"Gold", steht heute auf vielen Titelseiten. "Europäisches Gold für Charline Van Snick", schreibt etwa Het Belang Van Limburg. "Erster Europa-Meistertitel für Charline Van Snick", so auch die Schlagzeile von L'Avenir.
Die Lütticher Judoka Charline Van Snick ist in Baku in Aserbaidschan Europameisterin in der Kategorie unter 48 Kilogramm geworden. Für die 24-Jährige ist es ein eindrucksvolles Comeback, wie viele Zeitungen hervorheben. "Van Snick ist nach der Affäre wieder an der Spitze", schreibt etwa Het Nieuwsblad auf Seite eins. Besagte Affäre, das ist ein positiver Dopingbefund. Bei Charline Van Snick wurde Kokain nachgewiesen; sie ging aber in Berufung und das höchste Sportgericht sprach sie von dem Verdacht frei. Le Soir spricht denn auch jetzt von einer "Goldenen Revanche".
"Zwischen Abgrund und Abkommen"
Derweil bleibt auch weiter Griechenland im Fokus. "Immer noch kein Abkommen zwischen Griechenland und seinen Geldgebern", stellt Le Soir auf seiner Titelseite fest. "Der griechische Thriller geht ins entscheidende Wochenende", schreibt De Standaard. Für La Libre Belgique bleiben "noch drei Tage, um Griechenland aus der Sackgasse heraus zu manövrieren". De Morgen formuliert es etwas blumiger: "Herumlavieren zwischen Abgrund und Abkommen", schreibt das Blatt. De Standaard glaubt die Ursache für das Gewurstel zu kennen: "Das Vertrauen ist futsch".
Was für ein Trauerspiel, beklagt La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Klar: Von Außen hat man gut reden; jeder weiß, dass es gerade in dieser Angelegenheit keine einfachen Lösungen gibt, die sich in Form einer Thekenparole zusammenfassen ließen. Nichtsdestotrotz: Die 28 Mitgliedsländer geben im Moment ein trauriges Bild ab. Das gilt im Übrigen auch in der Flüchtlingsproblematik. Hier sind viel zu viele Eigeninteressen im Spiel; von Solidarität keine Spur. Die EU sollte endlich wieder ihrem selbstgewählten Namen gerecht werden; im Augenblick ist man allenfalls eine Union des Mittelmaßes.
Wer glaubt denn jetzt noch, dass Europa immer noch nach einer tiefer gehenden Integration strebt?, fragt sich auch De Standaard. Inzwischen gilt doch nur noch die Parole: "Jeder für sich". Man wird den Verdacht nicht los, dass Europa seine Zukunft hinter sich hat. Wir erleben hier gerade eine Schubumkehr des europäischen Einheitsgedankens. Wer die blutige europäische Geschichte kennt, der kann die damit gebundene Gefahr nicht kleinreden.
"Weg mit dem Schwurgericht!"
"Justizminister Geens will Schwurgerichte abschaffen", titelt Het Belang van Limburg. Prozesse vor einer Volksjury, das soll künftig die absolute Ausnahme sein; die Prozedur soll nur noch angewendet werden, wenn es sich bei dem Opfer des Verbrechens um ein Kind oder einen Polizeibeamten handelt. Ein Grund ist, dass bei einem Schwurgerichtsprozess ein enormer Aufwand betrieben werden muss; und das ist schlicht und einfach zu teuer.
Ob man damit wirklich Geld spart, ist aber fraglich, meint Het Belang Van Limburg in seinem Leitartikel. Nicht vergessen: Bei einem Schwurgerichtsprozess ist keine Berufung möglich, lediglich eine Beschwerde vor dem Kassationshof. Heißt: Wenn jetzt Strafgerichte nahezu alle Verbrechensfälle übernehmen, die bislang von Schwurgerichten behandelt wurden, dann dürfte die Zahl der Berufungsverfahren spürbar zunehmen.
Beängstigende Schlagzeile auf Seite eins von Le Soir: "In Belgien gibt es 300.000 unangemeldete Waffen", schreibt das Blatt. Die Zahl ergibt sich, grob zusammengefasst, aus der Differenz zwischen einer Zählung, die 2005 stattgefunden hat, und dem heutigen Stand. Dabei zeigt sich, dass sich 300.000 Waffen da irgendwie in Luft aufgelöst zu haben scheinen.
"Uber über alles"
Vor allem die frankophonen Zeitungen beschäftigen sich ausgiebig mit den gewaltsamen Kundgebungen gestern in Frankreich. Dort haben Taxifahrer mit zum Teil drastischen Mitteln gegen den Online-Fahrdienst Uber protestiert. Über eine Smartphone-App vermittelt das amerikanische Unternehmen Mitfahr-Möglichkeiten. Die Taxi-Fahrer betrachten dies als unlautere Konkurrenz.
"Uber über alles", bemerken denn auch Le Soir und L'Avenir. Man sollte mal bitte nicht naiv sein, mahnt etwa Le Soir. Mit einer klassischen Mitfahrzentrale hat Uber nichts zu tun. Hier verdienen sich Leute systematisch ein Zubrot, und das in den meisten Fällen vollkommen an der Steuer vorbei. Aber Vorsicht: Den Fortschritt aufzuhalten, das ist bislang in den seltensten Fällen gelungen. Wer Uber verbieten will, der ist auf dem Holzweg; wer aus den Uber-Chauffeuren Taxifahrer machen will, der kann nur scheitern. Vielmehr sollte der Staat hier reglementieren.
La Dernière Heure sieht das ähnlich. Die Frage ist in der Tat, ob hier nicht ein Rückzugsgefecht im Gange ist. Es steht zu befürchten, dass Uber nicht aufzuhalten ist. Mit ihren zum Teil ausartenden Protesten schaden sich die Taxifahrer im Augenblick in erster Linie selber, glaubt L'Avenir. Uber steht im Augenblick da wie so eine Art Robin Hood, der darauf bedacht ist, seine Kunden möglichst billig zu transportieren. Das mag das amerikanische Unternehmen in den Augen der Bevölkerung fast schon sympathisch machen. So sehr die Taxifahrer mit ihrem Protest auch Recht haben, durch die Wahl ihrer Mittel stellen sie sich eigentlich nur ins Abseits.
Viele Zeitungen schließlich berichten über den Auftakt des Rockfestivals in Werchter. Het Nieuwsblad spricht auf Seite eins von einem "schwülen Start für Rock Werchter"; die Temperaturen waren ja dann doch endlich mal sommerlich. Einige Zeitungen haben auch schon ein erstes Highlight der diesjährigen Ausgabe gesehen: Florence Welch von der Band Florence and the machine; ihr Foto prangt auf den Titelseiten von De Standaard und Het Belang van Limburg. "Florence bringt die Festivalwiese zum Kochen", schreibt De Morgen.
Roger Pint - Bild: Eric Lalmand (belga)