sich ohnehin in Frage stellen.
Ist Deutschland der große Bösewicht Europas?
Le Soir kommt auf die Griechenland-Krise zurück und fragt: "Ist Deutschland der große Bösewicht Europas?" Obwohl diese Meinung immer wieder geäußert wird, sollte man die Rolle der Bundesregierung nuancierter betrachten. Nicht nur Deutschland hat strenge Auflagen von der griechischen Regierung im Gegenzug für weitere Hilfsmilliarden gefordert, sondern auch der Großteil der 18 anderen Euroländer. Deutschland hat zwar viel in Europa zu sagen, bestimmt aber längst nicht alles. Dass die Europäische Zentralbank massiv die Gelddruckmaschine angeworfen hat, geht der Bundesregierung beispielsweise mächtig gegen den Strich. Eines kann man den Deutschen jedoch vorwerfen, meint die Zeitung: Sie haben ein Tabu gebrochen und den Grexit als realistische Option auf den Tisch gebracht.
Genau das kritisiert auch De Morgen. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble ist ein Politiker mit Idealen und einer großen europäischen Vision. Das Problem ist aber: Diejenigen, die seine Vision nicht teilen, würden "Herrn Nein" am liebsten aus dem Euro-Klub werfen.
Politische Samstagsinterviews
La Libre Belgique bringt ein persönliches Porträt, in dem der wallonische Ministerpräsident Paul Magnette auf seine Kindheit zurückblickt. Er sei in einem kommunistischen Elternhaus aufgewachsen, habe sich als Student aber für die Sozialisten entschieden. Mit 17, als sein Vater plötzlich starb, sei seine unbeschwerte Kindheit und Jugend schlagartig vorbei gewesen.
L'Echo hat ein Gespräch mit N-VA-Chef Bart De Wever geführt - und das beim Joggen an der Schelde in Antwerpen. "In der Politik existiert keine Freundschaft - und schon gar nicht in der eigenen Partei", erklärt De Wever. Außerdem bedauert er, schon seit Jahren keine Zeit mehr für Freunde und alte Wegbegleiter zu haben. Und der flämische Nationalistenführer hat auch ein überraschendes Bekenntnis parat: Sein bester Freund ist französischsprachig. Als Inspiration für Europa nennt der studierte Historiker das Römische Reich, das 700 Jahre Bestand hatte. Der EU fehlt es aber an einer starken Führungspersönlichkeit, findet De Wever.
Belgischer Etappensieg
"Bravo, Greg Van Avermaet!", jubelt La Dernière Heure. "Spitze!", stimmt Het Nieuwsblad mit ein. "Endlich!", schreibt Het Laatste Nieuws. Greg Van Avermaet hat gestern für den ersten belgischen Etappensieg bei der Tour de France gesorgt. In einem spannenden Zweiersprint setzte er sich kurz vor der Zielgeraden gegen den Träger des grünen Trikots, Peter Sagan, durch.
Endlich wird Van Avermaet für seine Anstrengungen belohnt und schafft es auf das Siegertreppchen, fasst es L'Avenir zusammen. Van Avermaets Lebensgefährtin wünscht sich jetzt nichts sehnlicher, als dass ihr Freund so schnell wie möglich nach Hause zurückkommt. Der Grund: Sie ist hochschwanger und erwartet in den nächsten Tagen ein Kind.