"Ein Wunder oder der Grexit", titeln Le Soir und De Standaard. "Das Schicksal der Griechen in Angela Merkels Händen", meinen Het Nieuwsblad und La Libre Belgique. "Wird Tsakalotos Europa überzeugen können?", fragt De Morgen auf Seite eins.
Noch vor dem Sondergipfel der Eurostaaten am Dienstagabend in Brüssel wird Griechenlands neuer Finanzminister Euklides Tsakalotos seine Kollegen aus den 18 anderen Euroländern überzeugen müssen. Die Tür zu neuen Gesprächen bleibt offen, so der europäische Tenor. Allerdings fordern Merkel, Hollande und Co. ernsthafte und glaubwürdige Vorschläge von der griechischen Regierung.
Drei Optionen
Beim Krisengipfel am Abend gibt es genau drei Optionen, bemerkt La Libre Belgique. Möglichkeit eins: Alexis Tsipras legt einen vertrauenswürdigen Reformplan vor - aber davon gehen nur die wenigsten aus. Zweite Option: Tsipras bleibt zögerlich oder er kommt wieder gewieft daher. Dann wird man das erneute Scheitern der Gespräche feststellen und sich auf einen geordneten Grexit verständigen. Oder Option drei, die gefährlichste, so die Zeitung: Es kommt zum Knall. Griechenland verlässt Hals über Kopf die Eurozone. Der "ungeordnete" Grexit wird für Chaos zunächst in Griechenland, möglicherweise auch im Rest Europas sorgen, warnt La Libre Belgique.
De Standaard fordert: Nach monatelangen Zerwürfnissen müssen sich Griechenland und der Euro-Raum am Dienstagabend in Brüssel zwar nicht in die Arme fallen, aber sie sollten nach Wegen suchen, um ihre Differenzen zu überbrücken. Auch Le Soir findet: Es geht nicht mehr darum, wer Recht hat und wer nicht, sondern das Gemeinwohl wieder in den Mittelpunkt zu rücken.
EU und Griechenland brauchen jetzt Staatsmänner
L'Écho meint: Was Europa in diesen schweren Stunden braucht, sind Staatsmänner und -frauen, die über den nächsten Wahltermin hinausdenken können. Sowohl in Griechenland, wo es endlich eine Steuerbehörde geben muss, die diesen Namen auch verdient und mittelalterliche Privilegien, etwa für die orthodoxe Kirche, aufgegeben werden müssen. Als auch auf EU-Ebene, wo nach fünf Jahren unwirksamer Sparauflagen Griechenland ein erheblicher Teil seines untragbaren Schuldenbergs erlassen werden muss, fordert L'Écho.
Het Belang van Limburg sieht das ähnlich: Was ist die Zukunft Europas noch wert, wenn die Union heute noch einmal nicht in der Lage ist, eines seiner kleinsten Mitgliedsstaaten vor dem Untergang zu bewahren? Auch wenn einige zu Recht noch Angst vor der finanziellen Atombombe "Grexit" haben, die Finger der Staats- und Regierungschefs befinden sich bereits auf dem roten Knopf, bedauert De Morgen. Niemand hat sich aber bislang getraut, abzudrücken. Die Zeit drängt, denn den griechischen Banken droht der finanzielle Kollaps.
Nach Ansicht von Het Nieuwsblad sind jetzt alle Augen auf Angela Merkel gerichtet. Sie ist es, die maßgeblich über den Ausgang der griechischen Krise entscheiden wird. Auch wenn sie wollen würde, kann "Mutti" nicht unbedingt helfen. Für weitere Hilfen braucht die deutsche Kanzlerin nämlich grünes Licht vom mächtigen Bundestag - und das ist alles andere als reine Formsache. Ein Grexit würde Merkel aber einen unliebsamen Platz in den Geschichtsbüchern bescheren. Nämlich den einer deutschen Regierungschefin, unter der die europäische Integration plötzlich eine Kehrtwende machte.
Belgien-Etappe: Volksfest und Massensturz
"Die Tour de France in Belgien: ein Fest für die Zuschauer, Chaos pur für die Rennfahrer", fasst De Standaard den Montag auf seiner Titelseite zusammen. Nach einem spektakulären Massensturz kurz vor der Ankunft an der Mauer von Huy musste das Rennen zeitweise unterbrochen werden. Sechs Fahrer wurden so schwer verletzt, dass die Frankreich-Rundfahrt für sie bereits gelaufen ist. Auch der bis dahin im Gelben Trikot fahrende Fabian Cancellara musste aufgeben. Der Schweizer hat sich beim Sturz zwei Rückenwirbel gebrochen. Abgesehen von dem Massensturz hat sich Belgien als Fahrrad verrückte Nation mal wieder von seiner besten Seite gezeigt, urteilt L'Avenir. Alle Zeitungen veröffentlichen lange Fotostrecken. "Ein Volksfest über 160 Kilometer", schreibt Het Nieuwsblad. Von Antwerpen bis Huy haben Hunderttausende Menschen den Radfahrern zugejubelt.
Jede vierte Geschwindigkeitsübertretung in Belgien wird von einem Firmenwagen begangen, berichtet Het Laatste Nieuws. Und das obwohl nur 15 Prozent aller Fahrzeuge im Land Firmenwagen sind. Die Zeitung vermutet, dass einige Unternehmen die Knöllchen ihrer Mitarbeiter übernehmen, was die Risikobereitschaft einiger Autofahrer erklären würde.
Felix De Laet erobert die Welt
Het Nieuwsblad berichtet über Felix De Laet. Ein Belgier, der derzeit überall in Europa die Charts stürmt, hierzulande unter seinem richtigen Namen aber noch kaum bekannt ist. Mit seinem Titel "Are You With Me" steht De Laet alias Lost Frequencies in Großbritannien, Deutschland, Österreich, Polen und natürlich Belgien auf Platz eins der Hitlisten. Er ist damit der weltweit meist gehörte belgische Künstler - noch vor Superstar Stromae.
Alain kniebs - Bild: Andreas Solaro (afp)