"Athen brennt", titeln Het Laatste Nieuws und Het Belang van Limburg. Le Soir spricht von einer "Revolte gegen die Sparpolitik". "Das ist die Antwort der Griechen", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins.
In Athen ist es am Mittwoch zu schweren Ausschreitungen gekommen. Viele Zeitungen bringen spektakuläre Fotos auf ihren Titelseiten. Zu sehen sind Polizisten in einem Flammenmeer. Die Demonstranten hatten die Ordnungskräfte mit Brandbomben beworfen. Anlass war die vorgesehene Abstimmung im Parlament über eine erste Serie von Spar- und Reformmaßnahmen. Die schnelle Verabschiedung der Gesetze war Grundbedingung für die Aufnahme von Verhandlungen über ein drittes Hilfspaket.
De Standaard blickt mit einem gewissen Kopfschütteln auf die Debatte im Parlament in Athen. "Das griechische Drama gleicht mehr und mehr einem absurden Theater", meint das Blatt. Die Abgeordneten müssen Maßnahmen beschließen, an die keiner glaubt.
Für den griechischen Ministerpräsident Alexis Tsipras sind es zudem auch politisch schwierige Zeiten. "Tsipras ist in seiner Syriza-Partei mit einer Meuterei konfrontiert", notieren Het Nieuwsblad und L'Écho. "Syriza steht kurz vor dem Nervenzusammenbruch", diagnostiziert auch Le Soir.
"Versailles ohne Krieg"
"Doch warum das Ganze?", fragt sich Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Selbst wenn die Griechen am Ende unter Zwang Ja sagen und alle Hürden nehmen, können sich die Bürger an den fünf Fingern abzählen, dass sich ihr Leben wohl nicht verbessern wird. Selbst der Internationale Währungsfonds ist längst zu dem Schluss gekommen, dass die finanzielle Lage dermaßen prekär ist, dass nur eine Umschuldung den Griechen eine neue Perspektive geben würde. An einer fundamentalen Frage kommt man eigentlich nicht mehr vorbei: Ist eine Währungsunion eigentlich realistisch, wenn sie aus so unterschiedlichen Partnern wie Deutschland und Griechenland besteht?
De Morgen empfiehlt wärmstens die Analyse des IWF zu beherzigen. Laut Experten des Währungsfonds ist es für Griechenland schlichtweg unmöglich, seine Schulden zurückzuzahlen. Der IWF plädiert also dafür, die enorme Staatsschuld für 30 Jahre einzufrieren. Das wäre jedenfalls tausendmal glaubwürdiger als der Plan, auf den man sich jetzt geeinigt hat. Wäre es denn so schwer für die Herren Schäuble, Dijsselbloem oder Van Overtveldt ihrer Bevölkerung diese doch einleuchtende Feststellung darzulegen?
SNCB - Acht Minuten, ein Problem
De Standaard vergleicht die Auflagen der Geldgeber mit dem Versailler Vertrag. So wie Deutschland 1919 gedemütigt wurde, so müssen jetzt die Griechen büßen. "Es ist wie Versailles ohne Krieg", analysiert das Blatt.
Innenpolitisch beschäftigen sich viele Zeitungen mit dem Strategieplan für die SNCB, den die föderale Mobilitätsministerin Jacqueline Galant am Mittwoch offiziell vorgestellt hat. Viele Blätter halten sich aber mit Lob spürbar zurück. Le Soir spricht von einem "Katalog von guten Absichten" für die Staatsbahn. "Die Reform der SNCB dürfte sich als Schwergeburt erweisen", orakelt auch Het Nieuwsblad. Angefangen damit, dass die lauteste Kritik an den Plan ausgerechnet von Koalitionspartner CD&V kam.
"Die SNCB hätte einen ehrgeizigeren Plan verdient gehabt", meint auch L'Echo. Oder genauer gesagt: realistischere Vorgaben. Beispiel: Die Staatsbahn soll ihre Produktivität deutlich steigern, muss aber zugleich auf 20 Prozent ihrer staatlichen Zuwendungen verzichten. Wie soll das gehen? Ministerin Galant wäre gut beraten gewesen, alle Beteiligten vorher anzuhören: Vor allem die Gewerkschaften und auch die Interessenvertretungen der Bahnreisenden.
Für Le Soir schreibt sich die MR-Mobilitätsministerin ganz klar in die Linie ihrer Vorgänger ein. In den letzten zehn Jahren haben sich sieben Minister mit der Bahn beschäftigt. Und sie alle sind das Problem falschrum angegangen. Erst sollte man sich fragen, welche Mobilität man will. Und dann muss man den entsprechenden Bedarf berechnen. Jacqueline Galant ist die achte im Bunde. Und sie macht genauso weiter wie ihre Vorgänger.
"Kriminalität ist rückläufig, aber…"
Einige Zeitungen dröseln die jüngsten Kriminalitätsstatistiken auf. Den allgemeinen Tenor fasst Het Laatste Nieuws zusammen: "Die Kriminalität ist rückläufig, aber …". "Vier Morde pro Woche", titelt etwa La Dernière Heure. "Belgien ist zwar sicherer geworden, aber zugleich rassistischer", stellt De Morgen fest.
Man kann Statistiken eben so oder so lesen. Auf dieser Grundlage sollte die Regierung jedenfalls nicht auf die Idee kommen, der Polizei weitere Sparmaßnahmen aufzubrummen, warnt La Dernière Heure. Bei der Sicherheit darf man keine Abstriche machen.
Und die Regierung sollte sich nicht allzu sehr mit diesen Zahlen brüsten, meint L'Avenir. Hier wird ja fast so getan, als hätte die Polizei vor dem Amtsantritt der Mitte-Rechts-Regierung Däumchen gedreht. Und als krönenden Abschluss gab es dann noch die Mitteilung, dass gewisse Polizeiaufgaben privatisiert werden sollen.
Le Soir macht im Übrigen mit eben dieser Schlagzeile auf. Nach den Plänen von Innenminister Jambon soll die Polizei mehr denn je die Möglichkeit bekommen, sich auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren. Privatisiert werden könnte zum Beispiel die Bewachung verschiedener Gebäude.
Radsport 2.0
Einige Zeitungen schließlich stellen sich offen die Frage, wie die Leistungen von Chris Froome, dem Gesamtführenden bei der Tour de France, zu erklären sind. La Dernière Heure fühlt sich jedenfalls an Lance Armstrong erinnert, der ja später zugegeben hat, systematisch gedopt zu haben. Für La Libre Belgique gilt aber erstmal die Unschuldvermutung. Natürlich wirft die Dominanz der Sky-Mannschaft um Froome Fragen auf. Womöglich hat das Team einfach bei der Vorbereitung neue Wege beschritten. Nennen wir es mal: Radsport 2.0. Bis zum Beweis des Gegenteils muss man aber davon ausgehen, dass Chris Froome clean ist.
Roger Pint - Bild: Angelos Tzortzinis (afp)