"Der Iran wird wieder salonfähig", titelt La Libre Belgique. "Historischer Deal mit Teheran", so die Schlagzeile von L'Écho. "Einigung schürt aber auch neue Ängste", gibt De Standaard auf seiner Titelseite zu bedenken.
Im Iran jubeln die Menschen und US-Präsident Obama erklärt, dass die Welt dank der Einigung sicherer wird. Die monatelangen Verhandlungen zwischen den großen Weltmächten und Teheran haben sich gelohnt, urteilt La Libre Belgique. Der Iran verlässt die "Achse des Bösen", gliedert sich wieder in die Weltgemeinschaft ein und erhält eine neue Perspektive. Das ist allen voran eine gute Neuigkeit für die junge Bevölkerung des Landes - sie hat am meisten unter den wirtschaftlichen Sanktionen des Westens gelitten. Teheran steht jetzt vor großen Herausforderungen. Nicht nur außenpolitisch, wo es das Vertrauen der anderen Staaten zurückgewinnen muss, sondern auch innenpolitisch wegen der großen Armut im Land.
Erleichterung vs. Angst
Während die EU, die USA und Russland das Abkommen mit dem Iran begrüßen, wächst in den Anrainerstaaten im Mittleren Osten die Angst vor einem "befreiten" Iran, berichtet De Standaard. Vor allem Israel, aber auch Saudi-Arabien, Ägypten und Jordanien befürchten, dass die islamische Republik zu einer Regionalmacht werden und seine Pläne zum Bau von Atomwaffen nicht aufgeben will. Die Zeitung befürchtet ein neues Wettrüsten in der Arabischen Welt.
De Morgen schreibt: Durch die Aufhebung der Kontensperren stehen dem Iran bald 150 Milliarden Dollar zur Verfügung. Verständlich, dass sich Israel Sorgen macht. Aber der als gemäßigt geltende iranische Präsident Hassan Rohani dürfte die Mittel zunächst in die Infrastruktur und die Sozialsysteme seines Landes stecken. Teheran kann jetzt problemlos Handel mit Washington, London, Peking, Paris und Brüssel betreiben. Den iranischen Politikern sollte schnell klar werden, dass stabile Handelsbeziehungen ihnen mehr bringen als die Rückkehr zum Schurkenstaat-Dasein, hofft De Morgen.
"Deutschland und die 18 Euro-Zwerge"
"Alexis Tsipras vor der Bewährungsprobe im griechischen Parlament", titelt L'Echo. Heute müssen die Abgeordneten in Athen das umstrittene Hilfsprogramm für Griechenland absegnen. Tsipras wird das Abkommen, an das er selbst nicht ganz glaubt, verteidigen. Nur im Gegenzug zu Reformen bekommt sein Land frisches Geld von seinen europäischen Partnern. Die Grexit-Gefahr ist immer noch nicht ganz gebannt, warnt Het Nieuwsblad. Das griechische Parlament könnte sich querstellen, aber auch der deutsche Bundestag.
Apropos Deutschland: De Standaard hebt ein fundamentales Ungleichgewicht in der Euro-Zone hervor. Zwar ist jeder Nazi-Vergleich unangebracht, doch die Wirtschaftskraft der Deutschen ist einfach zu stark. Ohne Gegenspieler kann die Bundesrepublik nur eine dominante Rolle ausüben. Die übrigen 18 Euro-Länder sehen neben Deutschland aus wie Zwerge. Das fundamentale Problem: Der Euro, der als verbindendes Element die großen Unterschiede verwischen sollte, ist seiner Aufgabe nicht gerecht geworden. Die gemeinsame Währung ist für die schwachen Euro-Länder zu stark und gleichzeitig zu schwach für Deutschland, beschließt De Standaard.
Gazet van Antwerpen fragt sich unterdessen, wo der Tax-Shift bleibt. Auch Het Nieuwsblad findet: Würde Finanzminister Johan Van Overtveldt im eigenen Land nur einen Bruchteil der Entschlossenheit an den Tag legen, die er ohne mit der Wimper zu zucken von den Griechen abverlangt, dann wäre die Steuerreform über ein paar Milliarden Euro schon längst beschlossene Sache.
Kultur und Sport
Laut Le Soir sind die genauen Sparauflagen für die föderalen Kultureinrichtungen jetzt bekannt. Bis zum Ende der Legislaturperiode 2019 werden Institutionen wie die Königliche Bibliothek und die Königlichen Kunstmuseen auf 16 Prozent der staatlichen Zuwendungen verzichten müssen. Durch die Kürzungen begeht die Föderalregierung einen großen Fehler. Sie lässt das Potential der belgischen Kultur ungenutzt, bedauert das Blatt.
Auf allen Titelseiten prangt das Bild von Christopher Froome. In der ersten Bergetappe der Tour de France ist der Träger des Gelben Trikots am Dienstag der Konkurrenz davon gefahren. "Froome allein auf der Welt", titelt L'Avenir. "Hat der Brite die Frankreich-Rundfahrt jetzt schon gewonnen?", fragen sich La Dernière Heure und Het Laatste Nieuws.
Belgische Spiele und Post-Rowdies
Der weltweit größte Hersteller von Gesellschaftsspielen ist seit Dienstag belgisch, berichtet De Standaard. Cartamundi aus Turnhout arbeitet mit dem amerikanischen Giganten Hasbro zusammen, dem Klassiker wie Monopoly, Cluedo und Trivial Pursuit gehören. Pro Jahr wird das belgische Unternehmen jetzt 40 Millionen Spiele herstellen.
Noch nie hat es so viele Klagen über den Fahrstil von Postboten gegeben, berichtet Het Nieuwsblad. Der Ombudsdienst von bpost erhält immer mehr Beweisfotos und -Videos von entrüsteten Bürgern. Die beschweren sich über Mitarbeiter der Post, die zum Austragen von Zeitungen und Briefen mit dem Auto oder Rad auf der falschen Fahrbahn unterwegs sind, sämtliche Verkehrsregeln missachten und sogar durch Vorgärten fahren.
Alain Kniebs - Bild: Atta Kenare (afp)