"Hitzerekord fast geknackt", titelt Het Belang van Limburg. "Am Samstag bekommen wir wieder 38 Grad", so die Schlagzeile von L'Avenir.
Viele Zeitungen beschäftigen sich nach wie vor mit der Hitzewelle. Ausgiebig sogar: L'Avenir etwa bringt ganze sechs Sonderseiten zu dem Thema. In Kleine-Brogel in der Provinz Limburg wurden gestern 38,1 Grad gemessen. Der Rekord in Belgien liegt um nur ein Zehntel Grad höher. 2009 waren es 38,2.
Belgien schwitzt
Viele Blätter bringen Fotostrecken, die Menschen bei Sommervergnügen zeigen. Einige Berufsgruppen haben demgegenüber im Augenblick nichts zu lachen. La Dernière Heure spricht von den "Kriegern der Hitzewelle". Dazu zählen etwa Frittenbuden-Betreiber, Pizzabäcker oder Straßenarbeiter. Eine Reporterin von Gazet van Antwerpen hat den Härtetest gemacht, in Form eines Selbstversuchs: Einen Tag lang hat sie einen Arbeitertrupp auf der Autobahn E34 begleitet. Bei Asphaltierungsarbeiten wird der Teer auf 180 Grad erhitzt.
Übrigens, notiert Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel, wer sind eigentlich diese Straßenarbeiter, die bei 40 Grad im Schatten malochen? Wer bringt auch bei diesen tropischen Temperaturen Ihren Müll weg? In den meisten Fällen kann man davon ausgehen, dass die Muttersprache dieser Männer weder Niederländisch noch Französisch ist. Seit dem Jahr 2000 ist die Bevölkerung um eine Million Einwohner gewachsen. Das darf kein Problem, sondern sollte ein Trumpf sein.
"Die Kraftwerke leiden auch unter der Hitze", so die Schlagzeile von L'Echo. Erstens: Im Moment wird mehr Elektrizität verbraucht, als normalerweise üblich; größte Stromfresser sind Kühlschränke und Klimaanlagen. Und zweitens: Die Hitze sorgt auch für Pannen in den Kraftwerken oder in den Leitungen. Heißt also: Insgesamt steht das Stromnetz ziemlich unter Druck.
Het Nieuwsblad stellt sich indes die Frage, ob sich auch der Dresscode dem Wetter anpassen darf: "Im Büro in Shorts - ja oder nein?" An dieser Frage scheiden sich die Geister. "Wer will denn in einer Bank von einem Angestellten in Hawai-Shorts beraten werden?", fragt ein Fachmann für Etiquette am Arbeitsplatz. "Es gibt auch durchaus modische Bermudas", hält ein Stylist dagegen.
"Wir Nordeuropäer sind einfach nicht für ein solches Wetter gemacht", glaubt La Dernière Heure in seinem Leitartikel. Ohne Regen, genauer gesagt die ominöse "Drache Nationale", fehlt uns was. Denn seien wir mal ehrlich: Warum sollte man unter diesen Umständen noch von einem Urlaub im Süden träumen?
Von wegen nette Mädchen...
Bemerkenswerte Schlagzeile auf Seite eins von Le Soir: "Einer von vier jugendlichen Straftätern in Brüssel ist ein Mädchen", schreibt das Blatt unter Berufung auf eine Studie des Nationalen Instituts für Kriminalistik und Kriminologie. Hier werde mal mit einem Vorurteil aufgeräumt.
Und als hätte man eine Bestätigung gebraucht: In Flandern machen Bilder die Runde, auf denen zwei 14-jährige Mädchen zu sehen sind, die ein drittes brutal verprügeln. "Schockierender Internetfilm zeigt Aggression gegen 16-jähriges Mädchen", schreibt auch Gazet van Antwerpen auf Seite eins. "Auf der Straße verprügelt, ohne das jemand eingegriffen hätte", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Die Bilder wurden in Willebroek aufgenommen, zwischen Brüssel und Antwerpen. Het Laatste Nieuws hat den Film einem Psychiater gezeigt. Sein Urteil: "Die Mädchen sind äußerst gefährlich; und sie zeigen kein bisschen Mitgefühl."
Athen Vs. Eindhoven
Die Griechenlandkrise ist nach wie vor auch Thema in den Zeitungen. "Zwischen Fatalismus und Nervenzusammenbruch", so fasst Le Soir die Stimmungslage in Hellas zusammen. Het Belang van Limburg sieht einen Clash zwischen Athen und... Eindhoven. Zu sehen ist ein Foto, das den griechischen Finanzminister Varoufakis und Eurogruppenchef Dijsselbloem zeigt. "Wenn die Griechen mit 'Nein' stimmen, dann gibt es für sie keine Basis mehr für den Euro", wird der Mann aus Eindhoven zitiert.
"Der Internationale Währungsfonds liefert den Griechen Munition", schreibt derweil De Morgen. Nach einer Studie des IWF braucht Griechenland in den kommenden drei Jahren mindestens weitere 60 Milliarden Euro. Der IWF bekommt die Wirklichkeit jetzt schon von den eigenen Experten unter die Nase gerieben, notiert die linksgerichtete Zeitung in ihrem Leitartikel. IWF-Chefin Christine Lagarde, die in der Öffentlichkeit den Griechen den Hintern versohlen will, muss in den Hinterzimmern zugeben, dass die Situation in Athen durchaus sehr dramatisch ist. Die Geberländer sollten sich wirklich einmal die Frage stellen, ob die Griechen die Einzigen sind, die Zugeständnisse machen müssen.
"Bomben reichen nicht"
Fast alle Zeitungen berichten heute auch über das vorläufige Ende der belgischen Militärmission im Irak. Belgien hatte sich ja an der internationalen Koalition unter Führung der USA gegen den Vormarsch der Terrororganisation IS im Mittleren Osten beteiligt. Sechs belgische F-16 haben in den letzten neun Monaten insgesamt 300 Kampfeinsätze durchgeführt. "Mission erfüllt", schreibt Het Nieuwsblad. "Mitte nächsten Jahres beginnt eine neue Mission im Irak", weiß La Libre Belgique.
Het Nieuwsblad vermisst in dem Ganzen aber immer noch eine wirklich erfolgversprechende Strategie. Mit Bomben allein gewinnt man keinen Krieg. Beschränkt man sich auf Luftangriffe, dann stößt man früher oder später an Grenzen. Im Grunde beruhigen die westlichen Staaten hier nur ihr Gewissen, nach dem Motto: "Wir müssen doch etwas tun." Es wird Zeit, dass man jetzt auch mal über Bodentruppen nachdenkt, die aber unbedingt begleitet sein müssen von einer diplomatischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Offensive. Gerade im Mittleren Osten hat man allein mit Gewalt noch nie einen Blumentopf gewonnen.
Roger Pint - Bild: Bruno Fahy (belga)